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uni'wissen 01(3)-2011

sie so gut wie überhaupt nicht vor.“ Trotz zuneh- mender Forschung über jugendliche Elternschaft gebe es international kaum Studien, die über Momentaufnahmen hinausgingen und nicht allein die Defizite und Risikofaktoren herausstellten. Junge Väter werden aber nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch vernachlässigt: Hotlines für Schwangere gibt es viele, auch ­Beratungsstellen, Kompetenztrainings und Wohn- konzepte für minderjährige Mütter. Und die ­Väter? „Für sie ist innerhalb dieser Betreuungs- angebote oftmals kein Platz. Statt sie zu inte­ grieren, werden viele jugendliche Väter von vorn- herein als Störfaktor wahrgenommen“, sagt der Soziologe und Psychologe Dr. Dieter Fuchs, der als freier wissenschaftlicher Mitarbeiter der Cari- taswissenschaft das Projekt mitverantwortet. Statt ausschließlich Mutter und Kind zu betrach- ten, soll jetzt das gesamte primäre Beziehungs- gefüge in den Fokus gerückt werden: „Was uns interessiert, sind nicht nur die Wechselwir­kungen innerhalb der Zweierbeziehung von Mutter und Kind.“ Entsprechend aufwendig haben die For- scherinnen und Forscher die Untersuchung konzi- piert: Parallel zu einer quantitativen Fragebogen- erhebung, an der sich jugendliche Eltern aus den Landkreisen Lörrach, Rastatt und dem Ortenau- kreis beteiligt haben, nehmen sie in qualitativen Einzelfallstudien die Lebensgeschichten der jun- gen Väter und Mütter genauso unter die Lupe wie die emotionalen Bindungen zwischen den ­Eltern und ihrem Kind. Spielen zu zweit und zu dritt Die Fragebögen wurden über die Sozialen Dienste der Landratsämter und in Mutter-Kind- Einrichtungen verteilt. Es wurde immer versucht, beide Elternteile anzusprechen. Trotzdem lag der Rücklauf bei jugendlichen Vätern bislang nur bei 29 Prozent. Erfragt wurden neben biografi- schen Fakten wie Familienzugehörigkeit, Bezie- hungen und sozialen Netzwerken viele weitere Variablen – zum Beispiel, welche Vorbilder die jungen Eltern haben, welche Konflikte sie durch- leben, welche Erwartungen sie an sich selbst stellen und was sie sich als Eltern und für ihre Kinder wünschen, sowohl gegenwärtig als auch in Zukunft. Um die Unterschiede zu anderen ­Jugendlichen herauszuarbeiten, befragten die Forscher auch kinderlose Schülerinnen und Schüler, die aus der gleichen Region kommen und eine ähnliche Schulbildung genießen. Beteiligt Dr. Dieter Fuchs ist freier wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeits­ bereich Caritaswissenschaft der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Seit 2001 ist er dort Lehr- beauftragter für Methoden- seminare und für den Masterstudiengang Straßen- kinderpädagogik. ­Studiert hat er Psychologie (Diplom 1967) und Sozialwissen- schaften (Promotion 1988). Nach seinem Studium war er freiberuflich tätig, unter anderem im Sulzburger SOS-Kinderdorf und als Lehrbeauftragter für Kommu- nikationswissenschaften an der Universität Stuttgart, Fachbereich ­Architektur. In dieser Zeit erstellte Dieter Fuchs zum Thema „Beteili- gung der ­Bevölkerung bei der Planung [kommunaler Bauvorhaben]“ Gutachten für das Innenministerium. Zwischen 1972 und 1991 war er Abteilungsleiter der Kinder­tagesstätten des ­Jugendamts Stuttgart und nebenberuflich Dozent an der Berufsakademie Stutt- gart. Danach widmete er sich der Biografieforschung. Prof. Dr. Klaus Baumann ließ sich nach seinem Theologiestudium in Frei- burg und Rom 1989 zum Priester weihen. Danach studierte er an der Pontificia Università Gregoriana in Rom Psychologie und ließ sich parallel dazu zum Psy- chotherapeuten ausbilden. 1996 folgte die Promotion in Theologie. Im Anschluss daran ging Baumann in die Pfarrseelsorge und eröff­ nete in Freiburg eine psy- chotherapeutische Praxis. Mit dem 1999 in Kraft ­getretenen Psychothera- peutengesetz erhielt er die Approbation als Psycholo- gischer Psychotherapeut. 2002 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl für Ange- wandte Humanwissen- schaften an der Theologi- schen Fakultät Paderborn. Seit 2004 ist er Professor für Caritaswissenschaft und Christliche Sozialarbeit an der Albert-Ludwigs-­ Universität, seit 2010 ist er auch Dekan der Theologi- schen Fakultät. 37uni'wissen 03