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uni'leben 05-2011

05 2011 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 10 von Benjamin Klaußner Neugierig betrachtet der Junge im Bus nach Freiburg Juliane Klatts Uniform. Dann traut er sich, die Range- rin nach ihrer Pistole zu fragen. „Sonn- tags hab ich keine dabei“, scherzt sie. Das Kind aber ist gut informiert, fragt nach Waffentyp, Reichweite und Feuer- kraft. Bis die Studentin zugeben muss, dass sie keine Ahnung davon hat. Und das als Rangerin Stürmen, Touristen und wilden Tieren ausgeliefert? „Im Schwarzwald ist es nicht gefährlich, höchstens, wenn man sich mal verirrt“, sagt die 23-Jährige. Eher Touristenranger als Parkranger Juliane Klatt trägt ein mint-grünes Hemd mit Namensschild, khaki-far- bene Bermudas und schwarze Turn- schuhe. Sie studiert Physik an der Universität Freiburg, die Rangeruni- form streift sie nur für einen Monat im Sommer über. Während des Studiums denkt sie darüber nach, wie man mit dem Elektroenzephalogramm (EEG) epileptische Anfälle vorhersagen könn- te. Ihre Bachelorarbeit hat sie dieses Jahr über Quantenmechanik und Na- notechnologie geschrieben. Auf dem Feldberg beschäftigen sie eher dessen Hauptattraktionen: wilde Orchideen und Auerhähne. Wozu gibt es dort Ranger? „Die Präsenz ist wichtig, schon um zu zei- gen, dass es ein besonderes Gebiet ist.“ Das halte die Touristen davon ab, abseits der offiziellen Wege zu wandern oder Pflanzen mitgehen zu lassen. Im Winter passen die Ranger auf, dass die Skifahrer auf den Pisten bleiben, weil sie im Wald Tiere auf- schrecken könnten, die sowieso nur mit Mühe überleben. Sie seien eher Touristenranger als Parkranger, meint Klatt. Deshalb bräuchten sie auch kei- ne Waffen. „Im Prinzip ist das bezahlter Urlaub“ Während der dreiwöchigen Ausbil- dung zur Hilfsrangerin im Haus der Natur auf dem Feldberg lernte die Studentin Pflanzen und Tiere der Re- gion kennen – Basiswissen, um Neu- gierigen Auskunft geben zu können. „Die Leute sprechen uns häufig an. Generell werden zu allem, was bunt ist, Fragen gestellt.“ Außerdem lernte sie, Führungen ganz unterschiedlich zu gestalten – für Schulklassen gibt es zum Beispiel „Tiere unter der Lupe“ oder „Wald mit allen Sinnen“. Auch Erste Hilfe muss sie leisten können: „Teilweise überschätzen sich die Leute und bekommen dann einen Kreislauf- kollaps.“ Im schlimmsten Fall müsste Juliane Klatt sie wiederbeleben und die Bergwacht rufen – das sei ihr aber zum Glück noch nie passiert. Während der Hauptsaison von Juli bis September und von Dezember bis Februar arbeiten zwei bis drei Ranger auf dem Feldberg. Im Sommer laufen sie acht, im Winter sechs Stunden täg- lich Streife. Die Studentin macht gerne draußen Sport, sie wandert, klettert, geht mountainbiken, Rennrad oder Ski fahren. Der Schwarzwald und die Vo- gesen waren der Grund dafür, dass sie zum Studium von Cottbus nach Freiburg zog. Der Sommerjob fühle sich nicht wie Arbeit an, weil er so viel Spaß mache – „im Prinzip ist das bezahlter Urlaub“, sagt sie. Knapp 40 Euro bekommt sie am Tag. Schwierig seien nur manchmal Leh- rer, die bei Schulklassen-Führungen „öfter mal reinquatschen“. Und Touris- ten aus der Region, die Juliane Klatt wegen des starken Dialekts kaum ver- steht. Ein Job fürs Leben? Den Job, den der Hauptranger hat, findet sie „ziemlich cool“, weil er mit den Aus- stellungen im Haus der Natur und den Führungen seine kreative Ader ausle- ben könne. „Aber was einen normaler- weise erwartet, wenn man Forstwis- senschaft studiert, ist nicht das, was ich machen möchte.“ Auerhähne statt Quantenmechanik menschen Vom Zettelkasten zur Online-Ausleihe Hans-Adolf Ruppert hat die technische Entwicklung der Universitätsbibliothek Freiburg geprägt Die Physikstudentin Juliane Klatt jobbt als Rangerin auf dem Feldberg von Sarah Kamp „Eigentlich wollte ich ja Physiker wer- den“, sagt Hans Adolf Ruppert, stell- vertretender Leiter der Universitätsbi- bliothek Freiburg (UB) und Leiter ihres IT-Dezernats. Als er im Laufe seines Physik- und Mathematikstudiums nach Freiburg kam – nach Stationen in Mün- chen und Darmstadt –, zog es ihn aber zur Informatik: „Physik war mir doch zu theoretisch, die Informatik hat mir die Möglichkeit geboten zu programmieren und zu gestalten.