Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'leben 01-2015

01 201501 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 10 von Katrin Albaum Für das Gespräch mit uni’leben macht Dr. Carola Holweg eine Pause von ihrer Steuererklärung. Was für viele Selbstständige eine ungeliebte Aufgabe ist, die sie nicht ohne eine Steuerbera- terin oder einen Steuerberater angehen würden, macht Holweg komplett selbst: „Ich würde es niemandem zumuten, mei- ne Projekte abzurechnen. Da müsste ich zu viel erklären.“ Sie beschäftigt sich mit ökologischen Ansätzen in der Land- nutzung und setzt sich dafür ein, dass Menschen mit natürlichen Ressourcen möglichst natur- und umweltschonend umgehen. Dazu entwickelt Holweg nachhaltige Lösungen, oft mithilfe neuer Technologien. „Ich betreibe sozusagen ein privates Forschungsinstitut.“ Die Forstwirtin und Pflanzenbiologin arbeitet beispielsweise an einem Gerät zur mobilen Verkohlung von Restbio- masse, zu der auch Schnittgut gehört. Im Naturschutz und in der Landwirtschaft falle pro Fläche oft nur wenig Restbio- masse an, deshalb lohne es sich häufig finanziell nicht, diese zu sammeln und wegzubringen, sagt Holweg. „Meine Idee war daher, einen Verkohlungsofen mobil zu machen. Damit kann man das Schnitt- material verwerten, wo es anfällt, und vielleicht Einsparungen erzielen.“ In wei- teren Projekten geht es um den Einsatz der Biokohle. Mit einem Landwirt und ei- nem Team von der Professur für Boden- ökologie der Universität Freiburg testet Holweg, ob ein Zusatz von Biokohle in Gülle dazu führt, dass diese Boden und Luft weniger belastet. „Ich habe mein Me- thodenrepertoire stark erweitert, seitdem ich mich selbstständig gemacht habe.“ Mehr Freiheiten Bis 2009 arbeitete die heute 49-Jäh- rige als wissenschaftliche Mitarbeite- rin, unter anderem am Institut für Bio- logie II der Albert-Ludwigs-Universität, an dem sie 2004 promoviert wurde. Ihr langjähriger Lebenspartner hat ihr die Existenzgründung vorgemacht: „Er ar- beitet freiberuflich als Lektor und Ver- leger. Mir gefiel das Mehr an Freiheiten, das er hatte.“ Holwegs erster Schritt in die Selbstständigkeit begann mit einem kurzen Stolpern: Der Fördermittelträger, bei dem sie sich beworben hatte, erteilte ihr eine Absage. Sie musste erst einmal schlucken, ließ sich aber nicht entmuti- gen und machte weiter. Bei der zweiten Adresse klappte es. Wertvolle Hinweise verdankt sie auch dem Gründerbüro der Universität Freiburg, das ihr half, Räume, Fortbildungen und Kontakte zu finden. Für ihr Leben als Freiberuflerin ver- schafft sich Holweg etwas Sicherheit, indem sie die zeitlichen Lücken zwi- schen den Anträgen möglichst kurz hält. Die beantragten Fördergelder kommen von öffentlichen oder privaten Stellen. Meist arbeitet sie mit Projektpartnern zusammen, wie mit der Universität Frei- burg. „Ich begeistere gerne Menschen für meine Themen und habe eine recht gute Erfolgsquote.“ Dass sie einen Teil des Aufwands, den so genannten Ei- genbeteiligungsbetrag, selbst tragen muss, gehöre dazu. Dies mache sie zum Teil mit Mehrarbeit wett: „Unter 50 Stunden arbeite ich nicht in der Woche. Aber ich komme gut mit allem zurecht.“ Holweg bereut ihre Entscheidung für die Selbstständigkeit nicht: „Ich kann meinen Neigungen nachgehen und bin meine eigene Chefin. Wenn ich einer Frage oder einem Lösungsweg auf den Grund gehen möchte, dann schaf- fe ich mir selbst den Freiraum dafür.“ Sich für die Umwelt einzusetzen ist ihr wichtig, im Beruf und im Privatleben. Holweg achtet auf einen nachhaltigen Lebensstil und möchte mit gutem Bei- spiel vorangehen. „Das äußert sich etwa in Pseudodiskussionen mit mei- nem Partner über die Mülltrennung. Aber das ist natürlich nur Spaß“, verrät sie mit einem ansteckenden, herzli- chen Lachen. Zudem gefalle ihr, dass sie viele Menschen aus verschiedenen Be- rufen kennenlerne und diese ihr als Freiberuflerin meist auf direktere Wei- se begegnen würden. „Als wissen- schaftliche Mitarbeiterin wurde ich oft vor dem Hintergrund von Hierarchien wahrgenommen. Nun sehen mich die Menschen zuallererst als eigenständi- ge Person, was ich direkter finde und mir gut tut.