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uni'wissen 01-2013

‚‚Designer können einen Check- point wie mit einem virtuellen Baukasten aufbauen“ Der eigene Körper, entblößt auf dem Bild- schirm, sichtbar für das Personal am Check­ point und die Fluggäste in der Warteschlange: Diese Vorstellung ging vielen Passagierinnen und Passagieren zu weit. Entsprechend groß waren 2010 die bundesweiten Proteste wäh­ rend der ersten Testphase eines so genannten Nacktscanners, der gefährliche Gegenstände sichtbar machen und die Flugsicherheit erhö­ hen sollte. „Es war die richtige Debatte zum richtigen Zeitpunkt“, sagt der Doktorand Sebas­ tian Volkmann vom Centre for Security and Society, das die Forschung zum Thema Sicher­ heit an der Universität Freiburg fächerübergrei­ fend bündelt. „Die Kontrollen werden immer weiter ausgebaut, Kosten und Betriebsanfor­ derungen steigen, und es gibt eine breite gesell­ schaftliche Diskussion über die zunehmenden Eingriffe in die Privatsphäre“, so der Philosoph über die verlorene Balance an Flughafen­ Checkpoints. Das von der Europäischen Union geförderte Forschungsprojekt „Accelerated Checkpoint Design, Integration, Test and Evaluation“, kurz XP­DITE, will diesem Trend entgegenwirken: Ein balancierter Ansatz soll einen Ausgleich zwischen Sicherheit, Ethik und Kosten bei Checkpoints herbeiführen. 13 Flughafengesell­ schaften, Technologieunternehmen und staatliche Forschungsinstitutionen entwickeln gemeinsam eine Software, die Kontrollstellen analysiert, Folgen des Einsatzes von Technologien abschätzt und Alternativen vorschlägt. „Designer können einen Checkpoint wie mit einem virtuellen Bau­ kasten aufbauen“, erklärt Volkmann. „Sie erhal­ ten dann eine Einschätzung, wie hoch das Sicherheitsniveau ist, wie viele Passagiere abgefertigt werden können, wie hoch die Kosten und wie stark die ethischen Eingriffe sind.“ Neu ist an dem Konzept, dass es nicht einzelne Maß- nahmen und Geräte, sondern den gesamten Checkpoint betrachtet. Zunächst gilt es jedoch, die Grundlagen zu erarbeiten: In Abstimmung mit Prof. Dr. Hans­Helmuth Gander, Leiter des Husserl­Archivs der Albert­Ludwigs­Universität und des Freiburger Projektteils, übernimmt Volkmann am Centre for Security and Society die ethische Forschung und entwirft ein entspre­ chendes Bewertungsraster für den Einsatz von Sicherheitstechnologien. Das Szenario ist eng begrenzt. Passagier­ daten erfasst die Fluggesellschaft beim Check­in, um Einreisebestimmungen und Wareneinfuhr kümmern sich Grenzkontrolle und Zoll. Der Checkpoint, um den es in XP­DITE geht, habe dagegen nur zwei Funktionen, sagt Volkmann: „Zum einen soll er Dinge aufdecken, die nicht offen sichtbar sind – mit der Idee, gefährliche Gegen­ stände zu identifizieren. Zum anderen kontrol­ liert er den Zugang zu den Flugzeugen, damit nur Passagiere ohne solche Gegenstände flie­ gen können.“ An europäischen Flughäfen besteht der Checkpoint aktuell aus mehreren, nebeneinander angeordneten Linien. Meist müs­ sen Passagiere Handgepäck, Jacken und metal­ lene Gegenstände von einem Röntgendetektor durchleuchten lassen. Sie selbst gehen durch einen Metalldetektor in Form einer Schleuse. Löst eines der Geräte Alarm aus, folgen weitere Kontrollen, oder das Personal greift ein – etwa, indem es das Gepäck öffnet oder den Fluggast abtastet. In den nächsten Jahren könnten neue Technologien hinzukommen, etwa zum Aufspü­ ren von Sprengstoffen. Entweder durchleuchten diese Geräte Gepäck und Körper, oder sie sammeln an deren Oberflächen Partikel, die sie anschließend analysieren. Biometrische Daten wecken Begehrlichkeiten Die neuen Technologien sollen die Sicherheit erhöhen, machen aber die Kontrollen teurer und möglicherweise langwieriger. Die Forscherinnen und Forscher von XP­DITE befassen sich daher auch mit zwei weiteren Modellen zum Aufbau eines Checkpoints, die aktuell in Politik und Forschung diskutiert werden. Eines sieht vor, die 13

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