“ Als Ruppert 1976 dabei war, sein Studium zu beenden, kam der damalige UB-Leiter Prof. Dr. Wolfgang Kehr zu der Überzeugung, dass moderne Datenverarbeitung ein- mal eine wichtige Rolle im Bibliotheks- wesen spielen würde – für Hans-Adolf Ruppert „ein Direktor mit Weitblick“. OLAF ist für Studierende da Kehrs Ziel war zunächst die Einfüh- rung eines Systems, das die Auslei- he von Büchern vereinfachen sollte. Da ihm und seinem Team aber das nötige Know-how fehlte, beauftrag- te er das Rechenzentrum damit, ein elektronisches Ausleihsystem zu ent- wickeln. Ruppert, der seit 1973 als studentische Hilfskraft im Rechenzen- trum gearbeitet hatte – „damals noch mit Lochkarten“ –, besetzte die neue Stelle als Systementwickler. „Heute Abschlussprüfung, morgen schon ei- nen Job – das gibt es heute auch nicht mehr“, sagt er. Nach knapp zwei Jahren präsen- tierte Ruppert mit seinem Programm OLAF (Online-Ausleihe Freiburg) das erste computergestützte Ausleihsys- tem der Albert-Ludwigs-Universität. Zu dieser Zeit hatten nur die Universi- täten Bielefeld, Heidelberg und Kons- tanz ähnliche Systeme. 1978 wurden Selbstbedienungsterminals im Kolle- giengebäude II (KG) in der damaligen Lehrbuchsammlung, heute Café Euro- pa, aufgebaut. Bei den Studierenden war OLAF ein voller Erfolg, sie waren von der schnelleren Ausleihe begeis- tert. Ruppert hatte für seine Diplom- arbeit noch Bücher über den Zettel- kasten und Zeitschriften per Fernleihe bestellt: „Allein das Bibliografieren hat drei bis vier Wochen gedauert, und dann kamen nach vier bis acht Wo- chen nur knapp zwei Drittel der bestell- ten Artikel.“ Während der 35 Jahre, die Ruppert an der Universität Freiburg arbeitet, konnte er neben OLAF noch mehr IT- Lösungen für das Bibliothekswesen entwickeln. Er ist für den Entwurf und die Umsetzung von „ReDI“ (Regionale Datenbank-Information Baden-Würt- temberg) verantwortlich, die Studie- renden den Zugang zu mehr als 700 bibliografischen und Faktendatenban- ken ermöglicht. Auch das international eingeführte Authentifizierungs- und Autorisierungsverfahren „Shibboleth“ hat er in Deutschland gemeinsam mit dem Deutschen Forschungsnetz initiiert und aufgebaut. Ein aktuelles Projekt ist der „Katalog plus“, der alle lizenzierten Informationen der Univer- sität bündelt und zu denen die Nutze- rinnen und Nutzer durch eine einzige Tür, sprich Eingabemaske, Zugang erhalten. Die UB der Zukunft Für diese Leistungen hat er 2010 den „Library Hi Tech Award“ der Deut- schen Gesellschaft für Informations- wissenschaft und Informationspraxis bekommen. Mittlerweile muss er die Programmierarbeiten auch nicht mehr allein in einem kleinen Kellerbüro im KG I durchführen. Er ist „kein Einzel- kämpfer mehr“, sondern steht einer eigenen IT-Abteilung vor. Was die Zukunft der Bibliothek an- geht, hat Ruppert eigene Vorstellun- gen: Die Bibliothek werde sich von einer Quelle der Informationen zur In- formationsvermittlerin und zum Lernort wandeln. Das Dokumentieren von neu- en Publikationen werde nicht mehr ihre entscheidende Aufgabe sein. Auf die Beschaffung von Literatur konzentriert sich Ruppert auch in seiner Freizeit. Wenn er zu Hause lesen will, geht er jedoch nicht an den Computer, son- dern ans Bücherregal. www.naturpark-suedschwarzwald.de/ bildungsangebote/haus-natur www.youtube.com/watch?v=t6JYpgIRvL0 Aus dem Kellerbüro in den vierten Stock: Hans-Adolf Ruppert hat in den vergan- genen 35 Jahren viel für die Universitätsbibliothek getan. Foto: Kamp Mit Uniform, aber ohne Waffe: Juliane Klatt passt als Hilfsrangerin am Feldberg auf, dass sich Touristen angemessen verhalten. Foto: KlauSSner Der Ranger im Internet Informationen zum Ferienjob als Hilfsranger: Hauptranger Achim Laber erklärt in einem nicht ganz ernst gemeinten Video Feldberg-Touristen die Verhaltensregeln: