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uni'leben 02-2016

02 2016 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 6 lernen von Eva Opitz Von Weitem sieht es aus wie eine dicht bepflanzte Schonung, also ein geschützter Bestand junger Bäume, in der Nähe des Freiburger Tiergeheges „Mundenhof“. Doch schon die Vielzahl der Arten macht stutzig. Wenn dann noch Gruppen von Menschen laut ru- fend mit optischen Geräten und langen Maßbändern zwischen Robinien, Eichen, Fichten und Douglasien umherlaufen, verdichtet sich der Eindruck, dass hier gearbeitet wird. „Wir haben mit der Pflanzung von 14 heimischen und nicht- heimischen Baumarten eine einmalige Gelegenheit, in einem lang angelegten Experiment die Folgen des Klimawan- dels abzuschätzen und gleichzeitig die Speicherung von Kohlenstoff im Wald und im Boden zu untersuchen“, erklärt Dr. Martin Kohler. Der Mitarbeiter an der Professur für Waldbau der Univer- sität Freiburg führt die Exkursion für eine neue, berufsbegleitende Weiter- bildung zum Thema Carbon Forestry. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammen aus aller Herren Länder – die meisten sind Projektentwickle- rinnen und -entwickler im Forst- und Umweltsektor, die zum Beispiel als Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Initiativen zur Auf- oder Wiederauf- forstung eingebunden sind. Matthias Schmidt aus Berlin hat in seiner Ausbil- dung gelernt, Bäume so zu vermessen, dass aus den Ergebnissen hervorgeht, wie viel Kohlenstoff in den Zellwänden gespeichert ist. Er hat sich für die Wei- terbildung entschieden, weil er sich mit dem bereits gewählten Schwerpunkt Forst für Projekte in der Entwicklungs- arbeit spezialisieren will. Berater gesucht Die Idee, einen Kurs zu Carbon Forestry anzubieten, habe zunächst zu einem entsprechenden Modul inner- halb des Masterstudiengangs Forest Science geführt, erklärt Prof. Dr. Jürgen Bauhus, Leiter der Professur für Wald- bau an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen. Darüber hinaus habe sich international eine wachsen- de Nachfrage nach Beratern und Ex- perten entwickelt, die neue Wege in der Landnutzung gehen. „Gefragt sind Leute, die konkrete Carbon-Forestry- Projekte als Alltagsgeschäft betreiben, nationale Wald- und Bodeninventuren durchführen oder als Auditorinnen und Auditoren überprüfen, inwieweit Pla- nung und Realisierung von Projekten zur Kohlenstoffspeicherung halten, was sie versprechen“, sagt Bauhus. In kom- munale Initiativen zur Aufforstung oder Wiederherstellung zerstörter Ökosys- teme würden gerade in Entwicklungs- ländern viele öffentliche Zuschüsse fließen. „Gut ausgebildete Fachleute werden da gebraucht.“ Für Meilinda Harefa aus Indonesien entstand so die Motivation, sich weiterzubilden. Als Mitarbeiterin einer NGO engagiert sie sich in einem Mangrovenprojekt zur Kohlenstoff-speicherung. „Es ist für uns eine gute Initiative, die den Kom- munen Geld bringt und den Klima- und Küstenschutz unterstützt.“ Zugute kommt der Fakultät, dass in Freiburg mit der Gold Standard Foun- dation und der Unique Forestry and Land Use GmbH zwei Beratungsunter- nehmen angesiedelt sind, die Projekte auf dem Gebiet des Klimaschutzes planen und zertifizieren. „Wir haben bei- de mit ins Boot geholt“, sagt Christoph Baumeister, einer der Koordinatoren des Kurses. „Mit bestandener Prüfung sind die Teilnehmenden qualifiziert, als Expertinnen und Experten für die Gold Standard Foundation Projekte zu ent- wickeln.“ Darüber hinaus würden sie als externe Fachleute das Spektrum des Kurses erweitern. Henriette La- chenit, Geschäftsführerin der NGO Prima Klima, schätzt an der Weiterbil- dung, dass sie Theorie und Praxis in einer guten Mischung vereint. Außer- dem ist der Netzwerkaspekt für sie wichtig. „Ich lerne Leute von der Gold Standard Foundation kennen und kann abschätzen, mit wem wir zusammen- arbeiten wollen.