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uni'alumni 2016

Porträt Fernweh in Freiburg als reisejournalistin erkundete tamina kallert mehr als 70 länder – und zog wieder in ihre heimat Sie rennt, radelt, fliegt, taucht, kämpft sich durch den Dschungel, klettert auf Vulkane, beißt in gebratene Schafsköpfe, springt von Brücken und lässt sich schon mal in einen Überlebensanzug schnallen, um zu testen, ob sie die Wellenwucht der Nordsee vor Helgoland bewältigen kann. „Bei dem Einsatz bin ich fast gestorben“, erinnert sich Tamina Kallert und lacht. Das Risiko reizte die Reisejournalistin schon immer mehr als das Schema F, bei dem einem vor Langeweile der Puls- schlag zu erlahmen droht. „Aber als Mutter von zwei kleinen Kindern versuche ich jetzt, mich etwas zurückzuhalten.“ nah am leben Seit zehn Jahren moderiert Kallert das Reisemagazin „Wunderschön“ im WDR – in der schnelllebigen TV-Branche eine Ewig- keit. 2015 sind zwei neue Formate dazu- gekommen, in denen sie die Welt erkundet und das Publikum an ihren Entdeckungen teilhaben lässt. Die Zuschauerinnen und Zuschauer lassen dankbar von sich hören: „Oft schreiben uns die Leute, dass sie un- seren Routen exakt gefolgt sind.“ Recherchieren, Menschen nahekom- men, nachfragen: Für die 41-Jährige ist das mehr als nur ihr Beruf – es scheint eine Art Lebensmotto zu sein. „Ich werde nie aufhören, das Neue zu suchen und darüber zu staunen.“ Dazu müsse sie nicht unbedingt eine exotische Insel oder eine pulsierende Millionenmetropole aufsuchen. 1995 schrieb sich Kallert an der Uni- versität ihrer Heimatstadt Freiburg für Geschichte und Anglistik ein. Bereits während ihres Studiums war sie als Re- porterin für den WDR unterwegs, pendelte zwischen Freiburg und Köln, wo sie sich nach einigen Semestern immatrikulierte. In den Seminaren und Vorlesungen in- teressierte sie sich aber nicht nur für die großen Zäsuren der Welthistorie, son- dern besonders für die scheinbar kleinen Geschichten: Wohnen, Essen, Arbeiten – die elementaren Facetten des Lebens. Diesen Ansatz nutzt sie auch heute, um ihre Sendungen zu gestalten. Sie will verstehen, was hinter einer Region, einer Kultur oder einer Mentalität steckt. „Jede Begegnung birgt eine Überraschung, et- was Unerwartetes. Darin steckt immer die Chance, etwas Neues zu lernen.“ Format mit substanz Im Laufe ihrer Karriere fand sie über sich selbst heraus, dass sie nicht für ei- nen Bürojob gemacht ist, selbst wenn der großes Renommee verspricht: Drei Monate lang arbeitete Kallert für das Goethe-Institut in New York/USA. „Ich sollte die deutsche Kultur repräsentie- ren, saß in einem wunderschönen Ge- bäude drin, war aber nicht mehr am Leben dran.“ Auch für die andere Seite des Spektrums, das „Sensationsfernse- hen“, hat die Journalistin wenig übrig. Angebote der privaten Sender trudelten ein, „mit viel Verdienst und hohem Lern- effekt“, doch nach einiger Zeit kehrte Kallert zum WDR zurück, um an Formaten mitzuwirken, die mehr Substanz haben. kreis schließt sich im schwarzwald Nach Stationen in Köln, München, Berlin und Zürich/Schweiz ist Kallert 2014 zusammen mit ihrem Mann und den zwei Kindern nach Freiburg gezo- gen. Sie lebt ein paar Kilometer von ih- rem früheren Elternhaus entfernt, wo sie als kleines Mädchen im Matsch spielte und auf Bäume kletterte. Heute sieht sie ihrer Tochter und ihrem Sohn dabei zu. „So schließt sich der Kreis.“ Obwohl sie ihre Koffer nach wie vor oft für den Beruf packen muss, schätzt Kallert den neuen Lebensmittelpunkt. „In der Heimat anzu- kommen ist ja genauso schön, wie in die Ferne zu reisen.“ Es passt zu ihr, dass sie nicht die gla- mourösen Erlebnisse zu den Höhepunk- ten ihrer Karriere zählt. Einmal drehte sie in einem Weingut an der Mosel. Der junge Winzer und seine hochschwangere Frau zeigten ihr die Gegend. Die Journalistin fand viele Anknüpfungspunkte, schließ- lich hatte der Winzer, ebenso wie sie, als Kind die Waldorfschule besucht. Kallert und ihre Crew zogen weiter. Drei Tage später blinkte eine SMS auf ihrem Handy: „Heute um 5.54 Uhr ist unsere kleine Tamina zur Welt gekommen.“ Rimma Gerenstein Willkommen und abschied: Für tamina kallert ist es genauso schön, zu hause anzukommen, wie in die Ferne zu reisen. Foto: Sandra Meyndt 20

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