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uni'leben 04-2015

04 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 6 forschen von Verena Adt Die Leichen von 71 Flüchtlingen werden in einem Lastwagen in Österreich entdeckt, im Mittelmeer ertrinken 200 Menschen, am gleichen Tag rettet die italienische Küstenwache mehr als 1.400 Menschen aus See- not: Drei Meldungen dieses Jahres – herausgegriffen aus der täglichen Nachrichtenflut über Menschen, die aus dem Nahen und Mittleren Osten und aus Afrika nach Europa kommen, um Bürgerkrieg oder elenden Lebens- bedingungen zu entfliehen. Welche Routen haben sie gewählt? Wie waren die Bedingungen ihrer Flucht, und wie geht es weiter? Wie beeinflussen die rechtlichen Kategori- sierungen von Migration in den ver- schiedenen Ländern den Handlungs- spielraum und die Mobilität der Flüchtlinge? Diesen Fragen geht die Ethnologin Dr. Inga Schwarz in der Forschergruppe „Cultures of Mobility in Europe“ (COME) am Institut für Volkskunde der Albert-Ludwigs-Uni- versität nach. Im „Freiburger Netzwerk für Migrationsforschung“ (FREINEM) tauscht sie zudem ihre Erkenntnisse mit Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern anderer Disziplinen aus, die sich ebenfalls mit Themen rund um die Migration befassen. Absurdes Abkommen Für ihr Projekt analysiert Schwarz die Fluchtwege von Migrantinnen und Migranten. Durch ihre Arbeit in der Flüchtlingsberatung, in der sie sich schon mehr als zehn Jahre ehrenamt- lich engagiert, kommt sie mit vielen Flüchtlingen in Kontakt. In Interviews fragt Schwarz nach ihren Reisewegen, ihrer aktuellen Situation und ihren Zu- kunftsplänen. Wie sich die Reisemög- lichkeiten und die rechtliche Lage tat- sächlich weiterentwickeln, verfolgt die Ethnologin, indem sie mit den Betroffe- nen möglichst lange in Kontakt bleibt und sie auf weiteren Etappen wieder interviewt. Ihr Hauptaugenmerk richtet sich auf „illegalisierte“ Einwanderinnen und Einwanderer, deren Reise nach der Ankunft in der Europäischen Uni- on (EU) nicht zu Ende ist. Zu dieser Gruppe gehören viele junge Männer aus Subsahara-Afrika, nicht wenige sind minderjährig. „Sie haben oft Schreckliches erlebt, deshalb sind sie geflohen“, betont die Migrations- forscherin. Diese Menschen hätten „meist nur minimale Vorstellungen“ von Europa. Viele hätten zunächst gar nicht geplant, in die EU oder nach Deutschland zu flüchten. Nach einer ersten Etappe in Nordafrika sei- en sie durch die vor allem in Libyen dramatisch verschlechterten Bedin- gungen weitergetrieben worden. Das so genannte Dubliner Abkom- men und die in der EU geltende Dritt- staatenregelung haben zur Folge, dass kaum ein Flüchtling in Deutschland Asyl beantragen kann: Fast jeder hat zuvor einen anderen EU-Staat durch- quert und müsste der geltenden Rechtslage nach seinen Asylantrag dort stellen. „Die Absurdität dieser Regelung wird an den gerichtlichen Vorbehalten deutlich, die seit 2011 Abschiebungen nach Griechenland verbieten. Auch hat das Bundesverfas- sungsgericht wiederholt verhindert, dass zum Beispiel Familien mit kleinen Kindern nach Italien abgeschoben werden, weil deren Unterbringung und Versorgung dort nicht ausreichend sichergestellt ist“, erläutert Schwarz. Mehrjähriger Kreislauf In Italien, wo Tag für Tag Flüchtlings- boote aus Nordafrika stranden, würden die Ankömmlinge nicht einmal mehr registriert. Tausende landeten in ei- nem aussichtslosen Kreislauf. Wem es beispielsweise gelingt, sich nach Deutschland durchzuschlagen, wird in der Regel nach einem langwierigen Prüfverfahren abgeschoben. An der italienisch-französischen Grenze wer- den „illegalisierte“ Einwanderer gar nicht erst auf französisches Staatsge- biet gelassen. In krassen Fällen seien Menschen bis zu sieben oder acht Jahre auf fortgesetzter Flucht in Europa, sagt Schwarz. „Da sitzt jemand irgendwo fest, bis die Mutter im Sudan eine Kuh verkaufen und 100 Euro schicken kann, nur um dann aus einem Zug aussor- tiert und zurückgeschickt zu werden.