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uni'leben 02-2015

02 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 4 forschen von Claudia Füßler Die Mailbox quillt vor Anfragen über, die Kollegin drängt auf Un- terlagen, die sie zum Weiterarbeiten braucht, ein paar Informationen müs- sen unbedingt heute noch raus – und dann ist plötzlich der Chef am Telefon, der bis morgen um eine Präsentation zum neuen Projekt bittet. In einer sol- chen Situation reagieren Menschen unterschiedlich. Die einen atmen tief durch, sortieren sich und laufen zur Höchstform auf. Die anderen fühlen sich unter Druck gesetzt, hetzen von einem Auftrag zum nächsten und ha- ben Angst, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. 1,1 Millionen Euro für drei Jahre „Wir wissen, dass die Art und Weise, wie Menschen mit Stress umgehen, davon abhängt, wie resilient jemand ist“, sagt Dr. Nina Pauls. Unter der Leitung von Prof. Dr. Anja Göritz be- schäftigt sich die Wirtschaftspsycho- login gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Christian Schlett in dem Projekt „Resilire – Altersübergreifendes Re- silienz-Management“ mit der psy- chischen Widerstandskraft, der so genannten Resilienz. Der Zusammen- hang zwischen Arbeit und psychischer Gesundheit ist in den vergangenen Jahren in den Fokus der Wissenschaft gerückt. Doch wie man sich im und fürs Berufsleben psychisch stärkt, dazu gibt es noch recht wenig For- schung. Das wollen Pauls und Schlett ändern. Ihr Ziel ist ein Programm, mit dem Beschäftigte, aber auch ganze Unternehmen ihre Resilienz verbes- sern können. Das Bundesministeri- um für Bildung und Forschung fördert „Resilire“ mit insgesamt 1,1 Millionen Euro für drei Jahre. Die ersten Schritte sind getan: „Wir haben Instrumente entwickelt, um Resilienz zu messen. Jetzt arbeiten wir an Online- und Präsenztrainings, mit denen man resilientes Verhal- ten stärken kann“, sagt Schlett. Wie resilient jemand ist, wird mit Frage- bögen erfasst. Berufstätige können angeben, wie sie sich in Bezug auf arbeitsbedingte Situationen fühlen – gestresst, organisiert, überfordert. Funktioniert das Training, können die Forscherinnen und Forscher das im Laufe der Zeit an den Fragebögen ablesen. Und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfahren viel über sich selbst. Resilienz schützt nicht davor, Stress zu erleben. Resiliente Per- sonen passen sich aber in stressi- gen Situationen rasch an die neuen Gegebenheiten an, gehen gestärkt aus ihnen hervor, lernen dazu und erholen sich von anstrengenden Ar- beitsphasen schnell und gut. „Was für viele eine Bedrohung darstellt, sehen resiliente Menschen als Herausforde- rung an“, sagt Pauls. Einstellungen langfristig ändern Wie aber trainiert man Resilienz? „Langfristig geht es darum, Einstellun- gen zu ändern, indem man kurzfristig das Verhalten ändert“, erklärt Pauls. Ziel ist etwa, sich Situationen und die eigenen Reaktionen darauf bewusst zu machen und sie zu beeinflussen. Eine wichtige Rolle spielen zum Bei- spiel Achtsamkeit, Optimismus und die Überzeugung, Probleme bewältigen zu können. Das gelingt nicht von heute auf morgen, sondern muss täglich ein wenig trainiert werden – mit einem Online-Programm, das Pauls und Schlett in Zusammenarbeit mit dem Medienunternehmen Haufe-Lexware und Kolleginnen und Kollegen der Universität Erlangen-Nürnberg, die ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist, entwickelt haben. Dabei geht es den Forschern eher ums Reflektieren als um Wissensvermittlung. „Wir geben Anregungen zum positiven Denken. Die Teilnehmer sollen die Perspektive wechseln und zum Beispiel überle- gen, was heute im Job gut gelaufen ist, statt sich abends eine Stunde lang über den anstrengenden Kollegen aus- zulassen“, sagt Pauls. Training mit Nähe zum Berufsalltag Wie solche Trainings und die da- mit verbundenen Präsenzcoachings gestaltet sein müssen, wollen die Freiburger Forscher in Kooperation mit Haufe-Lexware und dem Verein „Gesellschaft aufgabenorientiertes Lernen für die Arbeit“ (GALA) her- ausfinden. „Wir versuchen, eine gro- ße Nähe zu dem zu schaffen, was die Leute in ihrem Berufsalltag erle- ben