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uni'leben 02-2014

02 2014 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 4 forschen von Verena Adt Mehr als 100.000 chinesen schuf- teten im Ersten Weltkrieg als Hilfsarbeiter hinter der Westfront für Frankreich und Großbritannien. Sie entluden Züge, hielten Verkehrswege instand, halfen beim Bau von Lazaret- ten und lieferten Nachschub, wenn die Kämpfer an vorderster Linie neue Aus- rüstung brauchten. Viele dieser unbe- waffneten Helfer bezahlten den Einsatz nahe der Front mit ihrem Leben. Dazu kamen über eine Million Inder und Hun- derttausende von Soldaten aus den französischen und britischen Kolonien und den Dominions. Sie alle kämpften von 1914 bis 1918 auf den europäischen und außereuropäischen Schlachtfeldern in Afrika sowie im Nahen und Mittleren Osten. Bis 1918 traten 38 Staaten in den Konflikt ein, der im Sommer 1914 zunächst zwischen den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn auf der einen und Frankreich, Russland und Großbritannien auf der anderen Seite ausgebrochen war. 1914 bis 1918, das waren nicht nur die Schützengräben bei Verdun und an der Somme, unterstreicht Prof. Dr. Jörn Leonhard vom Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität. Einen guten Teil seiner Zeit als Direktor der School of History des Freiburg Institute of Ad- vanced Studies (FRIAS) hat Leonhard seit 2010 diesem Konflikt gewidmet. „Es geht darum, ihn als den Krieg zu begreifen, der weit über Westeuropa hinausgriff, und in ihm nicht nur die Vor- geschichte zur Katastrophe von Natio- nalsozialismus, Holocaust und Zweitem Weltkrieg zu sehen“, sagt der Historiker, der seit 2006 die Professur für Geschich- te des Romanischen Westeuropa an der Universität Freiburg innehat. Während Franzosen und Briten den Ersten Welt- krieg bis heute als „la Grande Guerre“ und „the Great War“ wahrnähmen, wer- de er für deutsche häufig von der Kata- strophe des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs überlagert. Erbschaften des 19. Jahrhunderts Über die Arbeit zur Geschichte des 19. Jahrhunderts, sein bisheriges For- schungsgebiet, kam Leonhard zum Ersten Weltkrieg, „in dem sich viele Erbschaften und Problematiken des 19. Jahrhunderts quasi verdichteten“. Die Ergebnisse seiner Studien hat er in seinem kürzlich erschienenen Buch „Die Büchse der Pandora“ vorgelegt. Geschrieben hat er es vor allem wäh- rend eines Forschungsjahres am Minda de Gunzburg center for European Studies der Harvard University in den USA – im regen Austausch mit Histo- rikerinnen und Historikern aus Europa, den USA, Südamerika und Asien. Das 1.200 Seiten umfassende Werk macht die Sicht auf diesen Krieg auf breiter Front frei. „Es ging mir darum, nicht nur den Entscheidungswe- gen an den politischen Schaltstel- len nachzugehen, sondern auch zu erkunden, wie der Krieg von den Soldaten an der Front erlebt wurde, wie er in die Gesellschaf- ten wirkte, welche neuen Sehwei- sen und Interpretationen er er- zwang.“ Der Historiker arbeitete sich durch militärische und poli- tische Archive und las kiloweise Feldpostbriefe und Tagebücher, Propagandatexte und Schützen- grabenzeitungen. Leonhard räumt mit vielen Kli- schees auf. Es habe eben nicht nur die Abnutzungsschlachten im Westen und den Friedens- vertrag von Versailles gegeben, der vielen als der Ursprung des unheilvollen Wegs gilt, den Deutschland später nahm. Es gab auch die Ostfront und den Frieden von Brest-Litowsk, der Russland 1917 vom Deutschen Kaiserreich aufgezwungen wurde und ungleich härter gewesen sei als der so genannte Versailler „Schandfrieden“. Deutschland habe 1918 – anders als 1945 – seinen Großmachtstatus behal- ten können, während Russland in Brest- Litowsk auf fast alle nichtrussischen Ter- ritorien des Reichs mit über einem Drittel der gesamten städtischen Bevölkerung habe verzichten müssen. Der enorme Aderlass, den der Krieg für die beteiligten Völker bedeutete, wirke als Trauma bis in die Gegenwart, erläutert Leonhard. So gehe die prona- talistische Politik Frankreichs auf die gleich nach Kriegsende 1918 einsetzen- den Bemühungen des Staates zurück, die französischen Frauen als Ehefrau- en und Mütter wieder zum Kinderkriegen zu ermutigen. Das Frauenwahlrecht führ- te Frankreich erst 1944 ein. Generell sei die Idee einer Emanzipation der Frauen durch den Krieg ein Trug- schluss: „Zwar waren Frau- en im Krieg als Arbeitskräfte gefragt, aber danach wollten alle Regierungen sie wieder zu Müttern machen.