“ Die Hürden, die unterschiedliche na- tionale Regelungen innerhalb der EU errichten, verstoßen nach Ansicht der Freiburger Ethnologin gegen das in der Allgemeinen Erklärung der Menschen- rechte festgelegte Recht jedes Einzel- nen, „sich innerhalb eines Staates frei zu bewegen und seinen Aufenthaltsort frei zu wählen“ und „jedes Land, ein- schließlich seines eigenen, zu verlas- sen und in sein Land zurückzukehren“. Mit ihrer Arbeit will Schwarz den Blick der so genannten mobility studies erweitern, die sich bislang vor allem mit privilegierter Mobilität beschäftig- ten: „Für wen gilt das Recht, sich frei zu bewegen, und für wen ist Mobilität mit Fortschritt verknüpft?“ In der Wissenschaft wie in der Politik sei die Beschäftigung mit der Migrations- und Flüchtlingsthematik bisher vernachläs- sigt worden. Inga Schwarz glaubt nicht, dass die Flüchtlingszahlen bald sinken werden, „da auch in den Krisenregio- nen aktuell keine Aussicht auf Besse- rung besteht“. Die Ethnologin Inga Schwarz wertet aus, auf welchen Routen Einwanderer nach Europa kommen Bislang beschäftigten sich die „mobility studies“ vor allem mit der Mobilität von Privilegierten. Inga Schwarz lenkt den Blick auf Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten – wie etwa die Migranten, die an der Lörracher Straße in Freiburg untergebracht sind. Foto: thomas kunz Banken gibt es viele. Aber die BBBank ist die einzige bundesweit tätige genossenschaftliche Privatkundenbank, die Beamten und Arbeitnehmern des öffentlichen Dienstes einzigartige Angebote macht. Zum Beispiel das Bezüge- konto mit kostenfreier Kontoführung.1) Informieren Sie sich jetzt über die vielen weiteren Vorteile Ihres neuen Kontos unter Tel. 0 800/40 60 40 160 (kosten- frei) oder www.bezuegekonto.de Für mich: das kostenfreie Bezügekonto 1) 1) Voraussetzung: Bezügekonto; Genossenschaftsanteil von 15,– Euro/Mitglied Bundesweit für Sie da: Mit Direkt- bank und wachsendem Filialnetz. 169x206_Dozent_Bezuegekonto_allgemein_4c.indd 1 21.09.15 10:04 www.come.uni-freiburg.de www.freinem.uni-freiburg.de Flucht in Etappen Die Albert-Ludwigs-Universität Frei- burg zählt in vier Ranglisten zu den Top-Universitäten Deutschlands. Dem internationalen „Times Higher Educa- tion Ranking 2015-16“ zufolge steht sie weltweit auf dem 84. Rang. Es be- urteilt 800 Universitäten auf den Ge- bieten Lehre, Forschung, Zitierungen, Technologietransfer und Internationali- sierung. In der Kategorie „Technologie- transfer“, die das Verhältnis von Dritt- mitteleinnahmen aus der Industrie zur Zahl der Forscherinnen und Forscher bewertet, hat die Universität Freiburg im weltweiten Vergleich sogar das bestmögliche Ergebnis erzielt. Im „Academic Ranking of World Universi- ties 2015“, auch als „Shanghai-Ran- king“ bezeichnet, rangiert Freiburg unter den deutschen Volluniversitäten auf den Plätzen 4 bis 7 – eine nähere Aufschlüsselung lässt das Ranking, das die Forschungserfolge von welt- weit 500 Hochschulen vergleicht, nicht zu. Im Förderatlas der Deutschen For- schungsgemeinschaft (DFG) ist Frei- burg die einzige Hochschule, die in allen vier großen Wissenschaftsberei- chen unter den 15 Universitäten ist, die die meisten DFG-Fördergelder einge- worben haben. Unter den Volluniversi- täten liegt Freiburg auf Platz fünf. Der Atlas wertet die Mittelvergabe in der öffentlich finanzierten Forschung in Deutschland aus. Im „Thomson-Reu- ters Innovationsranking 2015“ nimmt Freiburg in Baden-Württemberg den ersten und bundesweit den vierten Platz ein. Das in diesem Jahr erstmals veröffentlichte Ranking des Medien- konzerns Thomson-Reuters listet die Universitäten auf, deren Innovationen den wissenschaftlichen und techni- schen Fortschritt am stärksten voran- bringen und den größten Einfluss auf die Weltwirtschaft haben. Spitzenposition für Freiburg 042015 Ihres neuen Kontos unter Tel. 0800/406040160 (kosten- 169x206_Dozent_Bezuegekonto_allgemein_4c.indd 121.09.1510:04

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