Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'leben 04-2015

04 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 3 Pionierarbeit perfektionieren Nachhaltig und krisensicher Die Technische Fakultät feiert ihr 20-jähriges Bestehen – und schafft sich Aufgaben für die Zukunft Prof. Dr. Georg Lausen, Institut für Informatik und Dekan der Fakultät. Beide Institute haben sich in den vergange- nen zwei Jahrzehnten mit einzigartigen Forschungen bundes- und weltweit ei- nen Namen gemacht. Ihre Arbeit hat dazu beigetragen, dass Freiburg Ex- zellenzuniversität wurde; derzeit sind viele Kolleginnen und Kollegen am Ex- zellenzcluster „BrainLinks – Brain- Tools“ beteiligt. „Internationale Kontakte aufzubau- en und zu pflegen war für uns in den ersten Jahren ein wichtiges Thema“, erinnert sich Zengerle. Es wurde viel probiert, experimentiert und definiert, das IMTEK war eine große Spielwiese. „Da wurde ja von vielen Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten eine völ- lig neue Disziplin entwickelt, von der keiner so richtig wusste, wo sie hin- führt.“ Dass die Richtung stimmte, war spätestens 2005 klar, als der Verband Deutscher Elektrotechniker zum Mikro- systemtechnik-Kongress nach Freiburg einlud. „Das hat jedem bewusst ge- macht, dass Freiburg ein wichtiger Punkt auf der Landkarte der Mikrosys- temtechnik ist“, sagt Zengerle. Dann begann das, was der Physiker die „Dekade der Wettbewerbe“ nennt: Graduiertenkollegs, Exzellenzclus- ter, Sonderforschungsbereiche, Spitzencluster und die Evaluation vom Wissenschaftsrat. Egal, ob eine Initiative erfolgreich ist – wie in den meisten Fällen – oder nicht: Die IMTEK-Leute schätzen den Austausch mit anderen Fakultäten. Austausch besteht auch mit außeruniversitären Insti- tuten und Unternehmen der freien Wirtschaft: Heute sind alle fünf Freiburger Fraunho- fer-Institute sowie die Hahn- Schickard-Gesellschaft über das IMTEK in die Universität ein- gebunden, jeder Institutsleiter hat eine Professur am IMTEK inne. Es ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: Die Universität betreibt Grundlagenfor- schung, die Fraunhofer-Institute und die Hahn-Schickard-Gesellschaft sorgen für die anwendungsorientierte Weiterent- wicklung und den Transfer in die Unter- nehmen. Und die Fraunhofer-Institute haben am IMTEK Zugriff auf hoch quali- fizierte, engagierte Leute. Roboter zum Rasenmähen Die enge Zusammenarbeit mit Un- ternehmen ist auch in der Informatik Alltag. „In der Robotik zum Beispiel greift die Industrie gerne auf unser Wissen zurück“, sagt Lausen und ver- weist auf industrielle Anwendungen bis hin zum rasenmähenden Roboter. Auch das Know-how der Freiburger Informatikerinnen und Informatiker in Sachen Digitalisierung und Weban- wendungen ist gefragt. „Jeder, der googelt, hat eine gewisse Erwartung an die Treffer, die angezeigt werden. Die Qualität der Ergebnisse ist kein schungsthemen seitens der Fraun- hofer-Institute in der Technischen Fa- kultät darzustellen. Es handelt sich dabei um ein reines Universitätsinstitut mit derzeit 14 geplanten Professuren, die sich mit Themen der Nachhaltigkeit beschäftigen. Das ist ja nicht so neu. Das stimmt, einerseits. Es gibt be- reits viel Nachhaltigkeitsforschung. Andererseits geht es da hauptsächlich um naturwissenschaftliche Grundla- gen. Die ingenieurtechnische Umset- zung findet bisher aber kaum statt. Ingenieurinnen und Ingenieure sind ja diejenigen, die das Elektroauto, die Biogasanlage oder das neue Speicher- system bauen und in der Praxis sehen, was funktioniert und wo es hakt. Was bauen die Ingenieure am neu- en Institut in Freiburg? Wir konzentrieren uns auf drei inge- nieurtechnische Kernsysteme: nach- haltige Werkstoffe, Energiesysteme und Resilienz. Resilienz ist ein Begriff, der vor allem aus der Psychologie bekannt ist. Er gibt an, wie gut jemand mit Krisen umgehen kann. Ganz ähnlich verwenden wir ihn in der Ingenieurtechnik. Gerade urbane Systeme können nur dann nachhaltig sein, wenn sie resilient sind. Nehmen wir an, es tritt eine Katastrophe ein, ein Anschlag, ein Erdbeben, was auch immer. Danach geht es darum, so schnell wie möglich den Status quo wiederherzustellen und ausgefallene Systeme wieder zum Laufen zu bringen. Je resilienter sie sind, umso besser gelingt das. Wie plant man für einen Katastro- phenfall, ohne die Katastrophe zu kennen? Indem man sie theoretisch durch- spielt, Risikoanalysen erstellt, beob- achtet und sich überlegt, was alles möglich ist. Wir haben interessanter- weise gelernt, dass wir