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uni'wissen 01-2016

Am 13. November 2015 verursachten islamis- tisch motivierte Attentäter in Paris Leid und Schrecken: Bei Anschlägen an fünf Orten in der französischen Hauptstadt töteten sie 130 Men- schen und verletzten 352 weitere, davon 97 schwer. Sieben der Terroristen starben. Bewaffnet waren die Attentäter, die Verbindung zu der Organisation Islamischer Staat (IS) hatten, mit halbautomati- schen Waffen und Sprengstoff. Es gelang ihnen also, mit verhältnismäßig geringem Aufwand ganz Europa zu erschüttern. Emotionale und ökonomische Folgen Für Frankreich haben diese Anschläge jedoch, genau wie etwa die Angriffe der islamistischen Gruppierung Al-Qaida vom 11. September 2001 für die USA, nicht nur emotionale, sondern vor allem auch ökonomische Folgen. Prof. Dr. Tim Krieger berechnet, welche Kosten nach terroris- tisch motivierten Attentaten auf das betroffene Land zukommen. „Das Perfide ist, dass mit gerin- gem Aufwand einem Land enorme gesellschaft- liche und wirtschaftliche Kosten aufgezwungen werden, um die Regierung dazu zu bringen, die Ziele der Terroristinnen und Terroristen zu erfül- len. Den Attentätern von Paris beispielsweise ging es vor allem um die Einstellung der franzö- sischen Militäraktionen in Syrien“, erklärt der Ökonom der Universität Freiburg. Zusammen mit seinem Forschungsteam untersucht er die wirt- schaftlichen Auswirkungen des globalen Terrorismus. Der Inhaber der Wilfried-Guth-Stiftungsprofessur für Ordnungs- und Wettbewerbspolitik unterscheidet direkte und indirekte Kosten. Menschliches Leid durch Tote und Verletzte, aber auch die Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur sind die offen- sichtlichen direkten Kosten. Diese finanziellen Folgen sind mit Berechnungen zum Wiederauf- bau von Gebäuden und Infrastruktur gut zu kal- kulieren. Die Kosten für ein Menschenleben können anhand von abgeschlossenen Lebensversiche- rungen beziffert werden. Bei den Anschlägen auf das World Trade Center beispielsweise betrugen allein die versicherten Schäden mehr als 40 Mil- liarden US-Dollar, zudem kostete der Wiederauf- bau am – danach so genannten – Ground Zero zwischen 10 und 15 Milliarden US-Dollar. Militär statt Bildung Langfristig betrachtet, kommen auf die von Terrorattacken betroffenen Länder weitere, indi- rekte Kosten zu, erklärt Krieger: „Diese sind noch um ein Vielfaches größer als die direkten Kosten.“ Der schwerwiegendste Faktor sei die Umvertei- lung von staatlichem Budget. „Dabei wird das Geld von produktiven Investitionen, etwa in Bildung, umgeleitet in Militär- und Sicherheitsmaßnahmen. Diese erzeugen aber nur eine kurzfristige Wirkung und können insbesondere die Ursachen des Ter- rorismus nicht beseitigen.“ Direkt nach Anschlägen finde eine von Emotio- nen geleitete Meinungs- und Verhaltensänderung „Eine starke Wirtschaft kann dem Terrorismus teilweise den Boden entziehen“ 5 Nach Terroranschlägen setzt die Regierung des betroffenen Landes meist große Summen für Militär- und Sicherheitsmaßnahmen frei. Für die Kriege in Afghanistan und im Irak zahlte die amerikanische Regierung monatlich circa 16 Milliarden Dollar. Foto: Mike Pryor/Wikimedia Commons

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