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uni'wissen 02-2012

­Biokraftstoff zu verarbeiten und es dann direkt zu verbrennen“, sagt Laborie. „Wir gehen zu den Holz verarbeitenden Betrieben und schauen, ob wir aus den Abfällen etwas Gutes herstellen kön- nen.“ Die Verarbeitung von Nebenprodukten wie der Rinde ist also nur ein weiteres Glied in der Wertschöpfungskette – und somit wirtschaftlich attraktiv für die Industrie. Was seine Dämmeigenschaften angeht, kann der Bioschaum mit dem konventionellen mit­ halten. Eine Gruppe von Wissenschaftlern, zu denen Laborie gehört, hat in einer Studie gezeigt, dass Schäume aus Tannin, einem Bestandteil der Rinde, genauso gut isolieren wie künstliche Dämmstoffe. Sie erreichen eine Wärmeleitfähig- keit von 0,033 Watt je Meter und Kelvin. Das ­bedeutet: Ein Quadratmeter Hauswand aus die- sem Material, zehn Zentimeter dick, lässt bei ­einem Temperaturunterschied von einem Grad Celsius zwischen innen und außen 0,33 Joule Energie in der Sekunde passieren. Dämmstoffe, wie sie heute verwendet werden, haben einen Wert um 0,035 Watt je Meter und Kelvin. Zum Vergleich: Bei Beton sind es etwa 2,3 Watt je Meter und Kelvin, also das 70-Fache. Schaum als Lebensretter Ein weiterer Vorteil ist die Feuerfestigkeit des Schaums – in einem Haus eine möglicherweise lebensrettende Eigenschaft. Hinzu kommt: Möchte man ein bestehendes Haus wärmeiso­lieren, braucht man die Fassade nicht herunterzu­ nehmen, um die Dämmmaterialien anzubringen. Man kann den Schaum direkt in Hohlräume in den Wänden spritzen. Dort bläst er sich selbst auf: Ist die chemische Reaktion, bei der der Schaum entsteht, einmal gestartet, läuft sie von alleine ab. Der Bioschaum wird sogar noch Vor- teile bringen, wenn ihn niemand mehr als Dämm- material braucht: Er soll sich – das ist ein weiteres Ziel des Projekts – zu Biosprit verar­ beiten lassen. Zusätzlich entlastet er die Umwelt, da durch seinen Einsatz Kunststoffe aus ­begrenzt verfügbarem Erdöl eingespart werden können. Die Idee, Dämmschäume aus Rinde herzu- stellen, ist nicht neu. Sie basiert auf der Erfor- schung pflanzlicher Gerbstoffe, der Tannine. Gerbstoffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich bei Kontakt mit Proteinen mit diesen verbin- den und deren Eigenschaften verändern. Dazu Die Mikro-Computertomografie (links) zeigt die innere Struktur des Schaums, den die Teams von Marie-Pierre Laborie, Prof. Dr. Antonio Pizzi und Prof. Dr. Alain Celzard, Université de Lorraine/Frankreich, sowie Prof. Dr. Milan Šernek, Universität Ljubljana/Slowenien, entwickeln (rechts). Da sich die Mikrostruktur manipulieren lässt, können die Forscher Eigenschaften des Schaums wie Wärmedämmung, Schalldämpfung und Stabilität beeinflussen. Grafik: b-cube AG, Schweiz; Foto: Kunz „Wir gehen zu den Holz verarbeitenden Betrieben und schauen, ob wir aus den Abfällen etwas Gutes herstellen können“ 0.000 [mm] 1.700 1.0 mm 30

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