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uni'leben 02-2016

02 2016 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 11 Tipps für ein friedliches Miteinander von Mensch und Tier gibt die Inter- netplattform „Wildtiere in der Stadt“. Die Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement der Univer- sität Freiburg hat den Service 2016 gestartet. Jürgen Schickinger sprach mit der offiziellen Ansprechpartnerin Geva Peerenboom, die gerade ihre Dissertation über „Wildtiermanage- ment im Siedlungsraum“ schreibt. uni’leben: Frau Peerenboom, tobt in den Städten so ein menschlich- tierischer Kleinkrieg, dass Tipps zur Schlichtung nötig sind? Geva Peerenboom: Nein, aber Menschen reagieren heute verunsi- cherter und besorgter, wenn sie im Siedlungsraum auf Wildtiere treffen. Zu solchen Begegnungen kommt es öfter, weil mehr Menschen als früher in Städten leben. Da hat es Fuchs, Dachs und Co. zwar schon immer gegeben, aber viele Städter haben heute kaum Erfahrung im Umgang mit Wildtieren. Im eigenen Garten ist Bambi be- drohlich, im Wald dagegen süß? In welchem Kontext solche Begeg- nungen stattfinden, ist wichtig. Men- schen nehmen Wildtiere unterschied- lich wahr: Den Fuchs im Garten findet die eine Hälfte gut, die andere steht ihm neutral oder ablehnend gegenüber. Auf dem Spielplatz fühlen sich Bürge- rinnen und Bürger mehrheitlich gestört – hier sehen sie Füchse als mögliche Krankheitsüberträger und sorgen sich um ihre Kinder. Sobald Wildtiere uns und besonders Kindern sehr nah kom- men, wächst die Ablehnung. Machen alle Wildtiere gleich viel Kummer? Manche Arten erregen öfter Ärger als andere – etwa Marder. Wenn die im Sommer ihre Jungen unterm Dach groß- ziehen, kann es laut werden, und die Ausscheidungen können stinken. Mar- der können auch Schäden verursachen, zum Beispiel an der Dämmung. Das kostet Geld. Dachse dagegen buddeln meistens nur kleine Löcher im Garten. Was können tierisch genervte Menschen tun? Gegen Marder hilft, alle Zugänge zum Gebäude mardersicher zu ver- schließen. Dabei sollte man aber kei- nen Marder einsperren. Um Tiere vom Garten fernzuhalten, sollte man dort alle Futterquellen entfernen. Man kann auch Stromzäune um Gemüsebeete installieren. Was sinnvoll ist, hängt von der Tierart ab. Hilft Ihr Portal bei der Tätersuche? Ja, in der Rubrik „Wer war das?“ zei- gen wir Fotos von Indizien: Pfotenab- drücke, Kratzspuren, Nahrungsreste und Losung, also den Tierkot. Die bes- ten Hinweise liefern oft Pfotenabdrü- cke und das Aussehen der Losung zusammen mit dem Fundort. Tierkot auf dem Dachboden spricht beispiels- weise für Steinmarder. Was halten Sie von „kreativer Ver- grämung“, also vom Vertreiben durch stinkende Chemikalien, Lärm oder Ultraschall? Wildtiere gewöhnen sich oft schnell an Störquellen. Eine nachhaltige Wir- kung ist nicht erwiesen, und uns sind nur wenige Erfolgserlebnisse bekannt. Wir raten nicht zur Vergrämung, aber man kann es ausprobieren. Dabei muss man das Tierschutzgesetz be- achten: Es ist verboten, Tieren ohne vernünftigen Grund zu schaden. Wer ist erste Ansprechpartnerin oder erster Ansprechpartner, wenn Wildtiere Ärger machen? Einheitliche Ansprechpartner gibt es noch nicht. Für verschiedene Tierarten sind verschiedene Behörden zuständig – etwa für Marder die Jagdbehörde, für Siebenschläfer das Naturschutzamt, weil diese Art unter Naturschutz steht. Das ist für Laien völlig unübersichtlich. Deshalb hat Baden-Württemberg das Wildtiermanagement 2015 zur „öffentli- chen Aufgabe“ erklärt und will Bera- tungsstrukturen aufbauen. Ein Ziel ist, Ansprechpartner für die Bevölkerung zu benennen. Bis dahin kann man sich auf unserem Portal, das vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucher- schutz aus Mitteln der Landesjagdab- gabe