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uni'wissen 02(4)-2011

Ein Wald, viele Disziplinen: Forstwissenschaftler, Hydrologen und Biologen beleuchten das Thema Artenvielfalt aus verschiedenen Blickwinkeln und tragen ihre Ergebnisse zusammen. Ob es um die Rodung von Regenwäldern, den Einsatz von Pestiziden oder den Anbau von Monokulturen geht, das Ergebnis bleibt im- mer das gleiche: Durch die intensive Nutzung der Ökosysteme sterben unzählige Arten aus. ­Innerhalb der Forschung hat sich allerdings ein Paradigmenwechsel vollzogen. Seit den 1990er Jahren interessiert nicht nur, welche Auswir­ kungen menschliches Handeln auf die biologi- sche Vielfalt hat, sondern auch, wie die Biodiver- sität die Leistungen der Ökosysteme für die Menschen beeinflusst. Zum Beispiel, wenn es auf der Erde immer wärmer wird – Stichwort ­Klimawandel. Dass es ohne Dienstleistungen der Ökosysteme nicht geht, hat der Mensch längst erkannt. Immerhin liefern sie Sauerstoff, Bauma- terialien, Nahrungs- und Arzneimittel und sorgen ganz nebenbei dafür, dass der Boden vor Erosion geschützt und das Wasser gereinigt wird. Vor allem im Wald wurde dazu aber noch nicht ausrei- chend geforscht. Eine Wiese lässt sich schnell überdachen und ohne viel Aufwand zur experi- mentellen Grünfläche umgestalten. Ein Wald- stück nicht. Freiburger Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler sind dabei, diese Forschungslücke zu schließen. FunDivEurope (Functional Signifi- cance of Forest Biodiversity in Europe) ist ein von der Europäischen Union finanziertes Projekt, das seit 2010 in sechs Beispielregionen unter- schiedlich artenreiche Waldtypen untersucht, um die Auswirkungen der Biodiversität auf Holz­ produktion und -qualität, Kohlenstoffspeicherung, Wasserqualität und viele weitere Funktionen zu messen. Eine europäisch-chinesische Forscher- gruppe untersucht in einem anderen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geför- derten Vorhaben in den subtropischen Wäldern Chinas den Einfluss der Vielfalt von Bäumen und Sträuchern auf die Ökosystemfunktionen. Ziel dieser Projekte ist es, konkrete Handlungsemp- fehlungen zu geben – unter anderem für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung. Geforscht wird derzeit auch in den drei Landschaften Schorfheide, Schwäbische Alb und Hainich in so genannten Biodiversitäts-Exploratorien. Die DFG finanzierte in den Jahren 2006 bis 2009 die Erschließung der drei großflächigen Langzeituntersuchungs- gebiete, um die deutsche Biodiversitätsfor- schung voranzubringen. Je Exploratorium gibt es drei Versuchsflächen in Wäldern mit unter- schiedlicher biologischer Vielfalt – von hoch über mittel bis niedrig. Tot, aber nützlich Bei seiner Arbeit in den Untersuchungsgebieten gilt das Forschungsinteresse von Prof. Dr. Jürgen Bauhus, Leiter des Waldbauinstituts der Univer- sität Freiburg, totem Holz und den darauf ­lebenden Pilzarten. Denn in Totholz steckt vieles, was das Ökosystem später wieder braucht – Nährstoffe zum Beispiel oder Biomasse. Die ­Bestandsaufnahme des Forstwissenschaftlers: Die meisten Pilzarten, die Totholz bewohnen, fanden sich in unbewirtschafteten Buchen­wäldern, die wenigsten in Nadelwäldern. Und mit zuneh- mendem Artenreichtum an Pilzen steigt die ­Zersetzungsgeschwindigkeit des Holzes. Bauhus geht es dabei allerdings nicht darum, „den Arten- reichtum an sich zu bewerten. Wir beobachten lediglich die Prozesse und bilanzieren sowohl die klimafreundlichen als auch die klimaschäd­ lichen Aspekte wie zum Beispiel die Bildung von Treibhausgasen, die während des gesamten ­Zersetzungsprozesses entstehen.“ Hydrologinnen und Hydrologen der Universität Freiburg forschen ebenfalls in den Exploratorien. Gemeinsam mit Botanikern der Universität Halle und Pflanzenphysiologen des Leibniz-Zentrums ‚‚Wir wollen herausfinden, wie die Gesellschaft zu ­ihrem eigenen Schutz auf den Klimawandel reagieren könnte“ 33