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uni'leben 04-2014

04 201404 2014 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 6 forschen Der Modellstudent hat heraus- gefunden: Ein Schwarzes Brett allein macht nicht glücklich. FOTO: MARTIN JOST von Claudia Füßler Sein saamisches Lieblingswort? Dr. Michael Rießler überlegt. Nein, da falle ihm keins ein. Aber man solle doch „Tiõrv!“ schreiben, das klinge für hiesige Ohren exotisch genug. „Tiõrv!“ bedeutet „Guten Tag!“ und ist Skoltsaamisch. Diese europäische Minderheitensprache wird nur noch von wenigen Skoltsaami im Grenzgebiet zwischen Finnland, Nor- wegen und Russland gesprochen. Rießler ist wissenschaftlicher Mitar- beiter und Leiter einer Forschergrup- pe am Skandinavischen Seminar der Universität Freiburg und untersucht unter anderem die saamischen Spra- chen. Er hat Skandinavistik, Slavistik und Ethnologie studiert und wurde im Fach Allgemeine Sprachwissenschaft promoviert. Von Anfang an hat ihn die Feldforschung gereizt. „Ich mag es, die Bibliothek zu verlassen, rauszu- gehen und mit Menschen zu arbeiten“, sagt der 43-Jährige. Diese Vorliebe führte ihn zunächst auf die russische Halbinsel Kola. Dort untersuchte er die vier saamischen Sprachen, die nur noch eine Handvoll Menschen in Russland spricht. Solche kleinen Sprachen haben für Linguisten wie ihn einen besonderen Reiz: „Wenn man lernen möchte, wie Sprachen sich über die Erdteile verbreitet ha- ben, dann muss man sich mit den kleinen Sprachen beschäftigen. Von denen kommen die für den Sprach- vergleich wertvollsten Daten.“ Diese Daten sammeln die Forsche- rinnen und Forscher in Multimediada- tenbanken. Sie filmen die Spreche- rinnen und Sprecher, während diese arbeiten oder miteinander reden, und erfassen die Kommunikation als Au- dio- und Videodateien. Das Transkri- bieren nimmt zwar eine Menge Zeit in Anspruch, doch die Forscher können die so bearbeiteten Rohdaten für die intelligente Suche nach Merkmalen der Sprachstruktur nutzen. Fürs Eng- lische gibt es solche Datenbanken schon längst. Für den Großteil der mehr als 3.000 Sprachen auf der Welt, die meist nur mündlich überliefert werden, fehlt ein solcher Fundus als Basis für wissenschaftliches Arbeiten. Berater im Museum Rießler und seine Kolleginnen und Kollegen haben in den vergangenen Jahren ein Korpus erstellt, das mehre- re saamische Sprachen dokumentiert und archiviert. Sprachdokumentation kann aber auch einen ganz prakti- schen Nutzen haben. Als Rießler vor einigen Jahren für ein Projekt im Nor- den zu tun hatte, erfuhr er von einem bis dahin einzigartigen Unterfangen: Das norwegische 250-Seelen-Dorf Neiden hatte ein skoltsaamisches Mu- seum gegründet. Schätzungen zufol- ge gibt es mehrere Hundert ethnische Skoltsaami, doch nur noch wenige von ihnen verwenden die Sprache täglich. Das Museum suchte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein grenzüberschrei- tendes Projekt, um die skoltsaamische Kultur zu dokumentieren und zu be- wahren. Rießler, der Finnisch, Rus- sisch und Norwegisch beherrscht und auch mit dem Skoltsaamischen zu- rechtkommt, schien der ideale Mann zu sein und wurde für neun Monate als Berater für Spracharbeit am Museum angestellt. Seine Aufgaben: einen Plan für die Wiederbelebung des Skoltsaami- schen entwickeln und Lehrmaterialien für die Skoltsaami in Norwegen und Russland erstellen. Finnland hat verhältnismäßig um- fangreiche personelle und finanzielle Ressourcen zum Erhalt des