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uni'wissen 01(3)-2011

anderer Unglücke, aber auch an Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Über Einsatzleitstellen, Bera- tungsstellen und Krankenhäuser möchte sie den Kontakt mit möglicherweise Traumatisierten her- stellen. Anhand von 122 Fragen sollen sie Aus- kunft über die Bedeutung des Unglücks für ihr Leben geben und von ihrer Situation vor und nach dem Erlebnis berichten: Welche Sorgen und Ängste beschäftigen sie? Wie sind sie in ­Familie und Freundeskreis eingebunden? Wie fühlen sie sich von den Mitmenschen wahr­ genommen und verstanden? Mit der Studie soll erforscht werden, welchen Einfluss zum Beispiel die allgemeine Lebens­ situation und die Gedanken auf die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen haben können, er- klärt Bengel: „Wir untersuchen die so genannten Schutz- und Risikofaktoren eines Menschen. Wenn wir wissen, was die Überwindung und ­Verarbeitung einer traumatischen Erfahrung ­begünstigt oder behindert, können wir ein zuver- lässiges Instrumentarium für die Diagnose und die psychologische Betreuung etablieren.“ Zu den Risikofaktoren zählen die Psychologen zum Beispiel die besondere Schwere des Ereignisses, eine psychische Vorbelastung oder ein anhalten- des Gefühl von Bedrohung nach dem Ereignis. Dem gegenüber stehen die Schutzfaktoren, die eine Überwindung von traumatischen Erlebnissen erleichtern – etwa die emotionale Unterstützung durch Familienangehörige und Freunde oder eine optimistische Zukunftsperspektive. Dass es schwierig werden könnte, von einem traumatischen Ereignis betroffene Personen für die Studie zu gewinnen, wissen die Forscher. Zum einen ist es in den kooperierenden Einrich- tungen und Organisationen keine Pflicht, den Fragebogen auszufüllen. Zum anderen sinkt die Teilnahmebereitschaft vor allem bei denjenigen, die nach einem solchen Ereignis „andere Sorgen“ haben. Trotzdem ist Becker davon überzeugt, dass sich viele Probandinnen und Probanden finden lassen: „Alle Angaben werden anonymi- siert, so dass nichts gegen eine Teilnahme an unserer Studie sprechen dürfte. Darüber hinaus hilft die Befragung, die therapeutischen Maß­ nahmen für die Patient­innen und Patienten zu verbessern.“ Der Nutzen für die psychologische Praxis steht bei der Untersuchung im Vorder- grund. Der Fragebogen soll dazu beitragen, jene Menschen ausfindig zu ­machen, die später unter posttraumatischen ­Belastungs- oder anderen Folgestörungen leiden und deren Schicksal ohne genaue Befragung nicht erkannt worden wäre. Ein Fragebogen für sichere Prognosen Zunächst soll eine erste Fragebogenversion getestet werden, erklärt Bengel: „Wir wollen ­herausfinden, welche die zielführendsten und ­sichersten Fragen sind, mit denen wir schnell und einfach eine mögliche längerfristige Belas- tung des Betroffenen vorhersagen können.“ Am Ende soll ein gekürzter und standardisierter ­Fragenkatalog stehen, der ebenfalls sichere Prog- „ Wenn sich unser Vorgehen bewährt, könnten wir die ­Fragebögen direkt von den Einsatzkräften am Unfallort oder von den Ärzten in den Kliniken an die Betroffenen verteilen lassen “ 14 uni'wissen 03