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uni'wissen 02-2013

Ausgangspunkt des Projekts waren 58 Fichten aus dem Schwarzwald. Diese Nadelbaumart war dank ihres geraden Wuchses und der Tatsache, dass sie 60 Prozent des Schnittholzbedarfs in Deutschland abdeckt, der ideale Forschungsge- genstand. Ein regionales Sägewerk fertigte aus den Fichten Bodendielen, die die Wissenschaft- ler­ im­ Hinblick­ auf­ Oberfl­ächenmerkmale­ in­ 15­ Gruppen sortierten. Es waren makellose Bretter, Bretter mit kleinen, dunklen Ästen, Bretter mit hellen, großen Ästen oder mit einem markanten Verlauf der Jahresringe darunter. Auf diese Cha- rakterisierung aufbauend, fertigten Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter an der Professur für Forstbenutzung in ihrer Holzwerkstatt Boden- muster mit einer Fläche von zweimal einem Meter an, die als Material zur Befragung von Proban- dinnen und Probanden auf Fachmessen und im Internet dienten. Dabei interessierte Becker und Manuel, welcher Boden am besten und welcher am­wenigsten­gefi­el.­„Um­diese­subjektiven­Mei- nungen in objektiv messbare Parameter zu über- tragen, stellten wir nach dem Vorbild der schwedischen Studie Begriffspaare zusammen, die­Holz­optisch­beschreiben:­beruhigend­–­unru- hig,­symmetrisch­–­asymmetrisch,­leblos­–­leben- dig und so weiter“, sagt Manuel. „Anschließend fragten wir die Probanden, mit welchen Stichwor- ten sie das jeweilige Bodenmuster assoziieren.“ Dadurch fanden die Wissenschaftler beispiels- weise heraus, dass einige Kunden einen Boden- belag mit vielen kleinen Ästen bevorzugen, weil sie­ihn­als­lebendig­empfi­nden.­Andere­wiederum­ nehmen ihn als unruhig wahr. Damit der Baumstamm so gesägt werden kann, dass die von den Kunden gewünschte Holz- oberfläche entsteht, kommen an dieser Stelle des Projekts die Wissenschaftler der FVA ins Spiel. Sie röntgen die Baumstämme mit einem Computertomografen­(CT)­und­erfassen­so­inne- re Holzmerkmale wie Form, Größe und Lage der Äste. Bei der CT-Aufnahme wird im Verlauf von etwa 20 Minuten eine Röntgenquelle mitsamt Detektoren entlang der Längsachse des Stam- mes verschoben, wodurch ein dreidimensionales Abbild entsteht. Mithilfe dieses Modells lässt sich anschließend am Computer simulieren, wie die Forscher die Schnittebene wählen müssen, um beispielsweise ein Endprodukt mit vielen kleinen oder großen Ästen zu gewinnen. Auf die- se Weise lassen sich Brettoberflächen erzeugen, die den zuvor ermittelten Vorlieben der Kunden entsprechen. Nur noch attraktive Ware Der Computertomograf wird derzeit zu einem Industriescanner weiterentwickelt, der für das Röntgen der Baumstämme nur noch maximal 20 Sekunden benötigen soll. So könnte bereits das Sägewerk die Einschnittfläche verbessern. Auf lange Sicht soll diese Technologie dazu beitra- gen, ausschließlich attraktive Ware auf den Markt zu bringen und Sortimente, die sich schlecht verkaufen lassen, zu vermeiden. Die endgültigen Ergebnisse des Projekts stehen noch nicht fest: Die Wissenschaftler werten die Umfrage derzeit aus, um die besonderen Vorlie- Die zwei- und dreidimensionalen Grafiken zeigen, wo im Stamm sich Äste befinden (rot und gelb eingefärbt). Auf der Grundlage dieser Informationen ermitteln die Forscher, wie Bodendielen (im Bild links hellblau umrandet) gesägt werden müssen, damit deren Oberflächen den Kundenwünschen entsprechen. Grafiken: FVA Baden-Württemberg 34

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