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uni'leben 05-2015

05 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 8 von Stephanie Streif Es gibt Orte, da kommen alle zusam- men – egal, ob sie 16 oder 60 Jahre alt sind. Der Biergarten ist so ein Ort. Und manchmal auch die Universität: Im Hörsaal 1221 des Kollegiengebäudes I stehen Menschen in Kleingruppen zu- sammen und bearbeiten gewaltige Fra- gen: „Was ist überhaupt Kirche?“ und „Bin ich auch ohne sie ein Christ?“ Auf dem Gipfeltreffen, zu dem die Theolo- gische Fakultät der Universität und die Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg eingeladen hatten, wurde über Alters- und Konfessionsgrenzen hinweg dis- kutiert. 130 Schülerinnen und Schüler mit dem Neigungsfach Religion beka- men die Möglichkeit, im Austausch mit Studierenden, Hochschuldozierenden und Lehrkräften noch ein Stückchen tiefer in das Thema Kirche einzustei- gen – das Schwerpunktthema für die Abiturprüfung 2016. Denn wo, außer in Religionskursen, diskutieren Jugend- liche heute noch über konfessionelle Identitäten? Dreifaltigkeit im Dreiklang Wochenlang haben sich die Schüler im Unterricht auf das Gipfeltreffen vor- bereitet. Und weil viele Religionslehr- kräfte an ihren Schulen Einzelkämpfe- rinnen und -kämpfer sind, bekamen sie auf einer Fortbildung die Gelegenheit, mit Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen Unterrichtsmaterialien für ihre Kurse zu erarbeiten und sich mit Un- terstützung von Melanie Wurst von der Theologischen Fakultät auf den Stand der Forschung zu bringen. Der Gipfel funktioniere nur im Dreiklang, erläutert Joachim Nebel von der Schulstiftung. „Darum kommt erst die Lehrerfortbil- dung, dann die vorbereitende Unter- richtsphase und am Ende die Tagung.“ Das Gipfeltreffen ist eine Austausch- plattform, auf der in Fachvorträgen Wissen transportiert, dazwischen aber auch immer wieder kritisch überprüft wird. Ob die strenge hierarchische Struktur der katholischen Kirche denn tatsächlich der Botschaft Jesu entspre- che, fragt eine Schülerin nach. Eine andere will wissen, warum sich die auf das Zweite Vatikanische Konzil zurück- gehende Auffassung vom gemeinsa- men Priestertum des „Volkes Gottes“ denn immer noch nicht so auswirke, dass auch Frauen zum Priesteramt zugelassen würden. Kirche durchlüften Schwierig, schwierig. Aber diese Art von Fragen mache die Auseinan- dersetzung so wertvoll, sagt Nebel. „Wir wollen keine Religionskurse für einen heiligen Rest.“ Kirche brauche Durchlüftung. Dazu wolle auch die Theologische Fakultät beitragen, er- klärt Wurst: „Die Institution Kirche hat nicht immer eine tolle Außenwirkung, was den einen oder anderen sehr wahrscheinlich davon abhält, das Fach Theologie zu studieren.“ Leider, findet die Freiburger Theologin. Denn mit dem Unterrichtsfach Religion lasse sich an der Schule sehr viel machen. Mit der Tagung wolle die Fakultät auch für sich werben und Lust auf mehr machen – sowohl mit Inhalten als auch in Gesprächen mit Studie- renden und Lehrenden. Anlässe zum Reden bietet das Gipfeltreffen den ganzen Tag über bei Podiumsdiskus- sionen, in Workshops oder in der Mensa, wo die Studierenden mit ihren Gästen bei bunten Tortellini über Schule, Gott und vielleicht auch über die Konsistenz der Basilikum-Käse- Soße reden. Den Schülern gefällt das. „Der Kongresscharakter kommt gut an“, findet Wurst. Er biete den Jugendlichen erste Einblicke in die universitäre Welt. Auch als der Kongress zu Ende ist, wird im Hörsaal 1221 weitergeredet. Universität ist eben nicht Schule, wo die meisten Jugendlichen mit der Pau- senklingel aufspringen, um schnellst- möglich zu verschwinden. Sarah Fodor vom Freiburger St.-Ursula-Gymnasium jedenfalls ist froh, am Gipfeltreffen teil- genommen zu haben: Die Mischung aus Zuhören und Selbermachen habe ihr gut gefallen. Außerdem komme man alleine nie auf so viele spannende Gedanken. „Man braucht eben immer auch ein Gegenüber, um sich weiterent- wickeln zu können“, sagt sie und geht. Die neuen Gedanken nimmt sie mit. campus Ausgelassener Austausch: Die Schüler hatten die Chance, sich mit Studierenden, Hochschuldozenten und Lehrern über Religion zu unterhalten. Foto: Patrick Seeger Lehrentwicklung mit Zukunft: Die Albert-Ludwigs-Universität war mit ih- rem Antrag für die zweite Phase des Qualitätspakts Lehre, die 2016 beginnt und 2020 ausläuft, erfolgreich. Das Programm von Bund und Ländern unterstützt seit 2011 bundesweit Hoch- schulen bei der Verbesserung der Qualität von Studium und Lehre. Schon in der ersten Phase (2011–2016) hat Freiburg