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uni'alumni 2016

Maerz: Als AStA hatten wir zwar ein Budget. Da aber das Rektorat die Aufsicht über uns hatte, mussten wir jede Kleinigkeit genehmigen lassen. Vor der Anschaffung einer Sackkarre für unsere Zeitung „u-asta-info“ mussten wir drei Kostenvor- anschläge einholen. Für die u-asta-Arbeit hatten die Studierenden bereits in den 1970er Jahren den eingetragenen Verein „Kasse der Studierenden“ gegründet. Dem konnten die Referentinnen und Referenten des offiziellen AStA ihre Aufwandsent- schädigung von ein paar hundert Mark im Semes- ter spenden. Bei Festen und Konzerten des u-asta ging der Überschuss ebenfalls als Spende in die Vereinskasse. Was waren ihre hochschulpolitischen Ziele vor mehr als 15 Jahren? Maerz: Zum einen die Abschaffung der Studienge- bühren. Zum anderen wollten wir Finanzautonomie, mehr Mittel für unsere Arbeit und ein selbstständi- ges Organ sein. Die VS mit hochschulpolitischem Mandat sollte wieder eingeführt werden. Da waren wir uns alle einig. Allerdings waren das allgemein- politische Mandat und die Zwangsmitgliedschaft der Studierenden selbst im u-asta umstritten. Frau osterholt, wie schwierig war es, nach Wiedereinführung der vs eine neue struktur aufzubauen? anna-lena osterholt: Es lagen ganz unterschied- liche Modelle für eine zukünftige Studierendenver- tretung auf dem Tisch. Die wichtigsten waren ein Studierendenparlament, in das die Hochschulgrup- pen nach dem Verhältniswahlrecht gewählt würden, sowie Modelle eines Studierendenrats mit festgeleg- ter Stimmenzahl für die mehr als 30 Fachbereiche. Wie kam die entscheidung zustande? osterholt: Es gab im Juni 2013 in der ganzen Uni- versität einen aufgrund der durchgängigen Plaka- tierung sehr bunten Wahlkampf. Die Urabstimmung ergab ein Votum für den StuRa. Es hat jedoch noch eine Weile gedauert, bis die Geschäftsordnung stand und die konkrete Arbeit geregelt war. Zehn Plätze sind zusätzlich für politische Hochschul- gruppen reserviert. Ihre Vertreterinnen und Vertreter beteiligen sich aktiv an den Diskussionen und prägen die Meinung der VS mit. Der Mitgliedsbeitrag der Studierenden wurde auf sieben Euro im Semester festgesetzt. Durch diese Einnahmen können wir externe Gruppen mit Anträgen zu politischen, sportlichen oder kulturellen Projekten fördern. Maerz: Wir haben in den 1990er Jahren die Ein- führung der VS für völlig unrealistisch gehalten, auch wenn wir darauf beharrt haben. Dass eine Regierung sogar dem politischen Mandat zustim- men würde, haben wir nie für möglich gehalten. Bei unseren wichtigsten Initiativen wie der Unter- schriftensammlung für eine doppelte Staatsbürger- schaft oder dem Kampf gegen die Studiengebühren mussten wir immer als u-asta agieren und wurden von vielen nicht als offizielle Studierendenvertretung wahrgenommen. Das galt auch für unsere Proteste gegen eine Verschulung des Studiums infolge der Bologna-Reform. Und wir haben schon damals die Trassenführung der Stadtbahn über den Rotteck- ring befürwortet und die Rempartstraße besetzt, um für ihre Sperrung einzutreten. Aber viele haben uns nicht ernst genommen, da wir nach ihrer Auf- fassung nur ständig Kontra gaben. sind jetzt alle erwartungen erfüllt? osterholt: Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, dass die Politik das allgemeinpolitische Mandat im Landeshochschulgesetz festgeschrieben hat. Die Anerkennung unserer Arbeit ist uns wichtig. Wir sind jetzt eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und ein verantwortlicher Teil der Universi- tät. In der täglichen Praxis gibt es jedoch keinen riesengroßen Unterschied zwischen der Arbeit des u-asta und der der VS. Unsere Vorstandsmitglieder bekommen jetzt allerdings statt 200 Mark 450 Euro im Monat, ähnlich wie bei einem Minijob. Aber auch dieses Engagement muss man sich leisten können. Maerz: Ich musste noch meinen Vater um Erlaub- nis bitten, Mitglied im Vorstand des u-asta werden zu dürfen. Finanziell hätte ich mir das sonst nicht leisten können, da sich das Studium dadurch ver- längerte. Nachträglich bin ich immer noch froh über diese Erfahrung. Ich habe gelernt, öffentlich aufzutreten und im Senat vor der Professoren- schaft zu bestehen, und bin organisatorisch fit ge- worden. Das waren viele Praktika in einem. Die studiengebühren sind weg, die vs ist eingeführt. Was bleibt zu tun? osterholt: Wir haben die Lehramtsreform sehr kri- tisch begleitet und hätten sie am liebsten verhindert. Wir setzen uns jetzt dafür ein, die Anwesenheits- pflicht aufzuheben. Es geht auch nicht an, dass man sich nur mit einem Attest, auf dem zudem die Symptome vermerkt sind, von der Prüfung abmel- den kann. Die jüngst verabschiedete Zivilklausel der Universität ist uns zu allgemein verfasst. Auch die Forderung nach einem landesweiten Semes- terticket bleibt ein Thema. » www.stura.uni-freiburg.de uni-splitter uni‘alumni 2016 anna-lena osterholt studiert im 5. semester Deutsch und Politik/Wirt- schaftswissenschaften für das gymnasiale lehr- amt. nach der einführung der verfassten studieren- denschaft war sie 2014/15 Mitglied des vorstands der studierendenvertre- tung und hat am studie- rendenrat berichtend und beratend teilgenommen. Zurzeit ist sie referentin für lehramtsstudierende. susanne Maerz ist promovierte skandinavis- tin und war 1998/99 u-asta-vorstand und asta-vorsitzende. seit dem abschluss ihres studiums 2001 arbeitet sie als Zeitungs- und Zeitschriftenredakteurin. 27

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