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uni'leben 04-2012

04 2012 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 3 An den Universitäten und in vie- len vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fi- nanzierten Forschungseinrichtun- gen gehören befristete Stellen zum Alltag des Wissenschaftsbetriebs und der Verwaltung. Zu der immer wiederkehrenden Diskussion über Sinn und Unsinn von Befristun- gen hat Eva Opitz den Kanzler der Universität, Dr. Matthias Schenek, und den ersten Stellvertretenden Vorsitzenden des Personalrats, Dr. Helmut Waller, befragt. uni’leben: An der Universität sind laut Personalrat im Durchschnitt mehr als 60 Prozent der Verträge mit Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern befristet. Wie lässt sich diese hohe Zahl erklären? Schenek: Zum einen ist diese Zahl strukturbedingt durch das deutsche Wissenschaftssystem, das im Ver- gleich zu anderen Ländern bewusst auf eine hohe Zahl befristeter Qualifi- zierungsstellen setzt – und das durch- aus erfolgreich. Zum anderen sind die Drittmittel an der Universität in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Damit ist gleichermaßen die Zahl der befristeten Stellen gewachsen. Nur an- hand einer detaillierten Analyse lässt sich der Grad der Befristung richtig einschätzen. Waller: Im Wissenschaftsbereich können wir von einer durchschnittli- chen Befristung von 80 Prozent und im nicht wissenschaftlichen Bereich von 40 Prozent ausgehen. Daher er- geben sich 60 Prozent im Mittel. Die circa 2.300 befristeten Verträge von geprüften und ungeprüften wissen- schaftlichen Hilfskräften sind da nicht mit eingerechnet. Schenek: Bei den Befristungen ge- rade im wissenschaftlichen Bereich spielt die Qualifizierung eine große Rolle. Wer promoviert oder gerade in der Postdoc-Phase ist, hat normaler- weise einen befristeten Vertrag, was durchaus Sinn macht, um möglichst vielen die Chance zur Qualifizierung zu eröffnen. Bei vom BMBF finanzierten Ein- richtungen gibt es eine Personal- ausgabenquote von 60 Prozent befristeter Stellen, die regelmäßig überprüft wird. Gibt es Entspre- chendes an der Universität? Schenek: Wir haben vonseiten des Landes eine Strukturvorgabe von etwa 30 Prozent unbefristeter Dauerstel- len. Das ist eine Richtgröße, die keine rechtlich verbindliche Norm ist. Wir nehmen die Quote nicht als Dogma, sondern berücksichtigen vor allem die Funktionsfähigkeit und die Aufgaben in den einzelnen Bereichen. Befristungen von Stellen bringen für die Betroffenen Probleme wie persönliche und berufliche Unsi- cherheit sowie drohende Arbeitslo- sigkeit. Inwieweit stellt das für die Universität ein Problem dar? Schenek: Wir haben Probleme insofern, als wir oftmals Wissensträ- gerinnen und Wissensträger mit ih- rem Know-how durch auslaufende Verträge verlieren. Die Kontinuität im Wissenschaftsbetrieb kann darunter leiden. Aber eine Dauerstelle kann nur auf einer hinterlegten Haushaltsstel- le eingerichtet werden. Da bestehen aufgrund der gewachsenen Aufgaben und Größe der Universität Probleme. Die heutige Stellenstruktur, wie sie aus dem Solidarpakt zwischen den Universitäten und dem Land resultiert, basiert immer noch auf dem Stand des Jahres 1996. Waller: Damals mussten etwa zehn Prozent der Haushaltsstellen einge- spart werden. Es sind keine neuen Stellen eingerichtet worden. Wir sind nicht im gleichen Maß gewachsen, wie wir Aufgaben übertragen bekommen haben. Im Laufe der Zeit sind zum Beispiel Studiengebühren, die jetzt