“ Die Opferzahlen, die das kollektive Gedächtnis mit den Jahren zwischen 1914 und 1918 verbindet, sind auch für Leonhard ein prä- gendes charakteristikum des Ersten Weltkriegs. Allein die Somme-Schlacht, die 1916 nach vier Monaten ergebnis- los endete, kostete eine Milli- on Männer das Leben. Schuld an dem Menschenverschleiß sei nicht zuletzt die Tatsache gewesen, dass die militäri- schen Taktiken mit der technischen Ent- wicklung hin zu Maschinengewehren, schwerer Artillerie und Panzern nicht Schritt gehalten hätten. „Die Offizie- re waren dem Kult der Offensive des 19. Jahrhunderts verhaftet geblieben“, betont Leonhard. „Sie glaubten immer noch, dass eine Maschine durch den Willen und die Disziplin des Menschen bezwungen werden könne, und schick- ten deshalb immer wieder Tausende von Soldaten in aussichtslose Angriffe.“ Weit über Westeuropa hinaus Schlachtruf: Mit diesem Poster wollte Frankreich die „afrikanische Armee und die kolonialen Truppen“ für den Krieg rekrutieren. QUELLE: MUSéE D’HISTOIRE cONTEMPORAINE – BDIc PARIS Die Universität Freiburg und 13 weitere Partner aus Forschung und Industrie aus sieben Ländern der Europäischen Union und Russland beteiligen sich an dem Projekt „Renew- able source nanostructured precursors for carbon fibers“, kurz carboprec. Forscherinnen und Forscher wollen neue, kostengünstigere Ausgangs- stoffe und Verarbeitungsprozesse zur Herstellung von Karbonfasern entwi- ckeln. Die Europäische Kommission fördert das Vorhaben in den kom- menden vier Jahren mit etwa sechs Millionen Euro. Das Freiburger Team erhält von dieser Summe mehr als 670.000 Euro. Marie-Pierre Laborie, Professorin für Forstliche Biomate- rialien am Institut für Geo- und Um- weltnaturwissenschaften, leitet das Projekt am Freiburger Materialfor- schungszentrum (FMF). Bauteile aus Karbonfasern werden zum Beispiel in Rennwagen, Flugzeugen und Raum- fähren eingesetzt. Hochleistungsmaterial günstiger herstellen In dem neuen Blog „Mittelalter am Oberrhein“ veröffentlichen Histori- kerinnen und Historiker der Albert- Ludwigs-Universität ihre Forschungs- ergebnisse zur oberrheinischen Landesgeschichte im Mittelalter. Die Forscherinnen und Forscher stellen ihre wissenschaftlichen Projekte vor und publizieren Beiträge zur Ge- schichte der Region. Außerdem kün- digen sie Veranstaltungen, Vorträge und Tagungen an, präsentieren Listen landes- und regionalgeschichtlicher Zeitschriften mit Verweis auf Digitali- sate und online verfügbare Inhaltsver- zeichnisse und Register, informieren über Neuerscheinungen und sammeln Rezensionen. Auch Forscher anderer Universitäten ergänzen das Themen- spektrum mit Beiträgen. Der Blog soll allen Interessierten ein Portal zur In- formation und zum Austausch bieten. Er ist bei der Professur für Mittelalter- liche Geschichte I und in der Abtei- lung Landesgeschichte angesiedelt. Blog zur Geschichte des Oberrheins http://oberrhein.hypotheses.org Offene Design-Werkstatt: Wie die synthetische Biologie die Gesellschaft beeinflusst Fühlende Elektroden: Wie ein Patient eine Hand- prothese mit Tastsinn erhält Lesen Sie auf SurprisingScience: www.surprising-science.de Smartphones, Solarzellen, Flachbildschirme – in vielen Hightech-Produkten des täglichen Lebens steckt TRUMPF Hüttinger. Unsere Generatoren erzeugen den maßgeschneiderten Strom, den die verschiedensten Bearbeitungsverfahren erfordern. Dazu zählt die Plasmatechnik, durch die sich dünnste Schichten auf Solarzellen und feinste Struk- turen auf Mikrochips überhaupt erst produzieren lassen. Genauso wie die Induktionserwärmung, die Kurbelwellen und Zahnräder verschleißfest und länger einsetzbar macht. In unseren vier internationalen Tochtergesellschaften und in Freiburg arbeiten mehr als 700 Mitarbeiter an innovativen Lösungen für unsere Kunden. Als Mitglied der TRUMPF Gruppe sind wir auf allen Weltmärkten aktiv. Also die richtige Wahl für Ihre Karriere! TRUMPF Hüttinger - generating confidence. www.trumpf-huettinger.com TRUMPF Hüttinger steht für Hightech-Lösungen! g e n e r a t i n gg e n e r a t i n gg e n e r a t i n gg e n e r a t i n g i n n o v a t i o n si n n o v a t i o n si n n o v a t i o n si n n o v a t i o n si n n o v a t i o n si n n o v a t i o n si n n o v a t i o n s Jörn Leonhard widerlegt bisherige Annahmen über den Ersten Weltkrieg

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