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uni'alumni 2016

Eine Gruppe aus mehr als 100 Unter- nehmen, eine Flotte von 125 Schiffen, mehr als 3.200 Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter weltweit: Der Hamburger Reeder Bertram Rickmers hat einen Konzern aufgebaut, der eine breite Palette von Dienstleistungen rund um die Schifffahrt anbietet. Nicolas Scherger hat sich mit ihm unterhalten. uni‘alumni: herr rickmers, sie haben von 1974 bis 1979 volkswirt- schaftslehre an der universität Freiburg studiert. Welche erfahrung ist ihnen besonders wichtig? bertram rickmers: Die intellektuelle Auseinandersetzung: lernen zu argumen- tieren, zu diskutieren, zu schreiben. Da- mals war ja alles sehr politisch, und wir hatten große Debatten im Audimax. Das hat mir viel gebracht. Es tut dem Charis- ma von Studierenden gut, wenn sie ler- nen, sich in einer größeren Gruppe verbal durchzusetzen. vor der studienzeit sind sie durch China gereist. Wie war das? Die Reederei meiner Familie hat 1860 einen Liniendienst nach China eingerichtet. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, zur Zeit der Kulturrevolution durch das Land zu rei- sen. Das hat natürlich geprägt, vor allem, wenn man ursprünglich linke Ideale hatte und dann mit der Realität konfrontiert wurde. Welchen stellenwert hat die Firmen- tradition ihrer Familie für sie? Ich habe bei null angefangen. Ich hatte zwar einen Namen, der in der Schifffahrt bekannt ist, und diese Karte habe ich ge- spielt. Aber ich habe nie Firmenanteile geerbt. Nach dem Studium bin ich nach Bremerhaven auf die Rickmers Werft ge- kommen. Dort habe ich mich aufgrund meiner Ideen, Ideale und meiner Art, ein Unternehmen betriebswirtschaftlich zu führen, mit den Altvorderen meiner Familie angelegt. Ich bin 1982 ausgeschieden, habe zuerst eine Schiffsmaklerei und zwei Jahre später eine Reederei gegründet. seitdem haben sie das unterneh- men kräftig ausgebaut. Die Rickmers Werft ist Mitte der 1980er Jahre in die Insolvenz gegangen, die Rick- mers Linie war zwischenzeitlich an Hapag Lloyd verkauft. Damit war vom alten Un- ternehmen nichts mehr übrig. Ich habe die Rickmers Linie im Jahr 2000 zurückge- kauft. Heute stehen wir auf drei Säulen. Maritime Assets verwaltet unsere eigenen Schiffe und Schiffsbeteiligungen und bietet Dienstleitungen an. Wir verchartern zum Beispiel Schiffe und koordinieren Schiffs- projekte Dritter. Das Ship Management übernimmt für uns und für Dritte alles rund um das Schiff – die Bereederung, das Crewing über eigene Agenturen in Asien, die Versicherung und so weiter. Und die Rickmers Linie transportiert alles, was schwer ist und nicht in Container passt. Welche route hat die linie? Wir fahren rund um die Welt: Hamburg, Rotterdam, Dammam in Saudi-Arabien, Surabaya in Indonesien, Singapur, Laem Chabang in Thailand, Hongkong, die chi- nesische Küste rauf bis Dalian, Masan in Korea, Yokohama in Japan, über den Pa- zifik nach Mexiko, Baltimore in den USA und zurück nach Hamburg. Das nennen wir Perlenkette, weil wir immer wieder fixe Häfen anlaufen. Die branche steckt in der krise. Warum? Es lag sicherlich auch an der Gier nach einfachem, schnellem Geld. Das haben die Reedereien, Banken, Charterer und alle anderen in der Branche gemeinsam zu verantworten. Es wurden viel zu viele Schiffe gebaut. Und als der Welthandel nach 2008 infolge der Finanzkrise zurück- ging, nahm das Drama seinen Lauf. Wie haben sie ihr unternehmen wieder auf kurs gebracht? Ich habe es neu strukturiert und das Ma- nagement auf allen Ebenen ausgetauscht. Früher gab es Kommanditgesellschaften, die Geld eingeworben und in Schiffe inves- tiert haben. In der Krise haben sie viel Geld verloren, und so ist dieser Markt wegge- alleineigentümer auf neuen Wegen: bertram rickmers hat seinen konzern in eine aktiengesellschaft umgewandelt. Foto: Jan Windzus / © Rickmers Gruppe Der Reeder Bertram Rickmers hat seinen Schifffahrtskonzern für den Kapitalmarkt fit gemacht „Wir wollen mit den Adlern fliegen“ intervieW 16

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