Qualitäts- sicherungsmittel heißen, hinzuge- kommen. Wie wirkt sich das aus? Waller: Da haben wir die fast schon groteske Situation, dass die Universi- tät aus den Qualitätssicherungsmitteln viel Geld bekommt und wir die Leute dennoch nicht unbefristet beschäftigen können, weil keine Dauerstellen hin- terlegt sind. Noch dazu ist es in vielen Fällen schwierig, einen rechtssicheren Befristungsgrund zu finden, da einige Projekte, die durch Studiengebühren angestoßen wurden, inzwischen zu Dauertätigkeiten geworden sind. Schenek: Dahinter steckt ein gene- relles Problem. Programme von Bund und Ländern wie der „Qualitätspakt Lehre“ sind zeitlich begrenzt aufgelegt und nicht nachhaltig geplant. Wir se- hen allerdings, dass im Moment Bewe- gung in die Thematik kommt. Das Land hat im Wissenschaftsministerium mit der AG Mittelbau eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit Fragen der Befristung beschäftigt. Das gilt, wie der Name sagt, für den Mittelbau, aber auch für Verwaltung und Technik. Ich habe die Hoffnung, dass mit den Er- gebnissen dieser Gruppe auf der po- litischen Ebene Ansätze zur Lösung entwickelt werden. Herr Waller, wie sehen Sie als Per- sonalrat die Probleme der Befris- tung? Waller: Aus der Sicht des Personal- rats sehe ich bei den befristeten Ver- trägen unter anderem das Problem der Verlängerung. Es gibt eine große Unsi- cherheit, ob der Vertrag verlängert wird oder nicht. Oft werden die Betroffenen sehr kurzfristig informiert. Schenek: Man darf nicht aus den Augen verlieren, dass wir eine Viel- zahl von Vertragssituationen haben. Ich schließe nicht aus, dass in einigen Fällen nur sehr kurzfristig entschieden werden kann. Wir sind uns einig, dass so etwas vermieden werden muss und wir hier an Lösungen arbeiten müssen. Als Universität haben wir eine soziale Verantwortung den Mitarbeitern ge- genüber. Doch bei unserer komplexen, dezentralen Struktur und vielfältigen hochschulpolitischen Rahmenbedin- gungen ist das nicht so einfach wie in einem Unternehmen. Waller: Wir machen oft die Erfah- rung, dass die maximale Vertragsdau- er eines Projekts nicht ausgeschöpft wird. Es werden Verträge gemacht, die kürzer sind als die Laufzeit des Pro- jekts. Das ist für die Betroffenen unan- genehm und eigentlich auch unsinnig. Außerdem macht es deutlich mehr Ar- beit, die zu Verzögerungen führen kann. Schenek: Wir werben vom Rektorat aus dafür, die Verträge längerfristig zu gestalten, aber die Entscheidung liegt bei den Projektverantwortlichen. Wir haben daher entschieden, dass im Personaldezernat durch die Ein- richtung einer dritten Abteilung mit Aufgaben im Personalmanagement die Kapazitäten ausgeweitet werden. Es gibt zahlreiche Diskussionen über die Gründe für Befristungen. Gibt es gute und schlechte Befris- tungen? Waller: Aus unserer Sicht ist die sachgrundlose Befristung, die auf maximal zwei Jahre beschränkt ist, eine schlechte Befristung, obwohl sie vom Gesetz vorgesehen ist. Für mich ist es problematisch, dass sie auch auf Haushaltsstellen angewendet wird. Das ist im Prinzip nichts anderes als eine verlängerte Probezeit, die nicht sein muss. Schenek: Es gibt keine guten oder schlechten Befristungen, sondern nur rechtlich mögliche oder nicht mögli- che. Das Personaldezernat macht aus meiner Sicht eine gute Arbeit, indem es versucht, eine klare Linie in der Befristung zu fahren, gleichzeitig den Einzelfall zu prüfen und von Fall zu Fall zu entscheiden. Waller: Positiv gewendet würden wir den Wunsch äußern, dass von