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uni'leben 02-2013

02 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 10 von Claudia Füßler Wer Autos bauen will, die möglichst wenig Energie beziehungsweise Benzin verbrauchen, orientiert sich am besten am Gelbbraunen Kofferfisch, der in tropischen Gewässern lebt. Und bei der ungeliebten Motte haben sich die Menschen ein System abgeschaut, nach dem sie Brillengläser entspiegeln. Wer das Buch „Bionik – Faszinierende Lösungen der Natur für die Technik der Zukunft“ in die Hand nimmt, hat ein Aha-Erlebnis nach dem anderen. Das Autorenteam besteht aus einer Biolo- gin und drei Biologen, darunter Prof. Dr. Thomas Speck, Leiter des Botanischen Gartens der Universität Freiburg, und seine Frau Dr. Olga Speck, die mehrere Bionik-Forschungsprojekte betreut. Der Begriff „Bionik“ setzt sich aus den Worten „Biologie“ und „Technik“ zusammen und wird verwendet, wenn eine moderne Technik von einem Me- chanismus oder einer Struktur aus der Natur inspiriert worden ist. Wie genau solch eine Anregung in anwendba- res Wissen umgesetzt werden kann, erklären die Autorinnen und Autoren ausführlich und für jeden Laien ver- ständlich. Sie werfen nicht nur einen Blick hinter die Kulissen aktueller For- schung, sondern widmen sich auch der Geschichte der Bionik und wagen Ausblicke auf mögliche bionische Ent- wicklungen, die heute noch in den Kinderschuhen stecken. Aus seiner praktischen Arbeit hat das Team Bei- spiele gesammelt, mit denen es den Leserinnen und Lesern auf kurzweilige Art vor Augen führt, was für eine uner- schöpfliche Fundgrube die Natur für die Technik ist. Für Architekten zum Beispiel sind die Knochenbälkchen interessant, das innere Gefüge der schwammartigen Knochensubstanz, das dafür sorgt, dass Knochen gleichzeitig stabil und leicht sind. So wurde beim Bau des Eiffelturms das so genannte Leichtbau- prinzip angewandt, das Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt wurde und den Verlauf der Knochenbälkchen erklär- te. Beim Eiffelturm sorgt die Technik dafür, dass das riesige Gebilde trotz Tonnen von verbautem Stahl filigran wirkt – und jedem Sturm trotzt. Bei der Lektüre entsteht der Ein- druck: Der Mensch ist ein exzellen- ter Abgucker. Er reduziert den Luft- widerstand eines Flugzeugs, indem er die gespreizten Schwingen großer Landvögel wie Albatrosse oder Geier nachbaut. Er stellt durchstoßsichere, dämpfende Materialien für Helme her, weil er herausgefunden hat, wie die Kokosnuss ihren langen Fall und har- ten Aufprall heil übersteht. Zwischen die vergnüglich und span- nend zu lesenden Beispiele sind zahl- reiche Essays eingestreut, in denen sich Gastautoren mit verschiedenen Fragen der Bionik beschäftigen: Wenn dieses Verfahren so genial ist, wieso gibt es dann nicht mehr Bionikproduk- te? Wo liegen die Grenzen der Bionik? Wie lassen sich Techniken, die den Allerkleinsten – nämlich Mikroorga- nismen – abgeschaut werden, für Me- gabauten abwandeln und nutzbar ma- chen? Dieses Buch ist ein wunderbarer Schlaumacher. Thomas Speck, Olga Speck, Chris- toph Neinhuis, Hendrik Bargel: Bionik – Faszinierende Lösungen der Natur für die Technik der Zukunft. Lavori Verlag, Freiburg, 2012. 