Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'wissen 02(4)-2011

über das Nervensystem auf die gleiche Weise angesteuert werden“, sagt Ritzmann. Sie hat die Sportgeräte während der Parabeln selbst aus- probiert: „Bis jetzt sieht es gut aus, dass Nerven und Muskeln in der Schwerelosigkeit vergleich- bare Aktivitäten zeigen.“ Weitere Flüge sind für 2012 und 2013 vorgesehen. Dann bleibt noch zu beweisen, dass die Methoden langfristige ­Trainingserfolge ermöglichen. Dafür bereiten die Freiburger Forscher eine so genannte Bed-Rest- Studie vor. Etwa ein Dutzend freiwillige Test­ personen liegen dabei unter medizinischer Kon­ trolle mehrere Wochen lang bewegungslos im Bett. „Das sind keine durchschnittlichen Menschen, sondern potenzielle Astronauten: gesund, gut trainiert, psychisch stabil“, erklärt Gollhofer. Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt: Die einen testen die Übungen, die anderen trainieren nicht. Am Ende vergleichen die Wissenschaftler, wie sich die Probanden körperlich entwickelt haben. Die Geräte simulieren Schwerkraft Die Freiburger Forscher testen drei Trainings- methoden: Ganzkörpervibration, Springen und Gleichgewichtskontrolle. Alle basieren auf dem Prinzip, dass die Übungsgeräte die Schwerkraft, die im Weltall fehlt, simulieren. Die Trainieren- den liegen auf dem Rücken, die Füße stehen auf einer rechteckigen Platte. Mit Gurten oder mit ­einem Unterdrucksystem üben die Geräte einen Druck auf die Schultern in Richtung der Füße aus, dessen Stärke der Schwerkraft entspricht. Bei der Ganzkörpervibration ist die Platte unter den Füßen auf Federn gelagert. Indem sie vib- riert, löst sie Reflexe aus, die wiederum die Mus- kulatur aktivieren. „Wir wollen möglichst viele Reize geben, damit die Muskeln sich in schneller Folge zusammenziehen und wieder entspannen“, erklärt Gollhofer. Das trainiert Kondition und Kraft, vor allem in den Beinen und im Rumpf. Studien zufolge kann dieses Training bei bett­ lägerigen Patientinnen und Patienten Knochen- struktur und Muskelmasse zumindest teilweise erhalten. Mit den Bauch-weg-Gürteln aus Dauer- werbesendungen im Fernsehen habe das wenig gemeinsam, sagt der Sportwissenschaftler: „Da ist viel Müll auf dem Markt.“ Besonders große Kräfte wirken beim Sprung- krafttraining auf Muskeln und Skelett – und zwar im gesamten Körper. „Wir glauben, das ist die ­effizienteste Art zu trainieren“, sagt Ritzmann. Die Probanden stoßen sich gegen den Wider- stand der künstlich erzeugten Schwerkraft im Liegen von der Platte unter den Füßen ab. Ziel ist, dass Muskeln und Nerven die gleichen Ob Springen, Ganzkörpervibration oder Gleichgewichts- kontrolle: Die Trainierenden liegen auf dem Rücken, die Füße stehen auf einer Platte. Das Gerät simuliert die Schwerkraft, indem es Druck auf die Schultern ausübt. Foto: Hoffmann/Multhaupt DLR ‚‚Wenn Astronauten auf dem Mars landen sollen, ist es enorm wichtig, dass der Gleichgewichtssinn funktioniert“ 22