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uni'leben 04-2012

04 2012 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 10 Vorliebe für Fragen desVölkerrechts Silja Vöneky ist Direktorin des Instituts für Öffentliches Recht an der Universität Freiburg und seit Kurzem Mitglied des Deutschen Ethikrats von Claudia Füßler „Man lernt mehr vom Leben, wenn man die Dinge gesehen hat“, findet Silja Vöneky. Deshalb hat es die Di- rektorin des Instituts für Öffentliches Recht an der Universität Freiburg bis- her nie lange an einem Ort gehalten. Sie hat in Freiburg, Bonn und Edin- burgh/Schottland studiert, ihr Examen in Heidelberg abgelegt, als Referen- darin das Berliner Leben und das Bun- desjustizministerium kennengelernt und Auslandserfahrung in New York/ USA gesammelt. Und wenn sie auch während ihres Studiums und des Re- ferendariats kein einziges juristisches Thema wirklich langweilig fand – „na ja, Strafrecht vielleicht“ –, so hat sich ihre Vorliebe doch sehr schnell herauskris- tallisiert: Sie gilt dem Völkerrecht. „Ge- nerell finde ich die Globalität des Völ- kerrechts sehr reizvoll, es gilt für alle Länder gleich, das ist doch spannend“, sagt Vöneky. „Außerdem findet man es sonst nirgendwo, dass Rechtssub- jekte ihr eigenes Recht setzen.“ Die 42-Jährige hat ihre Schwerpunkte auf Allgemeines Völkerrecht, Umweltvöl- kerrecht, Kriegsvölkerrecht und Bio- medizinrecht gesetzt und wurde in Hei- delberg am Max-Planck-Institut (MPI) für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht promoviert und habi- litiert. Seit gut zwei Jahren ist sie an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg. „Hier macht mir neben der Forschungsarbeit die Lehre großen Spaß, und das sage ich jetzt nicht aus Political Correctness“, sagt Vöneky und lacht. „Die Freiburger Studierenden sind sehr aufmerksam und interessiert.“ Antworten auf existenzielle Fragen Die Fragen, mit denen sich Silja Vöneky in ihrer Forschung aus- einandersetzt, muss sie selten suchen. „Meist ist es die Wirklichkeit, die uns die nächsten Aufgaben vorgibt“, sagt sie. Die Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 und Bür- gerkriege in der arabischen Welt zum Beispiel sind auch in völkerrechtlicher Hinsicht große Probleme: „Wie gehen wir mit Terroristen um? Befinden wir uns in einem globalen Krieg gegen den Terrorismus? Was dürfen Solda- ten in Afghanistan? Und gibt es ei- gentlich eine Schutzpflicht der Welt- gemeinschaft in solchen Situationen, wie wir sie gerade in Syrien erleben?“ All dies sind Fragen, mit denen sie sich beschäftigt – existenzielle Fra- gen, denn sie beeinflussen das Leben vieler Menschen, auch in Deutschland. Vöneky will sie mithilfe des Völker- rechts beantworten. Das Völkerrecht verändert sich Dabei ist vieles unklar oder nur lü- ckenhaft geregelt: „Die Geltung von Menschenrechten in bewaffneten Konflikten zum Beispiel ist nicht wirk- lich geklärt.“ Dass man mit Änderun- gen im Völkerrecht nicht von heute auf morgen die Welt verbessern kann, ist Vöneky klar. „Ich bin Realistin. Aber ich sehe auch, dass das Völkerrecht sich verändert und wir langfristig von einem Fortschritt sprechen können – nehmen wir nur die Verbreitung der Menschenrechte oder viele internati- onale Verträge zum Schutz der Um- welt“, sagt die Mutter eines siebenjäh- rigen Sohnes, die ihre freie Zeit seit dem Umzug ihrer Familie in die Nähe von Freiburg am liebsten in der Natur verbringt. Seit Kurzem ist Silja Vöneky Mit- glied des Deutschen Ethikrats. Der Weg dahin führte für sie über das Biomedizinrecht, eine Richtung, die sie ebenfalls schon sehr lange be- schäftigt. Bereits am MPI in Heidel- berg widmete sie sich mit einer For- schungsgruppe der Frage, ob und wie bioethische Entscheidungen demokra- tisch legitimiert werden können. Als die Bundesregierung nun vor einigen Monaten anfragte, musste sie nur kurz überlegen. „Ich habe die Hoffnung, dass ich dadurch die Bedeutung der Grundrechte als verrechtlichte Werte besonders betonen kann“, sagt Vö- neky, die in einer Arbeitsgruppe zur Gendiagnostik sitzt. Einmal im Mo- nat trifft man sich im Plenum. Dort werden die Ergebnisse der Arbeits- gruppen diskutiert, die zuvor neue ethische Aspekte zum Thema, den naturwissenschaftlichen Hintergrund und rechtliche Positionen erörtert ha- ben. Zurzeit entstehen einige neue Arbeitsgruppen im Ethikrat. Vöneky wünscht sich zum Beispiel eine zur Ethisierung des Rechts: „Welche Ent- scheidungen dürfen wir Ethikkom- missionen überlassen? Führen diese Kommissionen nicht zu Ungleichbe- handlungen? Wie weit können deren Entscheidungen gerichtlich überprüft werden? Das sind bei der Forschung an Menschen, aber auch bei der Zu- lassung der Präimplantationsdiagnos- tik wichtige Fragen in einem Rechts- staat wie der Bundesrepublik“, sagt die Professorin. Doch nicht nur im Ethikrat will Vö- neky mitreden und nach Möglichkeit Veränderungen bewirken, auch in der Rechtswissenschaft in Freiburg sieht sie Handlungsbedarf: „Ich versuche noch mehr junge Frauen, Studentin- nen und Doktorandinnen zu fördern. Diese müssen oft mehr unterstützt und ermutigt werden, damit sie sich mehr zutrauen, wenn es zum Beispiel um eine Promotion oder einen wissen- schaftlichen Vortrag geht. Das muss gar nichts Großes sein, manchmal reicht es schon, einfach nur hinzu- gehen und zu sagen: Mach das, das kannst du!