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uni'leben 02-2014

02 2014 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 6 forschen ENSEMBLE PHOENIX MUNICH VIVE LAUTTEN COMPAGNEY & AMARCORD ALICE RUSSELL VOCALCONSORT BERLIN ANNA CALVI CALEXICO JOHN GRANT BILLY BRAGG THE BIANCA STORY FLAVIA COELHO CHARLES PASI & BAND CAMILLE O’SULLIVAN BILAL BURGHOF LÖRRACH (D) BURGHOF LÖRRACH (D) BURGHOF LÖRRACH (D) MARKTPLATZ LÖRRACH (D) MARKTPLATZ LÖRRACH (D) ROSENFELSPARK LÖRRACH (D) THEATER AUGUSTA RAURICA AUGST (CH) (STADTKKIRCHE LÖRRAC IRCHE LÖRRACH) CARMINHO CARMINHO & BASEL SINFONIETTA ELTON JOHN & BAND THE BOSSHOSS BABYSHAMBLES THE HIVES REITHALLE IM WENKENPARK REITHALLE IM WENKENPARK RIEHEN (CH) LÖRRACH SINGT! FESTIVAL-WARM-UPS MITMIT LUCY WARD LUCY WARD LUCY WARD LUCY WARD LUCY WARD, GOLDBARNE UND ANNE EHMKE DUO ANNE EHMKE DUO ANNE EHMKE DUO ZWISCHEN DEM 7. UND 13. JULIJULIJULI IN BINZEN, IN BINZEN, LÖRRACH UND SCHOPFHEIM ON TOUR INNENSTADT LÖRRACH (D) Noites Portuguêsas UND WEITERE ... Premiumsponsoren: Hauptsponsor: FESTIVAL 15.07.–03.08.2014 /Infos & Tickets: www.stimmen.com von Anita Rüffer Wann ist ein Mann ein Mann? Shaba Jaferi dürfte es zu Shah-Zeiten im Iran gelungen sein, sich als Inbegriff des männlichen Helden zu stilisieren. Der Kraftsportler war Mitte des ver- gangenen Jahrhunderts eine populäre öffentliche Figur. Eng vernetzt mit krimi- nellen Milieus, schaffte er es mühelos, Massen von jungen Männern im Kampf gegen die Gegner des Shahs zu mo- bilisieren. Nach dessen Sturz infolge der islamischen Revolution von 1979 flüchtete Jaferi in die uSa, wo er einem Journalisten ein ausführliches Interview gab, das in einem Wälzer auf Persisch nachzulesen ist. Fotos zeigen den Kraftsportler mit dem damaligen Shah Reza Pahlewi und anderen Berühmthei- ten dieser Zeit wie der Schauspielerin Gina Lollobridiga oder dem Entertainer Frank Sinatra. Schwarzhandel und Prostitution Der Islamwissenschaftler Dr. Tim Epkenhans nutzt sowohl das Buch als auch Briefe, Tagebücher und persön- liche Notizen weiterer Protagonisten als Quellen für seine Forschung: „Men of Disorder“ nennt der Juniorprofessor sein Projekt, das vom baden-württem- bergischen Wissenschaftsministerium und der Universität Freiburg für zwei Jahre mit 96.000 Euro gefördert wird. Epkenhans will nicht die Lebensge- schichten lokaler Berühmtheiten rekon- struieren. Vielmehr ist er darauf aus, den charakter und die Strukturen von männerbünden zu identifizieren – die Rollenbilder, aus denen sie sich spei- sen, ihre Verankerung in kriminellen Mi- lieus und ihre Vernetzung mit den Eliten. Mit Iran und Tadschikistan hat sich Epkenhans zwei persischsprachige Länder herausgepickt. In beiden hat er – noch im diplomatischen und im Ent- wicklungsdienst – einige Jahre gelebt. Die Quellen in der Originalsprache zu lesen gelingt dem 42-Jährigen mühelos. Sie beziehen sich auf eine gar nicht so ferne Zeit zwischen den 1960er und 1990er Jahren. Eine Zeit, in der beide Länder dramatische Veränderungen er- lebten: Modernisierungsschübe, Land- flucht und die entstehung von metropo- len. Die Umgestaltung war jeweils von oben verordnet, im Iran vom autoritären Shah-Regime, in der an Afghanistan grenzenden Sowjetrepublik Tadschi- kistan von den sozialistischen Macht- habern, die mit Gewalt den modernen Menschen erschaffen wollten. „Das hat zu gesellschaftlichen Verwerfungen ge- führt, die dem organisierten Verbrechen mit seinen mafiösen Strukturen den Boden bereitet haben.“ Gewalttäter stilisieren sich als Gutmenschen Die Akteure sind ausschließlich Män- ner, die sich mit Schwarzhandel, Er- pressung, Prostitution, Drogenhandel und Schmuggel in einflussreiche Po- sitionen gebracht haben. Zu den politi- schen und religiösen eliten pflegen sie enge Verbindungen. Im tadschikischen Bürgerkrieg nach der Auflösung der Sowjetunion sollen diese Männerbünde kräftig mitgemischt haben. Nicht als „unbedarfte Helfershelfer“ der Mächti- gen, wie die bisherige Forschung habe glauben machen wollen. „Beide haben wechselseitig voneinander profitiert“, stellt Epkenhans klar. Die kriminellen Netzwerke wurden selbst so mächtig, dass sie die Eliten in Zwangslagen brin- gen und politische Entscheidungen zu ihren Gunsten beeinflussen konnten. Sie hätten nicht so erfolgreich sein können, wäre es ihnen nicht gelungen, sich vor ihrer Gefolgschaft und in der Bevölkerung ein Image von Männlich- keit zuzulegen, das auf einen traditio- nellen Kodex von Ehre, Mut und Ritter- lichkeit zurückgriff: Gewalttäter, die sich als Gutmenschen stilisieren, sich von einem Hauch Robin Hood umwehen lassen. Der Tadschike Sangak Safa- rov beispielsweise, ein gewalttätiger Warlord im Bürgerkrieg, habe sich als Dissident und Opfer des Sowjetregimes dargestellt, sei aber in Wahrheit wegen seiner Straftaten inhaftiert gewesen, erklärt der Islamwissenschaftler. Epkenhans versteht seine Forschung nicht als anwendungsbezogen. Sie könne aber indirekt in Politik und Ent- wicklungshilfe nützlich sein, um gesell- schaftliche Wandlungsprozesse besser zu verstehen. Die von ihm beschriebe- nen Männerbilder mag er keineswegs als exotische Erscheinung ferner Welt- gegenden abtun: „Ich muss bloß an die Schützenfeste in meiner nordrhein- westfälischen Heimat denken.“ cliquen junger, aufbegehrender Männer, die sich gerne mal danebenbenehmen und sich in Regelverstößen üben: „Das wird auch hierzulande bei Männern eher ak- zeptiert als bei Frauen.“ Ein Hauch von Robin Hood Der Islamwissenschaftler Tim Epkenhans untersucht den Charakter und die Strukturen von Männerbünden in Iran und Tadschikistan Der Kraftsportler Shaba Jaferi (vorne rechts) inszenierte sich als Inbegriff des männlichen Helden. Im Kampf für Shah Reza Pahlewi (vorne links) mobilisierte er Massen von jungen Männern. FOTO: OLMO GÖLZ

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