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uni'leben 03-2014

03 2014 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 7 uni’katDas Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg beherbergt unzählige Schätze – von Schellackplatten und Pop-Singles über Liederbücher und Schlagerhefte bis hin zu Musicalpostern. In einer Serie stellt Dr. Dr. Michael Fischer, Leiter des Zentrums, besondere Exemplare aus den Sammlungen vor. Fast wie ein Reliquienkästchen sieht das Exponat aus: Auf einem klei- nen Sockel, unter Glas gut geschützt, befindet sich ein vergoldeter Gegen- stand. Es handelt sich um eine Gol- dene Kassette, eine Auszeichnung für den künstlerischen und kommerziellen Erfolg des Musikers Klaus Wunderlich. Der 1931 in Chemnitz geborene, 1997 verstorbene Wunderlich war ein Orgelkünstler. Allerdings bediente er nicht die Kirchenorgel, sondern fei- erte mit der elektronischen Orgel und mit populärer Musik Erfolge. Zunächst spielte er auf einer Hammondorgel, später arbeitete er mit einem Moog- Synthesizer und WERSI-Instrumenten. Wunderlichs Repertoire war breit gefä- chert: Unter seinen Einspielungen fin- den sich Rock ’n’ Roll-Titel, Filmmusik und der Beatles-Song „Yellow Subma- rine“ ebenso wie die Amboss-Polka. Insgesamt veröffentlichte er mehr als 130 Alben und verkaufte weltweit mehr als 20 Millionen Platten, was ihm 13 Goldene Schallplatten – und eine Gol- dene Musikkassette – einbrachte. Die Goldene Kassette, die sich seit 2013 im Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg befindet, erzählt allerdings noch eine andere Geschichte: nämlich die des Aufstiegs und Niedergangs eines Me- diums. Von den 1970er bis zu den 1990er Jahren zählte die Musikkas- sette zu den beliebtesten Audiomedien, auch wenn sie heute fast vergessen scheint. Beliebt war sie, weil sie klein und praktisch war; zudem waren die Abspielgeräte vergleichsweise billig, und mit dem Walkman konnte man sogar mobil Musik hören. Noch wich- tiger war allerdings, dass man mit ei- ner Kassette selbst Musik aufnehmen konnte – für die Musikindustrie damals ein ähnlich schwerwiegendes Problem wie in der Gegenwart (illegale) Tausch- börsen oder Musikdownloads. Die Goldene Kassette, mit der Wunderlich geehrt wurde, belegt aus kulturwissenschaftlicher Perspekti- ve auch, wie sich künstlerischer und kommerzieller Erfolg materialisiert. Die Kassette ist nicht zufällig golden, das schützende Glas und der hölzer- ne Sockel unterstreichen das Außer- gewöhnliche und Bedeutende dieser Auszeichnung. In gewisser Weise ist die Assoziation „Reliquie“ also gar nicht so weit hergeholt: Die Goldene Kassette zeugt dauerhaft vom Ruhm des Künstlers, auch wenn sein Glanz mittlerweile etwas verblasst ist. campus von Claudia Füßler Die Ausbildung von Doktorandin- nen und Doktoranden wandelt sich: Seit einigen Jahren entstehen in Deutschland immer mehr Graduier- tenschulen nach US-amerikanischem Vorbild. Ziel ist es, den Nachwuchs frühzeitig in die Wissenschaftscommu- nity zu integrieren und den jungen For- scherinnen und Forschern Fertigkeiten zu vermitteln, die nicht nur für die Dis- sertation, sondern auch danach wichtig und hilfreich sind. Seit 2008 gibt es an der Universität Freiburg die Hermann Paul School of Linguistics (HPSL), die den Doktoranden der Linguistik eine strukturierte Ausbildung bietet. „Die Anforderungen des Arbeitsmarktes ha- ben sich verändert, dem wollten wir mit unserer Graduiertenschule Rechnung tragen“, sagt Prof. Dr. Stefan Pfänder. Er war von 2008 bis 2013 Sprecher der Schule und hat am Romanischen Se- minar eine Professur für Romanische Sprachwissenschaft inne. Wer eine Doktorarbeit schreibe, befinde sich in einer Übergangsphase: Sie sei der letz- te Teil der Ausbildung und gleichzeitig der Anfang der eigenständigen Arbeit und Forschung. „Hier sind jetzt stärker junge Forscher statt ‚alte‘ Studierende gefragt. Am besten bringt man in den ersten Postdoc-Job schon so etwas wie Berufserfahrung mit.“ Auch die In- terdisziplinarität werde immer wichtiger – nicht nur über Sprachgrenzen hinweg: Statt einer Beschränkung auf die reine Linguistik sei heute die Öffnung zur Ko- gnitionswissenschaft und zur Psycho- logie gefragt. Die Graduiertenschule will ein offenes Forum sein, in dem die Doktoranden sich selbst organisieren und die eigene Ausbildung mitgestalten. Mühevolle Kleinarbeit So weit die Theorie. Aber überzeugt das Modell in der Praxis? Das wollten Ute Schulze und Valentin Klotzbücher herausfinden. Beide sind an der Pro- fessur für Empirische Wirtschaftsfor- schung und Ökonometrie, die Bernd Fitzenberger innehat – Schulze als Doktorandin, Klotzbücher als wissen- schaftliche Hilfskraft. In einem gemein- sam mit dem Romanischen Seminar organisierten Projekt haben sie mit ei- ner Online-Umfrage Daten von 130 Mit- gliedern der HPSL für eine empirische Analyse erhoben. Schwieriger war es, die Vergleichsgruppe zu ermitteln: „Wir haben in mühevoller Kleinarbeit aus alten Ordnern die Daten von ehemali- gen Absolventinnen und Absolventen herausgesucht und sie via Internet aus- findig gemacht“, erzählt Klotzbücher. 