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uni'alumni 2013

Konfrontation in der Freiburger ­Innenstadt: Teilweise führten die ­Demonstrationen zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Foto: Fiek Porträtfotos:alleprivat Dr. Michaela Glöckler Foto: 2010 Heiligt der Zweck die Mittel? „Ich erinnere mich gut an die Auseinan­ dersetzungen über die gesellschaft­ liche Relevanz unserer Studienfächer. Man sah sich attackiert und in Erklä­ rungsnot. Auch das Sprengen von Vorlesungen war mir unangenehm – nicht wegen der berechtigten Fragen meiner Kommilitoninnen und Kommi­ litonen, sondern wegen der unfrei machenden Art der Attacken. Wie will man bessere Verhältnisse herbei­ führen, wenn man sich aggressiver und übergriffiger Methoden bedient? Die alte Frage, ob der Zweck die ­Mittel heiligt, ging mir in dieser Zeit nicht aus dem Kopf. Ich fasste damals den Entschluss, mich zu engagieren, um die gesellschaftlichen Strukturen von innen her – evolutionär – zu ver­ ändern. Das revolutionäre Potenzial schätzte ich sehr – die Art jedoch, wie es bei uns an der Uni überwiegend gelebt wurde, empfand ich nicht als zukunftsweisend.“ Dr. Konrad Koch Foto: 1960 Vom Frischmilchtrinker zum RAF-Anwalt „Die Vorgänge 1968 bekam ich nur indirekt mit, weil ich im Staatsexamen war. Damals wohnte ich bei einer über 70-jährigen verwitweten Wirtin, mit der ich Küche und Bad teilte. Mein Zimmernachbar war ein anständiger und höflicher Jurastudent, der regel­ mäßig die Frankfurter Allgemeine Zeitung las und viel Frischmilch trank. Eines Tages kam er aufgeregt nach Hause und berichtete begeistert von einer Demonstration in Freiburg ­gegen die Preiserhöhung bei der Straßenbahn und dass dort Scheiben eingeschlagen worden seien. Ab März 1968 hörte ich nichts mehr von ihm, weil er den Studienort wechselte. Jahre später erfuhr ich, dass er als RAF-Verteidiger in einer Kanzlei in Stuttgart tätig war, danach in Stamm­ heim inhaftiert wurde und anschlie­ ßend vorübergehend Berufsverbot erhielt.“ Dr. Karl Heinz Hesselbacher Foto: 1968 Bürger, lasst das Gaffen sein „Ich nahm damals an vielen Demons­ trationen und Sit-ins teil. Da ich als Bartträger überaus verdächtig war, wurde ich einige Male von Polizisten aus der Menge herausgegriffen, jedoch immer wieder von anderen Demons­ trantinnen und Demonstranten der Po­ lizei entrissen. Sprüche, die wir riefen, waren: ‚Bürger, lasst das Gaffen sein, kommt herunter, reiht euch ein‘, ‚Mos­ kau hat uns angeheuert, deshalb sind wir ferngesteuert‘ oder ‚Unter den ­Talaren ist der Muff von 1.000 Jahren‘. Bei einer der Demonstrationen am Bertoldsbrunnen wurde ich durch einen Wasserwerfer sehr nass. Das hat ­richtig Spaß gemacht, aber die Klei­ dung hat danach übel gestunken.“ Dirk Gaerte Foto: 1970 Das Hirschfänger-Attentat „Vom Wintersemester 1968 bis zum Sommersemester 1974 habe ich zu­ weilen weniger studiert, als vielmehr diese Zeit hochschulpolitisch in der Demokratischen Mitte, vor allem als Mitglied im Studentenrat und Großen Senat, sehr intensiv erlebt. Am Ende der ‚Studentenrevolte‘ wurde Freiburg wegen des ‚Hirschfänger-Attentats‘ bekannt – so nannte es die BILD-­ Zeitung. Ins Audimax drängten bei ­einer Großveranstaltung – es gab eine bis zwei pro Woche – etwa 1.200 Personen, davon 200 bis 300 hinter das Rednerpult. Dabei stach ein bis heute unbekannter Student seinem ‚Gegner‘ mit einem Hirschfänger in den Allerwertesten.“ 20

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