148 Seiten, 14,80 Euro. kompass Abgucker mitAha-Effekt Biologen zeigen in einem Bionik-Buch, warum die Natur eine unerschöpfliche Fundgrube für die Technik ist den Worten „Biologie“ und „Technik“ eine moderne Technik von einem Me- chanismus oder einer Struktur aus der solch eine Anregung in anwendba- res Wissen umgesetzt werden kann, ausführlich und für jeden Laien ver- Blick hinter die Kulissen aktueller For- Ausblicke auf mögliche bionische Ent- Kinderschuhen stecken. Aus seiner praktischen Arbeit hat das Team Bei- Art vor Augen führt, was für eine uner- Für Architekten zum Beispiel sind Knochensubstanz, das dafür sorgt, dass Knochen gleichzeitig stabil und leicht sind. So wurde beim Bau des Eiffelturms das so genannte Leichtbau- prinzip angewandt, das Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt wurde und den Verlauf der Knochenbälkchen erklär- te. Beim Eiffelturm sorgt die Technik dafür, dass das riesige Gebilde trotz Tonnen von verbautem Stahl filigran wirkt – und jedem Sturm trotzt. Bei der Lektüre entsteht der Ein- druck: Der Mensch ist ein exzellen- ter Abgucker. Er reduziert den Luft- widerstand eines Flugzeugs, indem er die gespreizten Schwingen großer Landvögel wie Albatrosse oder Geier nachbaut. Er stellt durchstoßsichere, dämpfende Materialien für Helme her, weil er herausgefunden hat, wie die von Claudia Füßler Riesige Erwartungen, sagt Stefanie Lehner, hätte sie nicht gehabt. Aber diese kleine Anzeige in der Ludwigsbur- ger Lokalzeitung hatte ihre Aufmerk- samkeit geweckt: Schwangere gesucht, die mehr über gesunde Ernährung und Bewegung wissen wollen. „Das sind Dinge, von denen man schon so ziem- lich alles zu wissen meint“, erzählt die 37-Jährige. „Aber da ich gerade am An- fang meiner zweiten Schwangerschaft war, dachte ich: Warum nicht?“ Lehner meldete sich für das Modellprojekt „9+12 Gemeinsam gesund – in Schwan- gerschaft und erstem Lebensjahr“ an. Gleich beim ersten Besuch bei ihrem Frauenarzt merkte sie, dass sie noch etwas dazulernen konnte. „Er redete mir ganz schön ins Gewissen wegen der Gewichtszunahme in der Schwan- gerschaft und den Folgen für das Baby. Meinen abendlichen Süßigkeitenkon- sum habe ich dann deutlich einge- schränkt.“ Bei vielen Schwangeren sei die Idee, sie müssten nun für zwei essen, fest verankert, sagt die Sportmedizinerin Prof. Dr. Ulrike Korsten-Reck von der Universität Freiburg. „Dabei lautet die richtige Regel: iss für einen, und bewege dich für zwei.“ Korsten-Reck gehört zum Expertenteam, das das Projekt „9+12“ in allen Fragen rund um Bewegung beratend unterstützt. Die von der „Plattform Ernährung und Be- wegung“ gestartete Initiative wird vom Bundesministerium für Gesundheit und vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert. Das Projekt will junge Fami- lien zu einem gesunden Lebensstil mo- tivieren und dadurch Kinder vor Krank- heiten schützen. Von der Feststellung der Schwangerschaft bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes begleiten Frauen- und Kinderärzte so- wie Hebammen die Eltern und beraten sie individuell zu den Themen Bewe- gung und Ernährung. Das geschieht im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen, sodass weder zusätzliche Kosten noch weitere Termine anfallen. Kinder auf die richtige Spur bringen Wie sich ein Kind gesundheitlich entwickelt, entscheiden nicht allein die Gene. Wichtig ist die so genannte frühkindliche Prägung während der Schwangerschaft und in der Zeit bis zum ersten Geburtstag. „In dieser Zeit findet eine Art Tracking statt. Das Kind wird, salopp gesagt, auf eine Spur ge- setzt. Und es bedarf später einiger An- strengung, diese wieder zu verlassen. Deshalb ist es wichtig, dass wir zum Beispiel darauf achten, dass die Kinder im Mutterleib nicht zu viel zunehmen“, erklärt Korsten-Reck. Ein hohes Ge- burtsgewicht, das ist wissenschaftlich erwiesen, erhöht das Risiko für zahl- reiche Krankheiten im Erwachsenen- alter – wie Fettleibigkeit oder Diabetes. Die fetale Programmierung beeinflusst zudem, wie aktiv das Kind selbst spä- ter einmal ist. „Das Kind gewöhnt sich wahrscheinlich schon im Mutterleib an Bewegung – durch die Bewegungen der Mutter, das ist im Tiermodell nach- gewiesen“, sagt die Wissenschaftle- rin, die in der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention die Ständige Kommission Frauensport leitet. Viele Schwangere seien beim Sport äußerst zurückhaltend – aus der falschen Angst heraus, das kön- ne dem Ungeborenen schaden. So ging es auch Stefanie Lehner: „ich war überrascht, als ich erfuhr, wie lange es erlaubt und möglich ist, in der Schwan- gerschaft noch Fahrrad zu fahren – und ich habe es direkt umgesetzt.