vorneherein bei befristeten Einstel- lungen die Mitarbeiter über mögliche Perspektiven informiert werden. Wir haben festgestellt, dass die wenigen Mitarbeiter, die sich einklagen, das vor allem aus einer großen Unzufrie- denheit heraus tun. Sie sind nicht grundsätzlich gegen eine Befristung, haben sich aber nicht ausreichend betreut gefühlt. Es gibt immer wieder Einwände, dass befristete Verträge nur über einen bestimmten Zeitraum ge- schlossen werden dürfen und dass zum Beispiel nach zehn Jahren die Entfristung ansteht. Waller: Es gibt da viele Gerüchte. Es steht im Tarifvertrag für die Hoch- schulen, dass ein befristeter Vertrag nicht länger als sieben Jahre laufen darf. Das heißt aber nicht, dass nach sieben Jahren automatisch entfris- tet werden muss. Wir haben etliche Beschäftigte, die über 20 Jahre im- mer wieder einen befristeten Vertrag bekommen haben, weil sie jeweils in einem neuen Projekt arbeiten. Es gibt diese Kettenverträge, und sie sind erlaubt. Befristungen gehören allein von der Struktur her zu einer Univer- sität – das ist unbestritten. Aber es gibt Probleme aufgrund der ge- wachsenen Struktur. Wo sehen Sie Lösungsansätze? Waller: Ich würde drei Schritte pa- rallel machen. Der erste Schritt wäre, sachgrundlose Befristungen abzu- schaffen. Der zweite Schritt würde bedeuten, die maximale Vertragsdau- er immer auszuschöpfen und drittens Mitarbeiter mit befristeten Verträgen im Hinblick auf Perspektiven und per- sönliches Weiterkommen besser zu betreuen. Schenek: Wir haben Stellen, auch in der Verwaltung, die seit Jahren aus Drittmitteln finanziert werden, und wir verfügen seit Langem über eine Grundgröße an Drittmitteln, die uns auf Dauer Gelder und damit auch Stellen zur Verfügung stellt. In dieser Frage hoffe ich auf Vorschlä- ge von der AG Mittelbau. Darüber hinaus arbeiten wir daran, die Lage von Mitarbeitern mit Befristung bere- chenbarer zu machen und die Abläufe in der Verwaltung besser zu gestalten. Ich würde gerne mehr Beschäftigten in der Verwaltung eine längerfristige Perspektive bieten. Es könnte des- halb sinnvoll sein, wenn das Wissen- schaftszeitvertragsgesetz auch auf den Bereich Lehre und Verwaltung ausgeweitet würde. aktuell Die Quote ist kein Dogma Matthias Schenek und Helmut Waller diskutieren über befristete Arbeitsplätze an der Universität Freiburg Im Gespräch: Matthias Schenek … Fotos: Seeger … und Helmut Waller Wir sind ein stark wachsender und innovativer Hersteller tragbarer elektronischer Messgeräte. Wir beschäftigen insgesamt 2300 Mitarbeiter/innen und sind mit 31 Tochterunternehmen in 24 Ländern weltweit vertreten. Erfahrung sammeln bei Testo Ein Praktikum oder eine Thesis bei Testo zu machen heißt, ein Ziel vor Augen zu haben, in einem innovativen Unternehmen kreative Ideen einzubringen und sich täglich neuen Herausforderungen zu stellen. Unser Ziel ist es, das Morgen besser zu machen als das Heute. Sie haben Interesse, Ihr theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen? Dann kommen Sie zu uns. Wir suchen engagierte Leute für ein/e Praktikum(zwischen 6 Wochen und 6 Monaten) Mögliche Einsatzbereiche sind: Marketing und Vertrieb, Finanzen und Controlling, Forschung und Entwicklung und viele andere Einsatzgebiete Karrierestart VIA testo 2-monatiges Einstiegsprogramm zur Förderung von Potenzialträgern Bachelor- oder Master-Thesis Schreiben Sie Ihre Abschlussarbeit über ein interessantes Thema aus der Industrie. Interesse? 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