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uni'wissen 01-2013

Großen können sie sogar schneller und flexibler agieren. Panke erklärt, warum: „Bei großen Ländern wird jede Entscheidung, jeder mögliche Kompromiss von den Außenministerien bestimmt. Die Ministerien instruieren ihre Diplomaten um­ fassend, geben präzise vor, wie sie zu entschei­ den haben und welche Kompromisse sie in der Aushandlungsphase eingehen dürfen.“ Die Ver­ treter dürfen nicht allein entscheiden und müssen sich in der Zentrale immer wieder rückversichern. Die Diplomaten kleiner Staaten hingegen sind häufig nicht an die Weisungen ihrer Außenminis- terien gebunden, weil diese zu klein sind, um für alle Resolutionen nationale Positionen zu ent­ wickeln. Sie entscheiden selbst und so, wie sie es für richtig halten. Mit Argumenten überzeugen Kleine Staaten können zudem durch gute Strategien ihre Verhandlungsposition innerhalb der Generalversammlung verbessern. Erstens, indem sie klare Prioritäten setzen und gar nicht erst versuchen, alle Themen zu bearbeiten. Und zweitens, indem sie sich mit anderen Ländern zusammentun, um ihre ausgewählten Positionen durchzusetzen. „Mittels formellem und informellem Networking und über Allianzen können auch klei­ nere Staaten Einfluss nehmen“, erläutert Panke. Tatsache ist, dass die meisten Länder nicht nur Mitglied der Vereinten Nationen sind, sondern auch regionalen Organisationen und Gruppen angehören – etwa der Europäischen Union, der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN), der Mercado Común del Cono Sur (MERCOSUR) oder der Gruppe der 77. Diese sind in der Generalversammlung zwar nicht Prof. Dr. Diana Panke hat in Mannheim Politikwissen­ schaft, Öffentliches Recht und Betriebswirtschafts­ lehre studiert. Anschlie­ ßend wurde sie über die Justizialisierung der Euro­ päischen Union und deren Auswirkungen auf die inter­ nen Interaktionsdynamiken promoviert. Während ihrer Doktorarbeit arbeitete Panke als wissenschaft­ liche Mitarbeiterin erst am Institut für Politikwissen­ schaft der Universität Heidelberg, später am Otto­Suhr­Institut für Politik­ wissenschaft der Freien Universität Berlin. Nach Abschluss ihrer Promotion 2007 lehrte sie zunächst als Lecturer in Political Science am University College Dublin/Irland und wurde dort 2011 Associate Profes­ sor of Political Science. Seit 2012 ist sie die erste Inhaberin der neuen Pro­ fessur für Governance in Mehrebenensystemen an der Universität Freiburg. Foto: Nicolas Scherger Zum Weiterlesen Panke, D. (im Druck): Unequal actors in equal­ izing institutions. Negotiations in the United Nations General Assembly. Houndmills. Panke, D. (2012): Dwarfs in international negotiations. How small states make their voices heard. In: Cambridge Review of Inter­ national Affairs 25/3, S. 313–328. Panke, D. (2010): Small states in the European Union. Coping with structural disadvantages. Farnham. stimmberechtigt, können aber gemeinsame Posi­ tionen entwickeln, die ihre Mitglieder dann dort arbeitsteilig bewerben und zur Abstimmung bringen. Während große Gruppen ihre kollektive Verhandlungsmacht nutzen können, basiert der Einfluss kleinerer Gruppen auf argumentativen Strategien. Letztere haben zwar längst nicht so viele Stimmen wie die meist heterogenen großen Gruppierungen, können aber – wenn alles läuft, wie es laufen soll – auch andere Nationen von ihrer Sache überzeugen. Ihr konzertiertes Vorge­ hen macht es möglich. ‚‚Mittels formellem und informellem Networking und über Allianzen können auch kleinere Staaten Einfluss nehmen“ Schneller, flexibler, freier: Diplomaten kleiner Länder wie São Tomé und Príncipe können oft unabhängiger handeln als ihre Kollegen aus großen Staaten, deren Außenministerien alle Entscheidungen vor­ geben. Foto: Evan Schneider/UN 27

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