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uni'wissen 01-2016

Zum Weiterlesen Wagner, J. M. / Jung, M. (2011): Lesezeichen. Über das Lesen von Genen im Buch des Lebens. In: q&more 2011/1, S. 6–11. http://q-more.chemie.de/q-more-artikel/66/ lesezeichen.html Riddihough, G. / Zah, L. M. (2010): What is epigenetics? In: Science 330/6004, S. 611. doi: 10.1126/science.330.6004.611 Die von Parasiten übertragenen Tropenkrank- heiten sind alles andere als medizinische Nischen- phänomene. „Millionen von Menschen erkranken jedes Jahr daran, und mehrere Hunderttausend sterben“, sagt Jung. Allein die Schistosomiasis, auch Bilharziose genannt, verursacht nach An- gaben der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich bis zu 200.000 Todesfälle. Für 2013 ver- zeichnete die WHO 40 Millionen Erkrankungen. Damit ist die in 75 Ländern vorkommende Schisto- somiasis nach Malaria die am weitesten verbrei- tete parasitäre Tropenkrankheit. Gleichwohl wurde bisher nur ein einziges Medikament dagegen entwickelt. Hier weckt A-PARADDISE nun neue Hoffnung. Wie Jung erläutert, haben die Wissen- schaftler nach mehreren Optimierungszyklen hochpotente Hemmstoffe für den Bilharziose- Erreger entwickelt, die dessen epigenetisch wirksame Enzyme inaktivieren, aber wichtige humane Enzyme nicht beeinträchtigen. Diese neuen Hemmstoffe sollen demnächst in Infektions- modellen in Mäusen getestet werden. Kein lohnender Markt Die Pharmahersteller finden bei den Tropen- krankheiten zwar einen großen, aber keinen kaufkräftigen Markt vor. Das bedeutet, dass sich hohe Forschungsinvestitionen nur schwer refi- nanzieren lassen. Deshalb sei es so wichtig, die Grundlagenforschung mit öffentlichen Mitteln zu ermöglichen, unterstreicht Jung. Das 2014 ge- startete A-PARADDISE, das bis 2017 läuft, ist schon das zweite von der EU geförderte Vorhaben auf diesem Gebiet, an dem der Wissenschaftler beteiligt ist. „In beiden Projekten arbeiten hoch- karätige Forschungsinstitute rund um den Globus zusammen.“ Das Freiburger Team um Jung ist einer der beiden deutschen Partner von A-PARADDISE. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Gruppe sind epigenetische Hemmstoffe bei Tumorerkrankun- gen. Diese Arbeit findet ebenfalls in größeren Kooperationsprojekten statt, etwa im Sonderfor- schungsbereich Medizinische Epigenetik an der Universität Freiburg. Diese bilde in der Wissen- schaft von der epigenetischen Regulation ge- meinsam mit anderen Einrichtungen wie dem Universitätsklinikum und dem Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik einen interna- tional sichtbaren Cluster, sagt Jung: „Ich befinde mich an dem für diese Art der Forschung besten Ort in Deutschland.“ http://a-paraddise.cebio.org Prof. Dr. Manfred Jung hat Pharmazie an der Universität Marburg studiert. Er erlangte 1990 die Approbation als Apo- theker und wurde 1993 in Marburg promoviert. Nach einem Postdoc-Jahr in Ottawa/Kanada wechsel- te er an die Universität Münster, wo er seine Arbeit in der Epigenetik begann und 2000 habilitiert wurde. Seit 2003 ist er Professor für Pharmazeutische Chemie an der Universität Freiburg. 2004 erhielt er den Eugen-Graetz-Preis, mit dem die Universität Freiburg die Grundlagen- und Aufbauforschung in der Chemie, der Pharmazie und der Medizin voran- bringen möchte. Jungs Arbeitsgebiet ist die Chemische Epigenetik, die das Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) 2016/17 mit einem Forschungsschwerpunkt fördert. Die Freiburger Forscher testen ausgewählte Enzyme, die möglicherweise als Wirkstoffe gegen Krankheitserreger dienen können. Fotos: Sigrid Gombert „Die Suche nach Hemmstoffen ist in etwa so, wie wenn man Hunderte oder Tausende von Schlüsseln ausprobiert“ 35

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