“ Neben diesem Tracking im Mutter- leib sind die Bewegungsmuster im ersten Lebensjahr eines Kindes ent- scheidend. „Hier haben die Eltern die Chance, etwas zu ändern und viel- leicht sogar negative Prägungen aus der Schwangerschaft positiv zu beein- flussen“, erklärt Korsten-Reck. „Aller- dings wird das mit zunehmendem Alter immer schwieriger.“ Frühe Förderung beginnt zum Beispiel schon, wenn die Eltern das Kind häufig krabbeln las- sen, anstatt es in die Babyschaukel zu legen. Die ersten Babys aus dem Lud- wigsburger Pilotprojekt sind bereits geboren – damit ist der erste Teil des Projekts, der die Schwangerschaft umfasst, abgeschlossen. Nun erleben sie gemeinsam mit ihren Eltern Teil zwei von „9 +12“, also das erste Le- bensjahr. Mehr als 400 Familien haben bisher teilgenommen. Es sollen noch mehr werden. Einen kleinen Bewusst- seinswandel hat das Projekt auch bei Familie Lehner herbeigeführt, zu der inzwischen als jüngster Spross auch Richard Johannes gehört. „Wir achten darauf, dass immer viel Gemüse auf den Tisch kommt, und nehmen uns am Wochenende bewusst Zeit, um gemeinsam zu kochen“, sagt Stefa- nie Lehner. Und die kleinen Wege im Alltag erledigen sie sooft wie möglich zu Fuß: „Wir laufen jetzt in den Kinder- garten, das Auto brauchen wir dafür nicht mehr.“ Schwimmen und strampeln: Viel Be- wegung in den ersten zwölf Monaten ist entscheidend für einen gesunden Start ins Leben. FoTo: ANDREY BANDURENKo/FoToLiA Sie ist im neuen Studierenden- wohnheim auf dem Campus der Tech- nischen Fakultät untergebracht und mit 60 Plätzen eine der größten Be- treuungseinrichtungen für Kinder bis zum Alter von drei Jahren in Freiburg: Die Kindertagesstätte (Kita) Campus Flugplatz, ein Kooperationsprojekt der Universität, des Universitätsklini- kums und des Studentenwerks Frei- burg, wurde im März 2013 offiziell eröffnet. Das Konzept der neuen Kita ist in Freiburg bislang einzigartig: Die Öffnungszeiten sind an den Schicht- arbeitszeiten der Klinikumsbeschäf- tigten ausgerichtet. Für Kinder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikums sind 20, für Kinder von Nachwuchswissenschaftlerinnen der Medizinischen Fakultät zehn Plätze in zusammen drei Gruppen vorgese- hen. In drei weiteren Gruppen sind insgesamt 20 Plätze für die Kinder von Beschäftigten der Universität und zehn für die Kinder von Studierenden reserviert. Mit den Eltern auf dem Campus Die Broschüre „Gasthörerstudium“ für das Sommersemester 2013 ist er- schienen. Interessierte können aus mehr als 150 Lehrveranstaltungen wählen und Vorlesungen aus allen Fachbereichen sowie Sprachkurse besuchen. Der Gasthörer-Status er- möglicht es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sich in jeder Lebens- phase wissenschaftlich weiterzubil- den. Das Themenangebot umfasst unter anderem Philosophie, Chemie, Ethnologie, Kunst, Informatik, Ethik, Musikgeschichte, Islamwissenschaft und Physik. Die Broschüre ist an allen Auslagestellen der Universität sowie in Buchhandlungen in und um Freiburg erhältlich. Eine Registrie- rung als Gasthörender kostet 26 Euro je Semester. Die Vorlesungen begin- nen am 23. April 2013. Gaststudium an der Universität Freiburg www.weiterbildung.uni-freiburg.de Fitte FamilieDas Projekt „9 +12“ will junge Eltern mit ihren Kindern zu einem gesunden Lebensstil motivieren

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