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uni'wissen 01(3)-2011

Nina Degele und ihr Team besuchten die Fuß- baller vor Ort, in ihren Vereinsheimen, ihren Kneipen, selbst in der Umkleidekabine. „Das wa- ren unglaublich spannende Gespräche“, sagt die Forscherin, „wir haben als Moderatorinnen nur den Anstoß gegeben, die Leute haben rege mit- einander diskutiert und oft sogar vergessen, dass wir dabei waren.“ Aufgefallen ist den Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftlern unter ande- rem eine sehr starke Tendenz zur politischen Korrektheit beim Thema schwule Fußballer. Nach außen hin, so Degele, wolle sich niemand als schwulenfeindlicher Traditionalist hinstellen. Erstaunt hat die Wissenschaftler die Strategie, die Menschen einsetzen, um nicht als homophob herüberzukommen: „Da wird sehr stark auf die Fans und die Medien projiziert, die gegen Schwule Stimmung machen würden – was de facto schlicht nicht der Fall ist, wie wir zum Beispiel bei Außenminister Guido Westerwelle und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit ­sehen.“ Bei den Gesprächen stieß das Team ­unter der politisch korrekten Oberfläche immer wieder auf Ressentiments, die sich zu ihrer Über- raschung häufig um die ominöse Dusche drehten. „‚Ich habe nichts gegen Schwule, aber duschen würde ich nicht mit ihnen‘ war ein Satz, den wir öfter gehört haben.“ Fremdenfeindlichkeit bei Fans in den unteren Ligen Während Homophobie und Sexismus im Fuß- ball in den vergangenen Jahren sichtbarer ge- worden seien, verändere der Rassismus sein Gesicht und werde subtiler: Fremdenfeindliche Ausschreitungen in den Profiligen seien seltener geworden. „Das führt bei einigen zu der Ein- schätzung, das Thema sei größtenteils durch“, sagt Degele. „Das stimmt so nicht. Natürlich ist in den vergangenen Jahren viel geschehen. Aber immer noch kämpfen vor allem die unteren Ligen mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Die Fans in den oberen Ligen sind vorsichtiger ­geworden.“ Die Dimensionen in der Intersektionalität sind flexibel. Das sei am Beispiel Fußball schön zu erkennen, erklärt die Soziologin: „Der historische Blick ist dabei sehr wichtig. Wer nur auf die heute existierenden Dimensionen schaut, verpasst Ungleich ist nicht gleich ungleich: Die Intersek­tionalitätsforschung ­untersucht, wie die vier ­Dimensionen Klasse, Körper, Ethnizität und Geschlecht zusammen­wirken. Fotos: konradbak, Liu, Deklofenak, Kovalev (alle Fotolia) „Inzwischen zeigen erste Studien, dass schönere Menschen mehr Geld verdienen und auch sonst einige Vorteile im Alltag haben“ 22