Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'alumni 2013

Nikolaus Piper hat in der Mensa gerne ­Gulaschsuppe gegessen. Foto: Süddeutsche Zeitung Meine Mensa: Nikolaus Piper Gulaschsuppe, Chlorgeruch und politische Ideen GröSSen der Geschichte: Hans Spemann Warum sich der 1869 in Stuttgart gebo­ rene Zoologieprofessor Hans Spemann schon früh in seiner wissenschaftlichen Laufbahn mit Amphibien beschäftigte, ist nicht dokumentiert. Dass er damit sehr erfolgreich war, ist dagegen auch heute noch weit über Expertenkreise ­hinaus bekannt. 1935 bekam der ab 1919 in Freiburg forschende und lehrende Wissenschaftler als erster Entwick­ lungsbiologe den Nobelpreis für Physio­ logie oder Medizin. Spemann hatte herausgefunden, dass Zellen bestimmter transplantierter Keimbereiche des Molch­ embryos auf benachbarte Zellen Ein­ fluss nahmen. Solche Zellgruppen, die andere Zellen umfunktionieren können, bezeichnete er als „Organisator“. „Für sei­ ne Zeitgenossen und auch aus heutiger Sicht waren das epochale Erkenntnisse“, sagt der Freiburger Entwicklungsbio­logie Prof. Dr. Klaus Sander. Hans Spemanns Enkel Wolf hat seinen Großvater als einen Wissenschaftler in Erinnerung, der sich selbst als „Natur­ forscher“ bezeichnete und ständig in ­seine Arbeit vertieft war. „Er war ein ­großer, schlanker Mann, der sehr witzig sein konnte.“ Trotz seiner intensiven Forschung habe er sich Zeit für die Fami­ lie genommen. „Er hat für mich mit einem ganz feinen Strich eine wunderschöne Glockenblume gezeichnet, die ich immer aufbewahrt habe.“ Das künstlerische ­Talent gab der Nobelpreisträger an seine vier Kinder weiter: Sie wählten Berufe, die die Fähigkeit zum Zeichnen oder zum künstlerischen Gestalten voraussetzen. Naturforscher und Nobelpreisträger Eva Opitz Mädchen mögen Milchreis – immer freitags in der Mensa. Foto: Kunz Es gibt außer Freiburg noch andere schöne Städte. Eine davon heißt New York. Dort arbeite ich seit fast sechs Jahren als Korrespondent der Süddeut­ schen Zeitung, was ich als Privileg be­ trachte. Auch meine Zeit in Freiburg machte mich zu einem privilegierten Menschen. Hier habe ich bei der Badi­ schen Zeitung meinen Beruf gelernt, im Sommersemester 1978 meinen Ab­ schluss als Diplomvolkswirt gemacht und gutes Essen kennengelernt. Letz­ teres allerdings nicht unbedingt in der Mensa. Um ehrlich zu sein: Meine Erinne­ rungen an die Mensa sind gemischt. Der stärkste Eindruck war, dass es meist nach Chlor roch. Bemerkenswert war auch das Spalier von Bücher­ tischen kommunistischer Gruppen, das man auf dem Weg zur Essensausgabe durchschreiten musste. Gerne mochte ich die Gulaschsuppe, die es nach mei­ ner Erinnerung häufig samstags gab. Dagegen weigerte ich mich, den Milch­ reis zu essen, der immer freitags aus­ gegeben wurde und für den – aus Gründen, die ich bis heute nicht heraus­ gefunden habe – besonders Mädchen schwärmten. Wie schon angedeutet, war die ­Mensa in den Siebzigern ein Forum für alle möglichen politischen Ideen. Mein vielleicht kuriosestes Erlebnis in dieser Hinsicht: Am 1. Mai 1975 ging der ­Vietnamkrieg mit der Niederlage der amerikanischen Truppen zu Ende. Tags drauf standen zwei Kommilitonen aus einer Gruppe, die sich „Kommu­ nistische Partei Deutschlands“ nannte, in der Mensaeinfahrt und schwenkten Flaggen, eine rote und eine blau-rote mit dem Stern des Vietcong, um den Sieg des kommunistischen Nordens zu zelebrieren. Ich fragte einen der ­beiden, ob er komplett verrückt gewor­ den sei. Worauf dieser antwortete: „Na, du wirst dich noch wundern, wenn die Weltrevolution kommt.“ Seither warte ich auf die Weltrevolution. Bisher ­vergeblich. Hans Spemann erhielt als erster Entwick- lungsbiologe den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Foto: Universitätsarchiv Freiburg 21uni'alumni 2013 Alumni-Netzwerk

Pages