Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'wissen 01(3)-2011

Der entgleiste Zug, die ineinander verkeilten Waggons, die aufgereihten Leichen: Schwere Unfälle wie das ICE-Unglück bei Eschede im Sommer 1998, bei dem mehr als 100 Fahrgäste und Bahnbedienstete starben, lösen bei Überle- benden oft posttraumatische Belastungs- und andere Folgestörungen aus. Erinnerungen an das Erlebnis und dessen Folgen können den ­anfänglichen Schock schnell in eine emotionale Dauerbelastung verwandeln. Prof. Dr. Dr. Jürgen Bengel vom Institut für Psychologie untersucht mit seiner Mitarbeiterin Katharina Becker, wie sich psychische Folgestörungen nach solchen Ereignissen verhindern lassen. Sie wollen die Früherkennung von Symptomen optimieren, psy- chischen Belastungen vorbeugen und Betroffene angemessen und schnell unterstützen. Ob nach Zugunglücken, Großbränden oder Amokläufen – überall dort, wo es viele Tote und Verletzte gibt, wollen die Freiburger Wissen- schaftler Hilfe anbieten. In einer Studie soll auf Basis einer breiten Quellenlage analysiert werden, wie die Überlebenden Angstzustände verarbeiten. „Die bisherige Forschung bezieht sich über­ wiegend auf Folgestörungen von direkt Betroffe- nen und Einsatzkräften nach traumatischen ­Ereignissen“, erklärt Bengel. „Dabei wird meist erst sehr spät angesetzt. Uns geht es dagegen um eine Frühintervention, bei der wir die Erleb- nisse der Betroffenen direkt nach dem Unglück untersuchen.“ Auch Menschen, deren seelische Verarbeitung des Geschehens ungewiss bleibt, sollen in die Studie integriert werden. „Nach Großschadenslagen gibt es eine erhebliche ­Dunkelziffer von Betroffenen mit dauerhaften Folgeproblemen“, berichtet Becker. „Aus Scham oder Unkenntnis suchen potenziell Betroffene nicht immer einen Psychologen auf. Daher liegen auch keine verlässlichen Studien darüber vor, wer warum und in welchem Maße unter post- traumatischen Belastungsstörungen oder anderen Beschwerden leidet.“ Die Schutz- und Risikofaktoren untersuchen Insgesamt dürfe man die Zahl derart belasteter Personen jedoch nicht zu hoch schätzen, warnen die Forscher. Obwohl ein Großteil der Betroffe- nen kurz nach traumatischen Ereignissen depres- sive Belastungssymptome zeige, erholten sich viele von ihnen, ohne anhaltende emotionale Probleme zu bekommen. Für einen behandelnden Psychologen ist es deshalb eine Herausforde- rung, eine klare Trennlinie zu ziehen: Er muss unterscheiden zwischen Menschen mit einer ­vorübergehenden Belastung und Menschen mit einem erhöhten Risiko, dauerhafte psychische Störungen zu entwickeln. „Die richtige Prognose ist nach großen Unglücken immer schwierig“, sagt Becker. „Zum einen können manche Symp- tome leicht fehlinterpretiert werden, zum anderen ist es ein hoher organisatorischer und personeller Aufwand, alle potenziell Betroffenen zu erfassen.“ Um zu erfahren, wie Menschen mit traumati- schen Ereignissen umgehen, untersucht Becker in ihrer Dissertation nun die psychosoziale Ver- fassung betroffener Personen. Sie verteilt Frage- bögen an Opfer schwerer Verkehrsunfälle und „ Nach Großschadenslagen gibt es eine erhebliche Dunkelziffer von Betroffenen mit dauerhaften Folgeproblemen“ hen sich auf den Zeitraum WÄHREND DES GNISSES und auf DIE ERSTEN STUNDEN DANACH. e ich intensive Furcht, trifft nicht zu trifft wenig zu trifft mittel- mässig zu trifft ziem- lich zu trifft sehr zu e ich, ich könnte ch, ich würde schwer die Kontrolle über , Zittern oder 0 0 0 0 1 1 1 1 2 2 2 2 3 3 3 4 4 4 13uni'wissen 03