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uni'leben 01-2016

01 2016 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 7 lernen „Wissenschaftliches Schreiben für Studierende der angewandten Natur- wissenschaften“ lautet der Titel der Lehrveranstaltung am Zentrum für Schlüsselqualifikationen, mit der Dr. Tim Burzlaff Studierenden den Weg zur wissenschaftlichen Arbeit er- leichtern möchte. Claudia Füßler hat mit dem Assistenten an der Profes- sur für Forstzoologie und Entomolo- gie über die wichtigsten Tipps und Tricks gesprochen. uni’leben: Herr Burzlaff, Sie unterrichten Studierende der Natur- wissenschaften in wissenschaftli- chem Schreiben. Haben die es besonders nötig? Tim Burzlaff: Ob die es im Vergleich zu anderen Studierenden nun beson- ders nötig haben, kann ich nicht beur- teilen, aber sie haben es nötig, ja. Das fällt mir beim Lesen von Bachelor- und Diplomarbeiten immer wieder auf. Es gibt drei Fähigkeiten, die zentral für eine wissenschaftliche Karriere sind: schreiben, vortragen und ein Poster gestalten können. Vor allem das Schreiben hat in den Naturwissen- schaften eine lange Tradition, und die ist in Regeln festgeschrieben. Es macht Sinn, diese Regeln einzuhalten. Ich bringe den Studierenden bei, wie das geht. Wie machen Sie das? Mit vielen Beispielen, das klappt am besten – ich will Verständnis wecken. Ein wichtiges Merkmal von Naturwis- senschaft ist Nachvollziehbarkeit. Also bringe ich den Studierenden bei, wie sie ihre Arbeit nachvollziehbar machen. Dazu gehört erstens eine klare Struk- tur: die Kapitel Einleitung, Material und Methoden, Ergebnisse, Diskussion und Quellen sollte jeder haben, sonst macht er Fehler. Die zweite Regel lau- tet: Ich vermeide ein Plagiat, indem ich saubere Quellenarbeit leiste und gut recherchiere. Die Vorgaben hierzu sind sehr stark tradiert. Drittens lernen die Studierenden: Mache keine hand- werklichen Fehler. Zum Handwerk ge- hört neben Struktur und korrekter Zitierweise auch die Einhaltung von Grammatik-, Interpunktions- und Rechtschreibkonventionen. Das klingt nach leicht anwendba- ren Regeln. Theoretisch ja. Praktisch merke ich, dass das für viele gar nicht so einfach ist. Ich versuche den Studierenden eine gewisse Achtsamkeit für die Thematik des strukturierten Schreibens zu vermitteln. Womit tun sie sich denn beson- ders schwer? Mit dem Schreiben in kurzen, einfachen Sätzen. Das Zitieren und die Struktur lernen die Studierenden recht schnell. Aber ihnen einen guten Schreibstil zu vermitteln, das ist schwierig. Viele den- ken, sie müssten hochtrabende, lange und umständliche Sätze formulieren – weil das ja Wissenschaft ist, muss es quasi auch so klingen, dass es keiner versteht. Das ist natürlich totaler Blöd- sinn. Es kommt darauf an, die Inhalte in einer klaren, verständlichen Sprache zu formulieren. Sie erwähnten die gute Recher- che – wie sieht die für eine wissen- schaftliche Arbeit aus? Mein erster Rat an die Studierenden ist: Schaltet Google ab. Nutzt lieber Google Scholar, Web of Science oder Datenbanken von Bibliotheken. Auf viele gute Quellen stößt man auch per Zufall. Deshalb empfehle ich immer, in Arbeiten, die zum eigenen Thema passen, das Literaturverzeichnis zu studieren. Also immer erst den Titel lesen, dann den Abstract und dann das Literaturverzeichnis, um zu schau- en, ob da was drinsteht, das für meine eigene Arbeit nützlich sein könnte. Macht es einen Unterschied, ob ich eine wissenschaftliche Arbeit als Umweltbiologin oder als Forst- wissenschaftlerin schreibe? Nein. An die große Linie mit Haupt- struktur und ordentlicher Quellenarbeit müssen wir uns alle halten, da spielt die Fachrichtung keine Rolle. Nicht alle haben die Chance, an einem Ihrer Kurse teilzunehmen. Welche Tipps haben Sie für Allein- schreiberinnen und -schreiber? Eine Lektorin oder einen Lektor su- chen. Das muss kein speziell ausgebil- deter Mensch sein. Im Prinzip