“ Mit Änderungen im Völkerrecht lässt sich nicht von heute auf morgen die Welt verbessern – langfristig sieht Silja Vöneky trotzdem Chancen. foto: Seeger menschen von Ella Borisov „Solange man seine Arbeit mit Hin- gabe macht und die nötige Qualität einbringt, steht dem Erfolg nichts im Wege“, sagt Hannes Reich. Obwohl die Berufsaussichten für Musikerinnen und Musiker nicht als vielversprechend gelten, hat der 31-Jährige diesen Weg eingeschlagen. Reich hat an der Staat- lichen Hochschule für Musik Trossin- gen Schulmusik und Cello studiert. Noch während dieses Studiums reifte in ihm der Entschluss, lieber Dirigent als Lehrer zu werden. 2009 begann er in Trossingen den Masterstudiengang Dirigieren/Orchesterleitung – und seit dem Sommersemester 2012 leitet er das Akademische Orchester Freiburg. Hannes Reich ist verheiratet, im November 2011 wurde sein Sohn ge- boren. Er ist in Calw im Schwarzwald aufgewachsen, seine Eltern sind Kir- chenmusiker. „Musik war schon im- mer ein natürlicher Bestandteil meines Lebens“, sagt der Dirigent und Cellist. Die große Karriere gelingt zwar nur wenigen Dirigentinnen und Dirigenten. Neun von zehn müssen sich mit einer Stelle als Kapellmeisterin oder Kapell- meister beim Theater begnügen. Doch Reich hat gezeigt, dass er sich durch- setzen kann. Knapp 60 Bewerberinnen und Bewerber hat er im Auswahlver- fahren für die Dirigentenstelle hinter sich gelassen. In die Zukunft blickt er daher weniger mit Sorge als mit Zuver- sicht. Außerdem geht es ihm um mehr als nur um den Lebensunterhalt. Musik ist für ihn eine Berufung. Ein monarchischer Beruf Mit der 7. Sinfonie von Sergej Pro- kofjew sowie der Orchesterbearbei- tung des Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski hat Reich im Juli 2012 seine Premie- re als Dirigent des aka gefeiert. „Das hohe instrumentale Niveau der Musi- ker, die Begeisterung und die Leiden- schaft für die Musik, die alle bei ihrer Arbeit aufbringen, machen den Cha- rakter des Orchesters aus“, sagt der Dirigent. Das schaffe eine außerge- wöhnliche Atmosphäre und ermögliche eine herausragende Zusammenarbeit. Und doch bleibt es ein Laienorchester, bestehend aus 95 Studierenden aller Fachrichtungen. Nicht jede Vorstellung und Interpretation ist daher umsetzbar. „Ich habe gelernt, manchmal auch ein- fach mit dem Erreichten zufrieden zu sein. Die Musiker sind den Tag über an der Universität, stehen im Labor oder lernen am Schreibtisch, da ist der Kopf irgendwann voll“, sagt Reich. „Aber gerade die Tiefen, in denen man sich plötzlich wiederfindet und aus denen es herauszukommen gilt, machen den Reiz aus. Diese Herausforderung ver- langt Perfektionismus, die wohl wich- tigste Eigenschaft eines Dirigenten.“ Von außen bleibt Reichs Arbeit weit- gehend unsichtbar. Was die Besuche- rinnen und Besucher während eines Konzerts zu sehen und zu hören be- kommen, ist nur ein Bruchteil dessen, was der Dirigent tatsächlich leistet. Der intensivste Teil besteht in der Interpre- tation der Musik. Partitur um Partitur, Stimme um Stimme lässt er ein Gefühl für die Musik und dafür, was sie mittei- len kann, entstehen. Daraus resultiert das größte Problem eines Dirigenten: Wie soll er 95 anderen Individuen, die ihre jeweils eigene Vorstellung vom richtigen Klang der Musik haben, bei- bringen, ihr Spiel einer einzigen In- terpretation anzupassen – nämlich seiner? „Der Beruf des Dirigenten ist ein monarchischer, aber man braucht den Charme der englischen Königin“, scherzt Reich. Es ist eine Balance aus sicherer Bestimmtheit und individueller Kreativität, die viel Vertrauen in das eigene Können erfordert. Erst dadurch kann ein Dirigent zu einem großen Künstler werden. Hannes Reich ist der neue Dirigent des Akademischen Orchesters Freiburg Perfektionismus ist für Hannes Reich, der das Akademische Orchester Freiburg leitet, die wichtigste Eigenschaft eines Dirigenten. Foto: Meyndt Mit dem Charme der englischen Königin Akademisches Orchester Freiburg Das Akademische Orchester Freiburg e.V. ist das offizielle Sinfonieorchester der Albert-Ludwigs-Universität. Jedes Semester erarbeiten die Musikerinnen und Mu- siker ein großes sinphonisches Programm, das sie am Semesterende in mehreren Konzerten im In- und Ausland aufführen. Im Wintersemester 2012/13 steht die 3. Sinfonie von Gustav Mahler auf dem Spielplan. Die Orchestermitglieder freuen sich über Unterstützung in allen Stimmgruppen. www.akademisches-orchester-freiburg.de

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