Skoltsaa- mischen bereitgestellt; ein staatliches Programm sorgt dafür, dass die Kin- der von Skoltsaami ihre Mutterspra- che in Kindergärten, Schulen und an der Universität lernen können. „An- ders sieht es in Russland aus, wo die Sprache keine offizielle Unterstützung findet und langsam verloren geht. Die jüngsten Sprecher sind älter als 50 Jahre“, sagt Rießler. In Norwegen, wo nur noch sehr wenige skoltsaamische Nachkommen leben, spreche heute niemand mehr Skoltsaamisch. Das Interesse an der Sprache und ihrer Wiederbelebung sei, so Rießler, trotzdem groß. „Wir haben ein finni- sches Lehrbuch ins Russische und Norwegische übertragen und die Erklärungen der grammatikalischen Besonderheiten an die jeweilige Lan- dessprache angepasst.“ 2013 leitete Rießler erneut für mehrere Monate ein Projekt am Museum. Bis heute arbeitet er eng mit der skoltsaamischen Ein- richtung zusammen, und die Sprache der Skoltsaami bleibt einer seiner For- schungsschwerpunkte. Zum Schluss fällt ihm doch noch ein weiteres saami- sches Wort ein, das er mag und immer wieder von den Skoltsaami zu hören bekommt: „Späˊsseb!“ – „Danke!“ Kleine Sprache, großer Gewinn Nur eine Handvoll Menschen beherrscht Skoltsaamisch – dabei liefert es wertvolle Daten für Linguisten klimaneutral gedruckt Die CO2-Emissionen dieses Produkts wurden durch CO2-Emissions- zertifikate ausgeglichen. Zertifikatsnummer: 311-53210-0310-1003 www.climatepartner.com s- Impressum uni'leben, die Zeitung der Universität Freiburg, erscheint fünfmal jährlich. Herausgeber Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Rektor, Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer Verantwortlich für den Inhalt: Rudolf-Werner Dreier, Leiter Öffentlichkeits- arbeit und Beziehungsmanagement Redaktion Rimma Gerenstein (Redaktionsleitung), Nicolas Scherger, Katrin Albaum Anschrift der Redaktion Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Albert-Ludwigs-Universität Fahnenbergplatz 79085 Freiburg Telefon 0761/203-8812 Fax 0761/203-4278 E-Mail: unileben@pr.uni-freiburg.de Auflage 14.000 Exemplare Fotos Soweit nicht anders gekennzeichnet, von der Universität Gestaltung, Layout Kathrin Jachmann Anzeigen Gregor Kroschel Telefon 0761/203-4986 gregor.kroschel@mw.uni-freiburg.de Druck und Verarbeitung Freiburger Druck GmbH & Co. KG Vertrieb Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungsmanagement Jahresabonnement Euro 9,– ISSN 0947-1251 © Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Texte geben nicht unbedingt die Meinung des Verlags oder der Redaktion wieder. uni’leben erscheint online unter www.leben.uni-freiburg.de Michael Rießler arbeitet mit dem skoltsaamischen Museum im norwegischen Neiden zusammen, um die Kultur und Sprache der Skoltsaami wiederzubeleben. FOTO: SANDRA MEYNDT TTRTRT UUMMPFPF Hüttiinnger stehtt ffürürr HHigi htech-Lösungen! Spannende Perspektiven bei TRUMPF Hüttinger Automobile, Flugzeuge, Flachbildschirme, Smartphones, Halbleiter, Solarzellen, Architekturglas, E-Mobilität – Für die komplexen Herstellungsprozesse dieser Hightech-Produkte erzeugen TRUMPF Hüttinger Generatoren die notwendige Energie. Innovationen und Engagement von mehr als 700 motivierten Mitarbeitern sorgen dafür, dass dies auch weiterhin so bleibt. Kommen Sie zu Europas Marktführer in Sachen Prozessstromversorgung! Hier finden Sie das passende Umfeld, um aus Ihren Ideen Innovationen für unsere Kunden zu entwickeln. 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