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uni'wissen 01-2016

Die Methoden sind uralt, ihre Wirksamkeit ist seit Jahrhunderten bekannt. Schon vor Tau- senden von Jahren versetzten Menschen andere mittels Hypnose in Trance, um Krankheiten zu behandeln. In Europa erlebte die Technik im 19. Jahrhundert eine Wiedergeburt bei der Be- handlung der so genannten Hysterie. Hypnose wurde aber auch missbraucht, etwa in Varietés und auf Jahrmärkten. Man führte Menschen in Trance vor, um ein sensationslüsternes Publikum zu unterhalten. Zahlreiche Studien weisen jedoch nach, dass sich Störungen wie Phobien, chroni- sche Schmerzen oder posttraumatische Belas- tungsstörungen mit einer Hypnotherapie erfolgreich behandeln lassen. Die Technik wird inzwischen auch außerhalb des psychotherapeutischen Kon- texts angewandt. Dank ihrer schmerzlindernden Wirkung dient sie zum Beispiel als Alternative zur medikamentösen Anästhesie. Auch das Bild eines meditierenden Mönchs ist in vielen Kulturen seit Jahrtausenden bekannt. Meditation soll den Geist beruhigen und sammeln. Sie ist nicht nur bei der Bewältigung von Stress, sondern zum Beispiel auch bei verschiedenen Formen von Kopfschmerz hilfreich, bedarf aller- dings intensiver Übung. Ein großer Unterschied zwischen Hypnose und Meditation ist, dass ein meditierender Mensch ganz für sich und auf sein Inneres fokussiert ist, während die Hypnose nach außen gerichtet wirkt: Der Mensch braucht ein Gegenüber, das ihn mittels Suggestion im Trance- zustand hält. Eine Ausnahme ist die Selbsthyp- nose oder Autosuggestion, die kein Gegenüber benötigt. Gemeinsam ist all diesen Methoden, dass es sich um Formen der Bewusstseinsver- änderung handelt. Positive Ressourcen nutzen Trotz der vielen Nachweise ihrer Wirksamkeit beäugt die Wissenschaft Hypnose und Meditation bis heute oft misstrauisch oder belächelt sie als esoterische Außenseitermethoden. Die Neuropsy- chologin Prof. Dr. Ulrike Halsband von der Uni- versität Freiburg schreckt das nicht ab. Sie hat die beiden Methoden zu ihrem Forschungsgegen- stand gemacht. „Hypnose und Meditation haben sehr viele Vorteile“, sagt sie und hebt vor allem hervor, dass es sich um nichtinvasive Behand- lungsmethoden handele, also solche, die weder einen Schnitt noch das Einführen von Geräten oder Kathedern in den Körper erforderten. Statt- dessen nutzten sie positive Ressourcen, die in jedem Menschen vorhanden seien. „Das ist doch besser als Pillen schlucken.“ Als Naturwissen- schaftlerin hat sie sich daran gemacht, die Aus- wirkungen von Hypnose und Meditation auf die Hirnaktivität zu untersuchen, um deren Wirksam- keit physiologisch zu untermauern. Auf der Grund- lage dieser Erkenntnisse will Halsband die Methoden weiterentwickeln und deren Wirksamkeit steigern. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte im Bereich der Hypnose sind Angststörungen, zum Beispiel die Dentalphobie. Menschen mit dieser Störung haben eine übermäßige Angst davor, zur Zahn- ärztin oder zum Zahnarzt zu gehen. Sie reagieren zum Beispiel sehr stark auf die typischen Bohr- geräusche oder auf drastische Bilder von Zahn- behandlungen. Zahnärztliche Hypnose wird bereits erfolgreich eingesetzt. Halsband hat mit ihren Studien bewiesen, dass es im Gehirn unter Hyp- nose tatsächlich zu plastischen Veränderungen kommt. Die Forscherin misst die Hirnaktivität von Probandinnen und Probanden im Wachzu- stand und unter Hypnose. In beiden Zuständen werden diese mit kurzen Filmsequenzen von Zahn- behandlungen konfrontiert und zur Abgrenzung „Das ist doch besser als Pillen schlucken“ 25 Die Zen-Meditation aus dem Buddhismus gilt als die am besten erforschte Meditationsform, doch das Bild eines meditierenden Mönchs ist seit Jahrtausenden in vielen Kulturen bekannt.

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