und mit Beispielen zu arbeiten, die wirklich passieren können“, sagt Schlett. In der technischen Umset- zung wird auf einen Mix aus unter- schiedlichen Medien gesetzt: Es wird Audiodateien geben, Filme sowie Drag-and-Drop-Elemente, die die Teilnehmer zur Interaktion auffordern. Ob das Konzept funktioniert, sollen Praxistests mit Unternehmen zeigen. Ein wichtiger regionaler Partner ist die Volksbank Freiburg. „Wir wollen Bewusstsein schaffen für etwas, das noch nicht so bekannt ist“, sagt Pauls und verweist auf den Nutzen für Unternehmen: „Psychi- sche Erkrankungen sind ein Haupt- grund für Fehlzeiten in Firmen. Es ist also sinnvoll, hier anzusetzen und die psychische Widerstandskraft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken.“ Ein Betrieb, der sich um das Tabuthema „Psychische Erkrankun- gen“ kümmere, mache sich zudem attraktiv für mögliche zukünftige Be- schäftigte. Im Wettbewerb um neue Fachkräfte könnte das von Vorteil sein. Dr. Nils Wiedemann vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Freiburg erhält den Con- solidator Grant des Europäischen For- schungsrats (ERC). Die Auszeichnung ist mit zwei Millionen Euro dotiert und gehört zu den prestigeträchtigsten För- derprogrammen Europas. Auswahlkri- terien für die Vergabe sind die Qualität der vorgeschlagenen Projekte sowie die wissenschaftliche Laufbahn der Forscherinnen und Forscher. In den kommenden fünf Jahren möchte Wie- demann Mitochondrien – die Kraftwer- ke der Zelle – eingehend untersuchen. Ziel ist es, durch einen mitochondria- len Defekt bedingte Krankheiten der Muskeln und Nerven wie die Alzheime- rerkrankung besser zu verstehen. Der Biochemiker ist Projektleiter im Sonder- forschungsbereich 1140 „Nierenerkran- kungen – vom Gen zum Mechanismus (KIDGEM)“ des Universitätsklinikums sowie in den Freiburger Exzellenzver- bünden BIOSS Centre for Biological Signalling Studies und Spemann Gra- duiertenschule für Biologie und Medizin (SGBM). Renommierte Förderung für Biochemiker Wirtschaftspsychologen entwickeln Methoden, wie Beschäftigte ihre Widerstandsfähigkeit gegen Stress erhöhen können Die renommierteste Auszeichnung Deutschlands für junge Forscherin- nen und Forscher geht 2015 zweimal nach Freiburg: Der Nierenforscher Dr. Soeren Lienkamp, Arzt an der Klinik für Innere Medizin IV des Universitäts- klinikums, und Dr. Stephan Packard, Juniorprofessor für Medienkulturwis- senschaft, haben den Heinz Maier- Leibnitz-Preis erhalten. Mit dieser Aus- zeichnung, die jeweils mit 20.000 Euro dotiert ist, ehren die Deutsche For- schungsgemeinschaft und das Bundes- ministerium für Bildung und Forschung herausragende Nachwuchswissen- schaftlerinnen und Nachwuchswissen- schaftler, die ein eigenständiges wis- senschaftliches Profil entwickelt haben. Lienkamp hat sich darauf spezialisiert, die reguläre Entwicklung der Niere so- wie Ursachen von Nierenerkrankungen wie etwa Zystennieren zu untersuchen. Packards Interesse gilt vor allem Phä- nomenen medialer Kontrolle. Dazu ge- hören zum Beispiel staatliche und kom- merzielle Überwachung, Propaganda, Teilhabe an digitalen Netzwerken und Sicherheitsdiskurse. Auszeichnungen für Nachwuchsforscher www.resilire.de ILLUSTRATION: SVENJA KIRSCH Stark im Arbeitsleben Panton Chair, 1960 Designklassiker und Freischwinger von Verner Panton. Kurvenreich und bis heute unerreicht. Wir begrüßen den Sommer mit der limitierten Sonderfarbe summer green. Streit Service & Solution GmbH & Co. KG Tullastr. 70 ■ 79098 Freiburg ■ Tel. 07 61/ 50 49 60 ■ www.streit.de in Freiburg bei Streit inhouse Ein Denker der Zukunft Moderne Wirtschaft und Fluggast- sicherheit: Die Konzepte des Philo- sophen Edmund Husserl prägen aktuelle Debatten. Das Husserl- Archiv an der Universität Freiburg erforscht und bewahrt sein Gesamt- werk auf. Direktor Prof. Dr. Hans- Helmuth Gander erklärt im Videointer- view, woran die Wissenschaftlerin- nen und Wissenschaftler arbeiten. Wissenschaft entdecken auf Surprising Science www.pr.uni-freiburg.de/go/husserl-archiv 022015 Tullastr. 70 ■ 79098 Freiburg ■ Tel. 0761/ 504960 ■ www.streit.de

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