gefördert wird, über tierische Nachbarn informieren. Offene Fragen beantworten meine Kollegin Fanny Betge und ich über das Kontaktformular. Was wollen Sie an Ihrer Pattform noch verbessern? Wir würden Bürgern gerne die Mög- lichkeit geben, gesichtete Tiere online zu melden. In Zürich/Schweiz, Berlin und Wien/Österreich ist das möglich. Wir würden so einerseits Daten über die Artenzusammensetzung in den Städten bekommen und hätten ande- rerseits einen Zugang zur Bevölkerung, um diese besser aufzuklären. Wir hof- fen, dass wir so einen Meldedienst bald einrichten können. Im Moment suchen wir nach einer Finanzierung. kompass http://wildtiere-stadt.wildtiere-bw.de von Martin Jost Leider bin ich tot“ hat gut zwei Dut- zend Helden. Wenn es einen zen- tralen Charakter gibt, dann Abel Rein- hardt. Der Regisseur hat über die Theorie eines Philosophen, dem zufolge alles in der Welt von Bewusstsein durch- zogen ist, einen Kinohit gedreht. Abels Schwester Nasrin ist Physikerin und auf dem Weg, diese Theorien zu beweisen. Der Schriftsteller Dietmar Dath geht verschwenderisch mit seinem Plot um. Abels und Nasrins Jugendfreund, Pfarrer Wolf Schulte, erschlägt im Wahn Nathalie, eine junge Frau mit Behinderung. Nach Jahren im Gefängnis landet Wolf auf der Straße. Nathalie war die Tochter von Wolfs ehemaliger Haushälterin, in Wirk- lichkeit aber noch gar nicht geboren. Die Haushälterin steigt zur Sektenführerin auf, während Wolf im Gefängnis sitzt. Sie kann nicht wissen, dass sie ihr Kind bei einer Zeitreise in die Vergangenheit aussetzen muss. An dem Punkt ist das Buch erst zur Hälfte um, und die 20 ande- ren Charaktere haben ähnlich viel erlebt. Die Szenen sind kurz. Dath schneidet wie in einem Actionfilm zwischen den Handlungssträngen hin und her. Dabei nähern sich die Geschichten einander an. Jedes Schicksal ist mit allen anderen verwoben. So ist Nathalie die Freundin von Tom. Tom spielt in einer Band mit Keiler, einem NPD-Parteifreund von Wolfs Vater. Und Tom hat eine unerwar- tete Gemeinsamkeit mit Abel. Dath will zeigen: Alles hängt mit allem zusammen. Das gilt auch für die Meta- physik. Absichtsvoll handelnde Systeme wie das Geld oder das Wetter geben denen Recht, die an Gott glauben. Die Figuren machen allesamt höherweltliche Erfahrungen, merken es aber nicht oder verstehen zumindest nie ganz, was ihnen passiert. Am Anfang ist die Geschichte profan, die Handlung ist in der Gegen- wart verankert. Umso spürbarer ist die Überraschung bei Science-Fiction- Elementen wie Zeitreisen. Dath erzählt auf der Satzebene klar und nachvollziehbar. Nur zu Anfang ist seine Sprache extrem kunstwillig. Spä- ter wird sie weniger sperrig, was ange- sichts des eng konstruierten Plots ein Glück ist. Zurückblättern ist fast unum- gänglich, um die dicksten Fäden zu entwirren. Die philosophischen und religiösen Fragen bleiben offen. Dietmar Dath, 1970 in Rheinfelden geboren, studierte an der Universität Freiburg Physik und Literaturwissen- schaften. Heute ist er Filmkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Leider bin ich tot“ ist sein 18. Roman. Verwickelt und verwoben Der Roman „Leider bin ich tot“ ist ein Ausflug ins Übernatürliche Dietmar Dath: Leider bin ich tot. Suhrkamp, Berlin 2016. 463 Seiten, 16,99 Euro. Dietmar Dath: Leider bin ich tot. Niedlich oder bedrohlich? Füchse und andere wilde Tiere, die sich in den Siedlungsraum begeben, werden von den menschlichen Bewohnern unter- schiedlich wahrgenommen. FOTO: JAMIEHALL/FOTOLIA Fuchs, du hast den Müll gefressen Eine neue Plattform informiert über den Umgang mit Wildtieren in der Stadt Viele Städter haben kaum Erfahrung im Umgang mit Wildtieren, sagt Geva Peerenboom. FOTO: PATRICK SEEGER 022016

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