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uni'wissen 02(4)-2011

für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg wollen sie herausfinden, ob Wälder mit hoher Biodiversität mehr Widerstandsfähigkeit gegen- über den Auswirkungen des Klimawandels zei- gen als Standorte mit niedriger biologischer Viel- falt. „Wir fragen nicht, ob es die Biodiversität braucht oder nicht, sondern suchen nach konkre- ten Mustern“, erläutert Prof. Dr. Markus Weiler, Direktor des Instituts für Hydrologie. „Uns inte­ ressiert eine natürlich vorkommende extreme Dürre. Darum brauchen wir für den Versuch eine minimale Niederschlagsmenge.“ Um eine relati- ve Trockenheit zu simulieren, wurden unterhalb des Kronenwuchses halb offene Dächer mit vari- abler Größe über die Exploratorien gebaut. Simulierte Dürre auf überdachten Waldflächen Das Projekt läuft seit Anfang 2011. Im Frühjahr wurde der Urzustand jeder einzelnen Parzelle dokumentiert, im Sommer kamen die Dächer. Um den direkten Vergleich zu haben, gibt es zu jeder Fläche Kontrollparzellen, in denen alles bleibt, wie es ist. Die drei Forschungsgruppen gehen – jede in ihrer Disziplin – der Frage nach, wie und worauf sich die anhaltende Trockenheit auswirkt. So interessiert das Team um Weiler, wie sich die Bodenstruktur verändert: Wird es im Boden ­Risse geben oder mehr wasserabweisendes ­Material? Verändern sich die Fließwege entlang der Wurzeln? Und beeinflusst die Trockenheit die Transpiration von Pflanzen, also die Wasser­ abgabe durch Verdunstung? Um das herauszu- finden, braucht es Sensoren. Je Parzelle sind es 25 Stück, die im Boden und in den Bäumen ­stecken. Sie messen unter anderem die Nieder- schlagsmenge, die Luft- und Bodentemperatur, den Wassergehalt im Boden und den Saftfluss in den Bäumen. „Dabei sollen keine Vorhersagen herauskommen“, sagt Weiler. „Wir wollen heraus- finden, wie die Gesellschaft zu ihrem eigenen Schutz auf den Klimawandel reagieren könnte.“ Weniger Vielfalt, mehr Zecken? Prof. Dr. Michael Scherer-Lorenzen möchte in den überdachten Parzellen der Exploratorien in einer zweiten Projektphase ab 2014 forschen, um weitere Fragen zu beantworten: Wie stark beeinflussen Diversität und Trockenheit die Nährstoffaufnahme der Pflanze? Und welche Pflanzen ergänzen sich optimal? Der Freiburger Biologe war bereits an dem im Jahr 2002 begon- nenen Jena-Experiment beteiligt, das einen ­Zusammenhang zwischen Veränderungen der biologischen Vielfalt und wichtigen Ökosystem- funktionen herstellen konnte. „Wir wollen nicht nur in Erfahrung bringen, welche Rolle die biolo- gische Vielfalt im Wald für das Funktionieren von Ökosystemen spielt, sondern auch ihre Güter und Leistungen quantifizieren“, erklärt Scherer- Lorenzen. Ein Ergebnis des Jena-Experiments: „Artenreiche Wiesen können sich nach starker Trockenheit schneller erholen und sind bei meh- reren aufeinanderfolgenden Trockenjahren ­weniger anfällig als artenarme.“ Außerdem ha- ben Mischwälder in vielen Fällen eine höhere Produktivität als Monokulturen. Produktivität meint die Zunahme von Biomasse, die später ­geerntet und verkauft werden kann. Auf der ­Wiese ist das Heu, im Wald Holz. Es gibt viele – manchmal auch ungewöhn­ liche – Arten, sich dem Thema Biodiversität zu nähern: Für ein Projekt, das 2012 beginnen soll, hat sich Scherer-Lorenzen mit Medizinerinnen und Medizinern der Universität zusammengetan. Am Beispiel von Borreliose soll belegt werden, Abgeschirmt: Mit halb offenen Dächern unterhalb der Baum­ kronen simulieren die Forscher Trockenheit im Wald. Das Bild zeigt, wie die Dächer gebaut werden. 34