“ Dafür nimmt sie auch die leidige Steuererklärung in Kauf. Die eigene Chefin Die Freiburger Forstwirtin und promovierte Pflanzenbiologin Carola Holweg hat ein Büro für Nachhaltigkeitsprojekte gegründet von Stephanie Streif Es gibt Menschen, die können ein- fach gut mit Zahlen. In der Schule waren es diejenigen, die eben mal so eine Gleichung mit drei Unbekannten lösen konnten, während der Rest der Klasse zu schwitzen anfing, weil der Zahlen- und Buchstabenwirrwarr nicht zu durchschauen war. Bernd Sahner ist ein Zahlenmensch. „Ja, Zahlen sind mein Ding. Die haben mich schon immer interessiert“, sagt der neue Kaufmännische Direktor des Univer- sitätsklinikums Freiburg. Vor einigen Monaten hat der Aufsichtsrat der Uni- versitätsklinik ihn offiziell dazu bestellt. Die operativen Geschäfte hatte Sahner kommissarisch allerdings schon seit Januar 2014 geführt. Der in Buggingen aufgewachsene Sahner wirkt, als könne ihn nichts so schnell aus der Ruhe bringen. Ge- festigt und selbstbewusst, vielleicht badisch gemütlich. Auf dem Tennis- platz könne er schon auch mal heftig rumfluchen, gibt er zu. Aber eigentlich sei er ein ruhiger Mensch, der, wenn es knifflig wird, sogar noch ruhiger werde. „Knifflig“ ist die treffende Be- zeichnung für seinen neuen Job. Ein Krankenhaus sei eine komplexe Ein- richtung, ein so großes wie die Uni- versitätsklinik sowieso. „Verglichen mit anderen Unternehmen am Markt sind Krankenhäuser extrem stark re- glementiert. Das macht die Sache so schwierig.“ Aber es macht sie auch spannend. Und schon ist Sahner mit- ten im Thema und erzählt, was es alles brauche, damit das deutsche Gesundheitssystem nicht gegen die Wand fahre. Er hat eine Vision: „Ich will, dass wir hier hochzufriedene Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Patientinnen und Patienten haben.“ Zahlen scheinen für Sahner längst nicht alles zu sein. Wenn ihn bei sei- ner Arbeit etwas antreibe, dann die Vorstellung, anderen Menschen hel- fen zu können. „Damit kann ich mich identifizieren.“ Wechsel gegen Routine Wahrscheinlich ist Sahner genau aus diesem Grund beruflich im Kran- kenhaus gelandet. Nach seinem Stu- dium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl arbeitete er sechs Jahre in der zentralen Verwaltung der Kreiskrankenhäuser beim Land- ratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Danach war er Kämmerer der Stadt Staufen. Nach acht Jahren folgte der Wechsel ans Herzzentrum Freiburg – Bad Krozingen. Dort war er zunächst Assistent, dann Stellvertreter des Ge- schäftsführers, ab 2010 Geschäfts- führender Verwaltungsdirektor und ab 2012 Kaufmännischer Geschäftsführer. Warum der Wechsel? „Für mich stand fest, dass ich den Job in Staufen nicht bis an mein Lebensende machen will, also habe ich mich auf die Stelle in Bad Krozingen beworben.“ Dass er dafür seinen Beamtenstatus aufgeben musste, war ihm egal. Anders ausge- drückt: Er gab ihn auf, um sich neuen, spannenderen Aufgaben zu widmen. „Der Job in Staufen hat mir Spaß ge- macht. Trotzdem wurde das meiste mit der Zeit zur Routine.“ Und großartige Gestaltungsmöglichkeiten habe es für ihn dort auch nicht mehr gegeben. Skikleidung statt Anzug Sein jetziger Job am Universitäts- klinikum fordert ihn noch mal neu. In Freiburg ist er für 10.500 Beschäftigte verantwortlich, in Bad Krozingen wa- ren es 1.500. Da die Universitätskli- nik so viel größer ist, ist er nicht mehr ganz so dicht am Klinikalltag dran – aber er bemühe sich, dranzubleiben. Denn gut könne seine Arbeit nur sein, wenn er sowohl die Pflegerinnen und Pfleger als auch die Medizinerinnen und Mediziner einbeziehe. „Das ist kein Anbiedern, sondern meine feste Überzeugung.“ Er selbst versteht sich als Dienstleister für die, die die Arbeit am Patienten, in der Lehre und in der Forschung – die er mit großem Inte- resse und Respekt verfolgt – verrichten. Um das riesige Pensum zu schaffen, arbeitet Sahner viel. Das mache ihm nichts aus, er arbeite gerne. Wenn er gerade nicht im Dienst ist, ist er vor allem Familienmensch. Jedes Jahr an Ostern tauscht er seinen Anzug gegen Skihose und Skijacke ein und fährt mit Frau, Tochter, Schwiegersohn und En- keln nach Südtirol zum Skifahren. Dort kommt er auch prima ohne Zahlen aus. Dienstleister und Familienmensch Bernd Sahner ist als neuer Kaufmännischer Direktor der Universitätsklinik Freiburg für 10.500 Beschäftigte verantwortlich menschen Im Dienst der ökologischen Landnutzung: Carola Holweg arbeitet an neuen Technologien für nachhaltige Lösungen. FOTO: THOMAS KUNZ Kann nicht nur mit Zahlen, sondern auch mit Menschen: Bernd Sahner setzt sich dafür ein, dass die Mitarbeiter und Patienten am Universitäts- klinikum zufrieden sind. FOTO: THOMAS KUNZ www.gruenden.uni-freiburg.de 012015012015

Seitenübersicht