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uni'wissen 02(4)-2011

Prof. Dr. Bernhard ­Zimmermann hat Klassische Philologie an der Universität Konstanz studiert, wo er auch promo- viert und 1988 habilitiert wurde. Nach Stationen in Konstanz, Zürich / Schweiz und Düsseldorf wurde er 1997 Professor für Klassi- sche Philologie an der ­Universität Freiburg. Zu- dem ist er seit dem Jahr 2000 Kuratoriumsmitglied der Stiftung „Humanismus heute“. Im Februar 2011 wurde er zum Vorsitzenden des Deutschen Altphilolo- genverbands gewählt. Er hat unter anderem Arbeiten zur griechischen Tragödie, zu den Aristophanischen Komödien, zu Epikur, zu Sophokles’ „König Ödipus“ sowie zur griechischen ­Komödie veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt worden sind. Derzeit betreut er ein neues Handbuch zur griechischen Literatur­ geschichte, dessen erster Band 2011 erschienen ist. ­Literaturliebhaber kaufte sie und gab sie im Jahr 1954 zur Erstpublikation frei. Auch die ­anderen Papyrusschriften wurden inzwischen editiert und publiziert. Die Freiburger Wissen- schaftler können im Internet und in Bänden, die nach und nach erscheinen, auf die Fragmente zugreifen. In England dürfen sie zudem an den Originalen arbeiten. Zimmermann geht davon aus, dass es in Ägypten keine weiteren Funde mehr geben wird, da durch den Bau des Assuan- staudamms die Erde feucht wurde. Hätten noch antike ­Papyri darin gelegen, wären sie zerstört worden. Studierende üben an den Fragmenten Die archäologischen Funde und die bisherige Arbeit der Freiburger Forschergruppe haben ­bereits erste Ergebnisse gebracht. „Bisher waren nur Aristophanes und Menander bekannt, aber inzwischen kennen wir die Namen von 258 grie­ chischen Komödienautoren, die insgesamt mehr als 1.000 Stücke verfasst haben“, sagt Zimmer- mann. Das bisherige Bild der Komödiendichtung verändere sich dadurch völlig: „In der Literatur- geschichte galt Aristophanes als der einzige ­Komödiendichter, der mit seiner politischen ­Komödie die Gattungsrichtung vorgab. Mit den beiden ersten Kommentaren, die bereits erschienen sind, konnten wir nun beweisen, dass alles bedeu- tend vielschichtiger war: Schon 400 vor Christus gab es unpolitische Komödien wie ­Bur­lesken, Sketche, Frauen- und Sklavenko­mödien.“ Da die Arbeit mit Fragmenten methodisch und sprachwissenschaftlich vielseitig ist, eignet sie sich gut als praktische Übung für angehende Philologinnen und Philologen. Daher werden Studierende in das Forschungsprojekt eingebun- den. Sie beschäftigen sich mit kurzen Texten von zehn bis 20 Zeilen und lernen an diesen die Grundlagen des philologischen und literatur­ wissenschaftlichen Arbeitens: Bei der Über­ setzung der Komödien setzen sie sich mit der ­griechischen Sprache, der Metrik und dem Vers- maß auseinander. Indem sie Fragmente rekon­ struieren und einordnen, lernen sie die gesell- schaftlichen Hintergründe kennen. Und darüber hinaus müssen sie handschriftliche Quellen mit- einander vergleichen, um möglichst den Origi- naltext zu rekonstruieren. Die hiesigen Studierenden und Wissenschaft- ler profitieren auch von der hohen Reputation, die das Freiburger Forschungsprojekt an eng­ lischen und amerikanischen Universitäten ­genießt. Seit September 2011 arbeitet Prof. Dr. Douglas Olson, Humboldt-Forschungspreis­ träger von der Universität Minnesota/USA, für ein Jahr an der Albert-Ludwigs-Universität – Zimmermanns Projekt hat ihn nach Freiburg ­gelockt. Auch der Papyrologe Prof. Dr. Dirk ­Obbink aus Oxford/England wird kommen und Studierende in die Arbeit mit Papyri einführen. Für Juli 2012 planen Zimmermann und sein Team einen Kompaktkurs, bei dem die Studie- renden sich zusammen mit Forschern aus aller Welt mit den Puzzleteilen der Komödienfrag­ mente beschäftigen werden. Projektleiter Zimmermann blickt zuversicht- lich auf die kommenden 15 Jahre, auch wenn er sich des Risikos bewusst ist, dass die Spannung, die mit seiner Forschung verbunden ist, nach­ lassen kann: „Nach acht bis neun Jahren wird es vielleicht keine neuen Entdeckungen mehr ­geben, dann wird es vorrangig um die Bestands- aufnahme aller Werke gehen. Aber es wurde noch nicht alles bisher Gefundene editiert – und so kann es durchaus noch zu Überraschungen für die Literaturwissenschaft kommen.“ Zum Weiterlesen In ihrem unter http://www.surprising-science. de/einzelforschungsprojekte/griechische-­ komoedien/ zu findenden Weblog berichten die Forscherinnen und Forscher, die sich an dem Projekt „Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie“ beteiligen, regel- mäßig über ihre bisherige Arbeit und die ­neuesten Ergebnisse. Zimmermann, B. (Hrsg.) (2011): Handbuch der griechischen Literatur. Band 1: Die Literatur der archaischen und klassischen Zeit. Mün- chen 2011 (zur griechischen Komödie: S. 664 – 800). Zimmermann, B. (2006²): Die griechische ­Komödie. Frankfurt/M. 19uni'wissen 04