kann das auch ein Laie sein, der ein biss- chen Leseerfahrung und Lust hat, sich in das Thema einzuarbeiten. Dann braucht es eine vernünftige Zeitplanung. Die Betonung liegt auf vernünftig im Sinne von realistisch. Dazu zählt, die Struktur der Arbeit in eine Feingliede- rung zu übersetzen. Ich rate den Studie- renden, dabei bis zur dritten Dezimale zu gehen, also beispielsweise bis 2.4.3. Diesen Kapiteln gibt man dann wirklich aussagekräftige Überschriften und notiert sich ein paar Stichworte dazu. Das Ganze passiert am besten bereits im richtigen Layout. Das spart zum einen Arbeit, zum anderen hat es einen psychologischen Effekt, wenn ich gleich in das fertig gestaltete Doku- ment schreibe. Und darüber hinaus halte ich es für enorm wichtig, dass die Schreibenden engen Kontakt zu ihren Betreuerinnen und Betreuern halten. Die kümmern sich meist parallel um mehrere Studierende und vergessen einen schnell, wenn man sich nicht selbst meldet. Angenommen, ein Studierender beherzigt alle Ihre Ratschläge – was hat er davon? Er kann seine Arbeit schneller und vor allem viel effizienter fertigstellen. Und er hat weniger Bauchschmerzen und weniger schlaflose Nächte vor der Abgabe. Das ist doch ein Angebot, oder? unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de „Schaltet Google ab“ Tim Burzlaff bringt Studierenden das Handwerk des wissenschaftlichen Schreibens bei Tim Burzlaff empfiehlt den Studierenden, klar und verständlich zu formulieren – hochtrabender und umständlicher Stil habe nichts mit Wissenschaft zu tun. FOTO: PATRICK SEEGER Die Universität Freiburg hat sich er- folgreich im Ausbauprogramm „Master 2016“ des Ministeriums für Wissen- schaft, Forschung und Kunst Baden- Württemberg (MWK) beworben. Damit erhält sie fünf neue Masterstudiengänge: Neuroscience, Sustainable Systems Engineering, Religionswissenschaft, Biologie – Schwerpunkt Trinationale Biotechnologie sowie Applied Physics. Zudem hat das MWK weitere Studien- plätze für die drei bestehenden Master- programme Renewable Energy Engi- neering and Management, Public and Non-Profit Management und Geogra- phie des globalen Wandels bewilligt. Insgesamt kann die Universität 200 neue Studienplätze anbieten, von denen die erste Hälfte ab dem Winter- semester 2016/17 und die zweite Hälfte ab dem Wintersemester 2017/18 zur Verfügung steht. Dies wird ermöglicht, indem das MWK neun zusätzliche Professuren fördert. Fünf neue Studiengänge Drei Freiburger Hochschulen erhalten zusammen zwei Millionen Euro, um in den kommenden fünf Jahren das Lehr- amtsstudium im Fach Musik neu auszu- richten: Das Ministerium für Wissen- schaft, Forschung und Kunst Baden- Württemberg fördert den gemeinsamen Antrag der Pädagogischen Hochschule (PH), der Hochschule für Musik und der Albert-Ludwigs-Universität im Programm „Lehrerbildung in Baden- Württemberg“. Die Kooperation findet unter dem Dach des Freiburg Advanced Center of Education (FACE) statt, das die Universität und die PH im vergange- nen Jahr zusammen gegründet haben. Ziel der Kooperation ist ein neues, pro- fessionsorientiertes Profil für die Ausbil- dung künftiger Lehrerinnen und Lehrer im Fach Musik. Aufbau und Inhalte der Bachelor- und Masterstudiengänge sol- len Fachwissenschaft, künstlerisches Fach, Musikdidaktik und Bildungswis- senschaft möglichst eng miteinander verbinden. Zudem beteiligt sich das Institut für Musikermedizin des Univer- sitätsklinikums Freiburg daran, Lehran- gebote zum Umgang mit der eigenen Stimme zu entwickeln. Darüber hinaus trägt das FACE-Praxiskolleg, in das ins- besondere Schulen und die Staatlichen Seminare für Didaktik und Lehrerbil- dung einbezogen sind, dazu bei, Theorie und Praxis in allen Phasen der Aus- und Weiterbildung von Musiklehrern noch stärker aufeinander abzustimmen. Musiklehrer mit neuem Profil FOTO: BILLION PHOTOS/FOTOLIA 012016

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