gerade durch die Abstraktion in die Lage versetzt werden, mit anderen Fachrichtungen über solche Themen zu kommunizie- ren und gemeinsam zu forschen. Frei- burg ist da ein perfekter Standort, wir haben hier eine Volluniversität. Wir wollen so viel wie möglich mit anderen Fakultäten kooperieren und das The- ma Nachhaltigkeit nicht nur von der ingenieurtechnischen Seite her be- von Claudia Füßler Wir waren jung und dynamisch, viele unerfahren, aber heiß darauf, zu zeigen, was wir können“, sagt Roland Zengerle und lacht. Der Professor am Institut für Mikrosys- temtechnik gehört zu den Gründer- vätern des IMTEK und erinnert sich gern an die Pionierphase der Techni- schen Fakultät. Auch die Studieren- den hätten es damals kaum erwarten können, dass die ersten Vorlesungen und Seminare losgingen. „Anfangs gab es noch Unsicherheiten, wie die Berufschancen nach dem Studi- um stehen, doch wir haben schnell gemerkt, dass sie glänzend sind“, sagt Zengerle. Vor 20 Jahren wurde an der Universität Freiburg die Techni- sche Fakultät gegründet. Unter ihrem Dach fanden sich das Institut für Mikrosystemtechnik und das Institut für Informatik zusammen – mit dem Ziel, eine intensivere Zusammen- arbeit beider Fächer zu för- dern. Die Informatik, bisher Teil der Mathematischen Fakul- tät, konnte schon auf eine Zusammenarbeit mit den Natur- wissenschaften und der Medizin, aber auch mit der Psychologie und der Linguistik zurückblicken. An der neuen Fakultät standen dann Kooperationen mit der Mikrosystemtechnik, der Biologie und der Medizin im Zentrum. „Das läuft inzwischen alles sehr gut und wird weiterlaufen, doch wir wollen perspektivisch mit allen Fächern der Uni- versität kooperieren“, sagt Eine Riesenchance, Zukunfts- themen wie Energieeffizienz und Ressourcenschonung anzugehen: So bezeichnet Stefan Hiermaier seine Aufgabe. Als Professor für Nachhaltige Ingenieursysteme koordiniert er den Aufbau des Instituts für Nachhaltige Techni- sche Systeme (INATECH). Seit Ok- tober 2015 bildet es neben dem Institut für Informatik und dem Institut für Mikrosystemtechnik das dritte Standbein der Techni- schen Fakultät an der Universität Freiburg. Im Interview mit Claudia Füßler erzählt der Ingenieur, wo- mit sich Forscherinnen und For- scher am neuen Institut befassen werden. uni’leben: Herr Hiermaier, was zeichnet das INATECH aus? Stefan Hiermaier: Vielleicht kurz vorab: Den Gedanken, ein solches Institut zu gründen, gibt es schon seit ein paar Jahren. Ziel ist es, For- trachten, sondern zum Beispiel auch von der ökologischen oder moralischen. Und der wirtschaftlichen. Unbedingt. Alles, was wir uns so vorstellen, kostet eine Menge Geld. Da muss man sich schon fragen, wie ökonomische Lösungen ausse- hen können. Wir wollen die Leute ja hinter uns bringen und nicht gegen uns aufbringen. Ist das neue Institut für Studie- rende attraktiv? Auf jeden Fall. Sie beschäftigen sich hier mit gesellschaftlich rele- vanten Themen und können ver- suchen, technische Neuerungen umzusetzen. Das, was die Studie- renden hier schaffen, wird sich auf die nächste Generation auswirken. Ich bin mir sicher, dass man damit junge Leute begeistern kann. Zufall, sondern wird mit anspruchs- vollen wissenschaftlichen Methoden sichergestellt.“ Ein weiteres großes Thema ist die Nachhaltigkeit. Eine Kombination, bei der man erst einmal stutzt – wie kann das Verarbeiten von Informationen nachhaltig sein? Indem man dafür sorgt, dass die Informationen sicher sind. „Jeder kann davon ausgehen, dass er in unserer digitalen Welt na- hezu völlig gläsern ist, beruflich wie privat werden ständig irgendwo Da- ten preisgegeben und gespeichert“, sagt Lausen. Hier müsse die Informa- tik ansetzen. Viele beliebte Compu- teranwendungen könnten nicht nach- haltig sein, wenn die Daten nicht sicher seien und die Privatheit gefähr- det sei. Die Informatik sieht Lausen dabei stark in der Pflicht – eine Aufga- be für mindestens zehn weitere Jahre. aktuell Stefan Hiermaier will so viel wie möglich mit anderen Disziplinen zusammenar- beiten, um das Thema Nachhaltigkeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Foto: Fraunhofer EMI www.leistungszentrum-nachhaltigkeit.de Eine Gruppe am IMTEK hat Elektroden erfunden, die Menschen mit Amputatio- nen zu einem fühlenden Handersatz verhelfen. Foto: lifehand2project Freie Fahrt: Ein Team vom Institut für Informatik hat den Roboter Obe- lix entwickelt, der sich selbstständig in der Stadt zurechtfinden kann. Foto: Emil Bezold www.tf.uni-freiburg.de 042015

Seitenübersicht