138 ehemalige Linguistik-Doktoranden, die ihre Dissertation zwischen 1950 und 2007 an der Universität Freiburg vorlegten, haben den Fragebogen aus- gefüllt. Die Ergebnisse zeigen: Das eng betreute, strukturierte Promovieren an der Graduiertenschule gewinnt im Ver- gleich mit dem traditionellen Promovie- ren, das weniger verpflichtende Kurse hat. Bei diesem Vergleich müsse man allerdings beachten, dass sich die Pro- motionsbedingungen derzeit allgemein verbesserten, sodass auch gegenwär- tige Individualpromovierende vermutlich besser abschneiden würden als früher. Eng und verbindlich, aber offen „Die Doktoranden bewerten das An- gebot an der HPSL sehr positiv“, sagt Schulze. Eine gewisse Freiheit beim Forschen sei immer wichtig, doch die durch die Graduiertenschule gebotene Unterstützung werde offenbar gerne angenommen. Knapp 80 Prozent der Befragten geben an, dass sie die me- thodologischen Kurse besonders nütz- lich finden, mehr als 70 Prozent bewer- ten Vorlesungen, Präsentationen und Workshops als wichtige Hilfe. Wie sehr die Nachwuchswissenschaftler den Austausch untereinander sowie mit den Professorinnen und Professoren schät- zen, zeigt sich darin, dass fast drei Viertel der Promovenden mehrmals im Semester Veranstaltungen der HPSL besuchen. Die Bündelung der Ressour- cen in einem Doktorandenprogramm hat auch zur Folge, dass 61 Prozent der Promovenden mindestens einmal im Monat mit ihrer Erstbetreuerin oder ihrem Erstbetreuer über den Fortgang der Arbeit sprechen können. Vor Grün- dung der HPLS waren es gerade mal 43 Prozent. „Dass alles enger, verbind- licher geworden ist und trotzdem ein offenes Angebot bleibt, ist der große Vorteil der Graduiertenschule“, sagt Klotzbücher, der selbst eine Promotion in Erwägung zieht. Die Ergebnisse der Befragung haben ihn überzeugt: „Ich werde mich wahrscheinlich auch für ein PhD-Programm entscheiden.“ Ute Schulze und Valentin Klotzbücher haben untersucht, ob Graduiertenschulen halten, was sie versprechen Junge Forscher statt alte Studenten Antworten auswerten: Ute Schulze und Valentin Klotzbücher haben für ihre Studie 130 aktuelle und 138 ehemalige Doktoranden befragt. FOTO: PATRICK SEEGER Musikreliquie unter Glas www.zpkm.uni-freiburg.de www.ucf.uni-freiburg.de/las Zum Wintersemester 2014/15 richten das University College Freiburg (UCF) der Albert-Ludwigs-Universität und das University College Maastricht (UCM) der Universität Maastricht/Niederlande ein Doppelabschlussprogramm im Bachelor- studiengang Liberal Arts and Sciences (LAS) ein. Jedes College stellt in dem Programm jährlich bis zu fünf Plätze bereit. Die ausgewählten Teilnehmerin- nen und Teilnehmer verbringen jeweils das fünfte und sechste Semester des Studiengangs an der Partneruniversität. Die Freiburger Studierenden erhalten dafür ein Vollstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) in Höhe von 785 Euro monatlich. Zu- sätzlich stellt der DAAD Mittel für Kurz- zeitgastdozenturen von Maastrichter Do- zierenden am UCF zur Verfügung. Es ist das erste Angebot der Universität Frei- burg, das der DAAD im Rahmen der Aus- schreibung „Integrierte internationale Stu- diengänge mit Doppelabschluss“ fördert. Studieren in Freiburg und Maastricht Umfrage zum „Tag der Vielfalt“ Am 3. November 2014 findet der dritte universitätsweite „Tag der Vielfalt“ statt – diesmal zum Thema „Sexuelle Identität/ sexuelle Orientierung“. Die Stabsstelle Gender and Diversity startet zur inhaltli- chen Vorbereitung eine Umfrage: Alle Angehörigen der Universität können dem Organisationsteam mithilfe eines Online- Formulars von ihren Erfahrungen berich- ten. Gibt es an der Universität Freiburg Erfahrungen mit Diskriminierung im Zu- sammenhang mit der sexuellen Identität oder der sexuellen Orientierung? Was sollte sich verbessern, damit die Univer- sität der Vielfalt sexueller Identitäten noch mehr gerecht wird? Welche positi- ven Beispiele gibt es? Alle Einsendungen werden vertraulich behandelt, persönli- che Angaben sind freiwillig und werden vor der weiteren Nutzung anonymisiert. Die Umfrage läuft bis Oktober 2014. www.diversity.uni-freiburg.de/ TagderVielfalt/ihr-input-zaehlt FOTO: THOMAS KUNZ

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