Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'wissen 02(4)-2011

Aus ihren Ergebnissen ziehen die Forscher den Schluss: „Die gemeinnützig geführten Häuser sollten ihren Status als Alleinstellungsmerkmal deutlicher hervorheben. Ein Satz auf der Web- seite kann da schon ausreichen“, sagt Drevs. Bislang verweisen die Non-Profit-Krankenhäuser kaum auf ihren Status, weil viele befürchten, ­unter Umständen als weniger kompetent wahr- genommen zu werden. Privat geführte Häuser würden dagegen in Sachen Marketing schon ­vieles richtig machen. Sie rückten bei ihrem ­Internetauftritt meist die eigenen Klinikmarken in den Mittelpunkt. Den Trägerstatus stärker hervor- zuheben wäre hier nicht ratsam, so Drevs, denn es sei schwierig, mit dem privaten Status Ver- trauen zu gewinnen. „Viele Patienten haben Angst, wenn Profit ins Gesundheitswesen kommt“, sagt Tscheulin. Non-Profit-Häuser dage- gen haben einen Vertrauensbonus, den sie aber bislang kaum ausschöpfen. Dabei könnten sie gerade in Zeiten zunehmender Patientenunsi- cherheit damit punkten – nach der Devise: „Tue Gutes und sprich darüber.“ Nach wie vor werden ein Drittel aller Krankenhäuser gemeinnützig ­geführt. Dieser Anteil ist seit Jahren konstant. Gutes Marketing allein reicht jedoch nicht: „Werbung kann immer nur begrenzt beeinflus- sen“, sagt Drevs. Wer sein Krankenhaus schlecht führe, könne dies auch mit guter Werbung nicht ausgleichen. Im Idealfall aber würden die Wahr- nehmung und die Präferenz der Patienten mit der Leistung des Hauses übereinstimmen. Ihre Ergebnisse wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun gemeinnützigen und kirchli- chen Krankenhausverbänden vorstellen. Mit ihrem Forschungsprojekt sind sie derzeit auch als ­Referenten auf Tagungen gefragt. Es ist davon auszugehen, dass bald einige Non-Profit-Häuser den Empfehlungen der Freiburger Forscher ­folgen werden. Die nächsten Projekte sind ­bereits geplant, die Wissenschaftler wollen die Untersuchung in Bezug auf andere Krankheits- behandlungen erweitern. Die Ergebnisse könnten nicht nur für Krankenhäuser, sondern für viele Ein- richtungen im Gesundheitswesen relevant sein. Prof. Dr. Dieter Tscheulin hat Volks- und Betriebswirt- schaftslehre in Gießen und Kiel studiert. 1990 wurde er an der Universität Lüneburg promoviert und arbeitete bis 1993 als Juniorprofessor an der Universität Namur in Belgien. Seit 1993 lehrt und forscht er als Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Uni- versität. Im Mittelpunkt sei- ner Forschung stehen das Gesundheitswesen sowie das Marketingmanagement von Unternehmen. Tscheu- lin hat zahlreiche Lehrauf- träge an nationalen und ­internationalen Universi­ täten. Darüber hinaus ist er als Berater von Unternehmen tätig und unter anderem Mitherausgeber der ZögU, einer wissenschaftlichen Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen. Dr. Florian Drevs hat Volkswirtschaftslehre in Göttingen und Freiburg studiert. Seit 2004 forscht er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Marketing und Gesund- heitsmanagement. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit dem Thema „Weiterentwicklung gesund- heitspolitischer Reform­ konzepte und deren ­Auswirkungen auf Gesund- heitsdienstleister“. Neben seiner Beteiligung an ver- schiedenen Forschungs- projekten arbeitet Drevs an seiner Habilitation, die er bis 2012 abgeschlossen haben will. Ann-Kathrin Seemann hat in Freiburg Volkswirt- schaftslehre studiert. Seit 2010 arbeitet sie am Lehr- stuhl für Marketing und ­Gesundheitsmanagement, zunächst als wissenschaft- liche Hilfskraft und Tutorin und seit 2011 als wissen- schaftliche Mitarbeiterin. Bereits im Rahmen ihrer Diplomarbeit beschäftigte sich Seemann mit der Kran- kenhausträgerforschung aus Patientensicht. In ihrer Promotion möchte die Nachwuchsforscherin diese Arbeit weiter vertiefen. ‚‚Die gemeinnützig geführten ­Häuser sollten ihren Status als Allein­stellungsmerkmal deutlicher hervorheben“ Zum Weiterlesen Drevs, F./Tscheulin, D. K./Lindenmeier, J.: Ownership perceptions and influences on hospital choice (im Reviewprozess bei ­Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly). Tscheulin, D. K./Drevs, F./Seemann, A.-K.: Konfessionelle Krankenhäuser – überlebte Organisationen? In: Eurich, J./Baumann, K./ Wolkenhauer, K. (Hrsg.): Zukunft konfessio- neller Krankenhäuser (im Druck). Tscheulin, D. K./Dietrich, M. (Hrsg.) (2009): Public and Nonprofit Marketing. Beiheft 37 der Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirt- schaftliche Unternehmen/Journal for Public and Nonprofit Services. 38 uni'wissen 04