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uni'wissen 02(4)-2011

worden seien. Mitte des 19. Jahrhunderts entwi- ckelte sich zum Beispiel das Aquarium zu einem beliebten Medium. In Deutschland, Frankreich, England oder den USA präsentierten Museen die Wunder der Tiefsee hinter Glasscheiben: Die rie- sigen Schaukästen bestanden aus gläsernen Wänden und transparenten Decken. „Die Men- schen hatten den Eindruck, regelrecht mit den Exoten am Grunde des Meeres zu wandeln.“ Doch bei der Aquarienwelt handelt es sich nicht um Ozeane im Miniformat, sondern um einen künstlich geschaffenen Kosmos: „Man muss die Fische füttern, für Fortpflanzung sorgen und ­darauf achten, dass sich die Tiere nicht auffres- sen – dabei besteht das Leben in der Natur hauptsächlich aus Fressen und Gefressenwerden.“ Zweitens zeigten William Beebes Berichte, wie widersprüchlich die Erkundung der Meere In einer Eisenkugel tauchte Beebe als erster Mensch 923 Meter tief. Doch auch im Licht der Scheinwerfer konnte er nicht erfahren, wie es auf dem Meeresgrund wirklich aussieht. Foto: Steidl/Fotolia Fangzahn, Fußballfisch und Schwarzangler: Meeresforscher ­entdeckten neue Fische – doch jedes gelüftete ­Geheimnis warf neue Fragen auf. Fotos: Traenkner / Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum war: Je mehr Geheimnisse die Forscherinnen und Forscher bei ihren Expeditionen lüfteten, desto mehr Ungewissheiten taten sich auf. Einen neuen Fisch zu entdecken ging relativ schnell. Wie er sich fortpflanzt, wovon er sich ernährt und wem er selbst als Futter dient – diese Fra- gen ließen sich nicht so leicht beantworten. „Das Sehen und Erkennen der Unterwasserwelt kann ihre Geheimnisse nie vollständig auflösen“, lautet Natascha Adamowskys Fazit. Von den Rändern der Welt zum Meeresgrund Vor allem beim Lesen technikhistorischer Zeitschriften und Lehrbücher fiel der Wissen- schaftlerin etwas Merkwürdiges auf. Ob Eisen- bahn, Telegrafie oder Elektrizität: „Auch in der Moderne war von Wundern die Rede, und das, als man glaubte, dass die schlauen Zeitgenos- sen alle Wunder erklärt und wegrationalisiert hatten.“ Adamowsky fand heraus: Was sich ver- ändert hatte, waren lediglich die Orte, an denen man die Wunder erwartete. Im Mittelalter oder Barock vermuteten die Menschen sie an den Rändern der bewohnten Welt – dort, wo Kanni- balen im Urwald ihre Feinde verspeisten und monströse Drachen jedermann mit ihren Klauen in Fetzen rissen. Ab dem 15. Jahrhundert wurden ‚‚Auch in der Moderne war von ­Wundern die Rede, und das, als man glaubte, dass die schlauen ­Zeit­genossen alle Wunder erklärt und wegratio­nalisiert hatten“ 30 uni'wissen 04