überzeugt: Mehr als sechs Mil- lionen Euro erhielt die Universität aus dem Programm und investierte die Mittel in sieben Lehrprojekte. Für die zweite Förderphase hat sie eine Summe im gleichen Umfang beantragt. Die Ent- scheidung bezieht sich zunächst auf die inhaltliche Bewertung der Anträge. In den kommenden Wochen soll geprüft werden, wie viel Geld den einzelnen Projekten zukommt und ob alle sieben von der Universität Freiburg beantrag- ten Vorhaben weiter gefördert werden. Zweite Runde für den Qualitätspakt Lehre Rekord auf dem Campus 25.158 Studierende, davon 4.064 aus dem Ausland, haben sich im Winter- semester 2015/16 an der Universität Freiburg eingeschrieben – beides sind historische Höchststände. Laut Statis- tik sind an der Universität Freiburg der- zeit 13.238 Studentinnen und 11.920 Studenten eingeschrieben. Die Zahl der Erst- und Neuimmatrikulierten ist zum aktuellen Wintersemester gestie- gen: 4.182 haben sich zum ersten Mal an einer Universität eingeschrieben, 1.547 waren zuvor an einer anderen Hochschule immatrikuliert und sind nun nach Freiburg gewechselt, um ihr Studium fortzusetzen oder ein neues aufzunehmen. 9.751 Studierende haben sich für einen Bachelorstudiengang entschieden, 4.762 widmen sich ihrem Masterstudium, 8.257 wollen ihr Studi- um mit dem Staatsexamen abschließen. Weitere 2.388 Studierende streben einen anderen Abschluss an – beispiels- weise Promotion, Diplom, Magister oder einen Abschluss im Ausland. 130 Schüler haben beim Gipfeltreffen an der Theologischen Fakultät diskutiert, was das Christentum heute bedeutet Gott und die Welt Als Udo Jürgens’ Musical „Helden, Helden“ 1972 im „Theater an der Wien“ in der Hauptstadt Österreichs uraufgeführt wurde, war der Song- komponist und Sänger bereits interna- tional berühmt. Wenig später feierte das Musical im Operettenhaus Ham- burg seine deutsche Erstaufführung. Im unmittelbaren Zusammenhang mit dieser Inszenierung entstand eine Stu- dioeinspielung, die im Musicalarchiv des ZPKM liegt – und den Zuhörerin- nen und Zuhörern einige Rätsel aufgibt. Das Albumcover vermittelt zunächst den Eindruck, dass es sich um eine Operette handelt: Die Kostüme erinnern an die Mode der K.-u.-k.-Monarchie, die Angaben „Theater an der Wien“ und „Operettenhaus“ deuten ebenfalls auf diesen Kontext hin. Ebenso kennt man die Darstellerin der schlauen Zofe Louka, Julia Migenes, später als stimmgewal- tige Carmen in Georges Bizets gleich- namiger Oper an der Seite von Placido Domingo. Erst das zusätzliche Einle- geblatt gibt als musikalische Gattungs- bezeichnung „Musical“ an. Legen wir die Schallplatte aus unse- rem Musicalarchiv auf eine der Hör- stationen im ZPKM und setzen die Nadel auf, geht das Verwirrspiel weiter: Operetten-Klangkolorit entfaltet sich, sogar ein spätromantischer Orchester- apparat inklusive Harfe wird aufgefah- ren. Hinzu kommen jedoch ein Schlag- zeug und ein Elektrobass. Die tiefen Blechbläser werden wie in einem Bigband-Arrangement in engem Satz geführt und setzen rhythmische Akzen- te, während die Streicher oft unisono eingesetzt werden, ein Phänomen, welches man eher aus der damaligen Film- und Discomusik kennt. Erfolg mit dem zweiten Musical Die Presse ging mit dem Musical nicht sehr freundlich um und wertete es als einen weiteren Ausdruck von Jürgens’ künstlerischem Stillstand in dieser Zeit. Auch die Produktion selbst konnte sich nicht recht aufraffen: Trug in der Uraufführung der Wiener Publi- kumsliebling Michael Heltau in der Hauptfigur des Schweizer „Praliné- soldaten“ Bluntschli noch die Auffüh- rung, so war Paul Hubschmid dem temporeichen K.-u.-k.-Operettenstoff anscheinend nicht gewachsen. Auch in musikalischer Hinsicht war das Projekt für Jürgens kein nennenswerter Erfolg, unter den Songs ist kein einziger Ohr- wurm. Ganz anders dann Jürgens’ zweites Musical „Ich war noch niemals in New York“, das 2007 uraufgeführt wurde und musikalisch aus dem reich- haltigen Schaffen des Künstlers schöpft: Hier reiht sich ein Hit an den anderen. Operette ohne Ohrwurm uni’kat Das Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Universität Freiburg beherbergt unzählige Schätze – von Schellackplatten und Pop-Singles über Liederbücher und Schlagerhefte bis hin zu Musicalpostern. Dr. Knut Holtsträter vom ZPKM stellt ein besonderes Exemplar aus der Sammlung vor. www.zpkm.uni-freiburg.de www.statistik.uni-freiburg.de K.-u.-k.-Charme von Udo Jürgens? Das Musical „Helden, Helden“ gibt den Zuhörern einige Rätsel auf. Foto: Patrick Seeger 052015

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