“ Bauhus freut sich über die hohe Akzeptanz, fragt sich jedoch, ob er angesichts des großen Zulaufs das Modul in dieser Form wei- ter anbieten kann oder einen Kurs für eine deutlich größere Zahl internatio- naler Teilnehmer schaffen muss. von Jonas Stoll E-Klausuren sind an manchen Hoch- schulen bereits Standard, an der Albert-Ludwigs-Universität hingegen bislang eher eine Randerscheinung. Bald sollen in der Prüfungsphase aber auch in Freiburg neben Blätterrascheln vermehrt Tippgeräusche zu hören sein – mithilfe des Projekts „bwEKlausuren auf Basis von bwLehrpool“. Das gemein- same Vorhaben der Universität Frei- burg und der Hochschule Offenburg will die technischen und institutionellen Grundlagen für elektronische Prüfungen legen. „Besonders bei den technischen Voraussetzungen sind wir bereits sehr weit“, sagt Dr. Nicole Wöhrle, Leite- rin der Servicestelle E-Learning des Rechenzentrums. „Die technische Infra- struktur, also die Computerpools der Universität, sind inzwischen quasi auf Knopfdruck auf eine Prüfungsumge- bung umschaltbar.“ Lehrende können eine E-Prüfung nach eigenen Bedürfnissen entwerfen und unter anderem mit der speziell ein- gerichteten, auf ILIAS basierenden Prüfungsplattform erstellen. Schon jetzt schult das Team die Dozentinnen und Dozenten im Umgang mit dem System – dazu gehören nicht nur die technischen Details, sondern auch in- haltliche Arbeitsschritte wie zum Bei- spiel das Formulieren von Fragen, die sich für die elektronischen Formate eignen. E-Klausuren sind für fast alle Fächer denkbar und nicht auf typische Formen wie Multiple Choice und Frei- textaufgaben beschränkt. Dozenten können auch externe Programme inte- grieren: „Angehende Informatikerinnen und Informatiker müssen beispielsweise keinen Programmcode mehr von Hand aufschreiben, sondern können diesen direkt in praxisnahe Anwendungen ein- geben“, berichtet Sven Slotosch, Pro- jektmitarbeiter und Ansprechpartner für Lehrende. Auch für das Arbeiten mit hochauflösenden Bildern und Videos seien E-Klausuren gut geeignet. Zufall schützt Das Problem der Rechtssicherheit, mit dem Universitäten bei elektroni- schen Prüfungen in der Vergangenheit zu kämpfen hatten, sei weitgehend gelöst, sagt Wöhrle. „Dozierende kön- nen in dem neuen System genau be- stimmen, welche Ressourcen der Rechner nutzen kann und welche nicht – von USB-Sticks bis zum Inter- net.“ Vor klassischen Betrugsversu- chen wie dem Abschauen schütze die neue Umgebung zwar nicht, aber sie ermögliche neue Gegenstrategien: „Die Reihenfolge der Fragen und Ant- worten, die die Studierenden jeweils sehen, kann zufällig gestaltet werden. Das funktioniert am Bildschirm deut- lich besser als auf Papier.“ Dies sei aber nur einer der Vorteile von E-Klausuren. Weil die Antworten besser lesbar sind und schneller aus- gewertet werden können, sparen Do- zierende bei der Korrektur Zeit. Große Fächer wie die Geographie und die Kunstgeschichte haben bereits Interesse angemeldet. Auch Andreas Fritz von der Professur für Fernerkundung und Landschaftsinformationssysteme unter- streicht die positiven Aspekte. Er ist einer der ersten Dozenten an der Uni- versität Freiburg, der seine Studieren- den eine E-Klausur schreiben ließ – vor allem aus Neugier. Sein Fazit: „Das Feedback der Studierenden war generell gut. Besonders bei Massen- klausuren wäre der Einsatz zukünftig interessant, da die Prüfungen sich we- sentlich effizienter gestalten lassen.“ In den Massenklausuren sieht Slotosch derzeit die größte Heraus- forderung: „Großklausuren können wir räumlich noch nicht betreuen, da es an der Universität Freiburg bisher keinen größeren zusammenhängenden Com- puterpool gibt.“ Bisher lassen sich etwa 100 Studierende in sechs Räumen des Rechenzentrums an der Hermann- Herder-Straße unterbringen – von die- sem Angebot machen Dozenten bereits Gebrauch. Bei einer Massenklausur hingegen müssten mehrere Hundert Studierende die Möglichkeit haben, ihre Prüfungsleistung parallel zu absol- vieren. Bis es so weit ist, müssen sich Freiburger Studierende und Lehrende allerdings noch etwas gedulden: 2017 wird das Gebäude Werthmannstraße 4 umgebaut. Nach der Fertigstellung er- warten die Prüflinge dort 170 Rechner. Jürgen Bauhus hat eine berufsbegleitende Weiterbildung im Forst- und Umweltsektor auf den Weg gebracht Ein Team der Servicestelle E-Learning sorgt dafür, dass elektronische Klausuren zukünftig häufiger zum Einsatz kommen Experten für Klimaschutz Eintauchen in den Computerpool Die Studentin misst die Höhe eines Baums, um anschließend aus dem Produkt von Höhe, Durchmesser und einer so genannten Formzahl das Volumen des Baumes zu bestimmen. Foto: Thomas Kunz Klausuren am Computer schreiben – das ist in fast allen Fächern möglich, berichten Sven Slotosch und Nicole Wöhrle (vorne). Foto: Thomas Kunz www.rz.uni-freiburg.de/services/elearning 022016

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