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uni'leben 02-2013

02 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 6 forschen von Nicolas Scherger Wer ein Bankkonto will, braucht Abitur. Das dachte zumindest ein Stahlarbeiter, der 1959 in West- deutschland an einer Umfrage des Bundesverbands des privaten Bank- gewerbes teilnahm. „Heute ist ein Gi- rokonto so selbstverständlich wie da- mals die Lohntüte“, sagt der Historiker Simon Gonser. Er beleuchtet in seiner Dissertation „Der Kapitalismus entdeckt das Volk“ einen Umbruch im deutschen Bankenwesen, der sich in den 1950er und 1960er Jahren vollzog – und die Struktur der Branche grundlegend ver- änderte. Das Kreditgewerbe, so Gonser, war bis in die zweite Hälfte des 20. Jahr- hunderts weitgehend arbeitsteilig or- ganisiert. Die Privatbanken, darunter die Großbanken Commerzbank, Deut- sche Bank und Dresdner Bank, hatten als Kunden Industrie- und Handels- unternehmen, staatliche Institutionen sowie reiche Einzelpersonen. Diese Banken beherrschten den Wertpa- pierhandel und refinanzierten sich fast ausschließlich mit eigenem Kapital. Um Arbeiter, Landwirte und den ge- werblichen Mittelstand kümmerten sich die Sparkassen, Volks- und Raiffeisen- banken. „Dass ein einfacher Privat- mann Kunde einer Großbank werden könnte, war damals für beide Seiten undenkbar.“ Kein Plan, keine Überzeugung Warum haben die Großbanken dann zur Zeit des Wirtschaftswunders das Geschäft mit den kleinen Leuten massiv ausgebaut? Gonser suchte die Antwort in den Quellen: in den Ar- chivbeständen der Großbanken, der deutschen Bundesbank und des Bun- desarchivs, in zeitgenössischen Pub- likationen aus dem Bankensektor und den Wirtschaftswissenschaften sowie in Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln. „Die schwierigste Aufgabe war, dieses Mosaik zu einem Gesamtbild zusam- menzusetzen.“ Dies ist ihm gelungen, indem er die traditionelle Bankenge- schichte – anhand einzelner Instituti- onen beispielhaft betrachtet – mit der Gesellschaftsgeschichte in Bezug ge- setzt hat. Sein Ergebnis: Weder han- delten die privaten Großbanken aus Überzeugung, noch verfolgten sie, wie sie später gerne behaupteten, eine langfristige Strategie. Sie brauchten schlichtweg Geld. Im Zentrum standen für die Privat- banken weiterhin die Firmenkunden. Da aber die Wirtschaft rasant wuchs, stieg der Kreditbedarf der Unterneh- men. Um die Nachfrage bedienen zu können, mussten sich die Ban- ken selbst mehr Kapital beschaffen. „Gleichzeitig führten Vollbeschäftigung, steigende Einkommen, soziale Absi- cherung und staatliche Förderungen dazu, dass private Haushalte über grö- ßere Teile des Volksvermögens ver- fügten“, sagt Gonser. Die Großbanken waren damit „zum Massengeschäft gezwungen“, wie es das Magazin „Der Spiegel“ 1965 formulierte. Ab dem Ende der 1950er Jahre führten sie schrittweise neue Produkte wie Lohn- und Gehaltskonten oder Kleinkredite ein und bauten ihre Filialnetze aus, um an das Geld der einfachen Leute zu kommen. Doch obwohl das Privatkun- dengeschäft schnell wuchs, begannen die Großbanken erst gegen Ende der 1960er Jahre, es systematisch zu pla- nen und als eigenständiges, profitables Geschäftsfeld zu betrachten. Konkurrenz statt Arbeitsteilung Zugleich strebten Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit wachsen- dem Erfolg in Richtung Industrie, Börse und internationales Geschäft. Statt der traditionellen Arbeitsteilung herrschte nun Wettbewerb: Alle boten überall in Deutschland nahezu sämtliche Bank- und Finanzdienstleistungen an. „Der Einstieg der Großbanken in das Privat- kundengeschäft hat zum Durchbruch des Universalbankensystems erheb- lich beigetragen“, sagt Gonser. Eben- so klar, aber schwieriger zu belegen sei ein anderer zusammenhang: Dass kleine Leute bankfähig wurden und beispielsweise Kleinkredite bekamen, führte zu einem veränderten Kaufver- halten – und letztlich dazu, dass sich die Konsumgesellschaft in Deutschland so schnell herausbilden konnte. Die Entwicklung der Kreditbranche bestätigte damit einen allgemeinen Trend, so der Historiker: „Die einfachen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer rückten ins Zentrum des volkswirt- schaftlichen Geschehens.“ Damit wa- ren die Großbanken gezwungen, ideo- logische Vorbehalte der Bevölkerung zu überwinden. Diese richteten sich, so Gonser, gegen „das böse Großkapital, das sich an den kleinen Leuten berei- chert“. Vorbehalte, die heute aufgrund der Finanzkrise erneut verbreitet seien – mit einem Unterschied: „in den 1950er und 1960er Jahren haben die Privatleu- te den Großbanken bei aller Kritik auch Respekt entgegengebracht.“ Das Geld der kleinen Leute Der Historiker Simon Gonser hat erforscht, warum die deutschen Großbanken in der Zeit des Wirtschaftswunders das Privatkundengeschäft entdeckt haben Der Historiker Simon Gonser erklärt in seiner Dissertation, dass die privaten Großbanken zur Zeit des Wirtschaftswunders mehr Kapital benötigten – und deshalb damit begannen, massiv um die Ersparnisse der einfachen Arbeitneh- mer zu werben. FoTo: JULiA KLENK Edles Ambiente für Firmenkunden: Die Architektur der commerzbank-Filiale in Düsseldorf 1966 veranschaulicht, welche Zielgruppen für das Geldinstitut im Zentrum standen. FoTo: HiSToRiScHES ARcHiV DER coMMERzBANK Spannende Perspektiven bei HÜTTINGER Elektronik g e n e r a t i n g c a r e e r s HÜTTINGER steht für Hightech-Lösungen! Flachbildschirme, Halbleiter, Solarzellen – Für die komplexen Herstellungsprozesse dieser Hightech-Produkte erzeugen HÜTTINGER Generatoren die notwendige Energie. Innovationen und Engagement von mehr als 600 motivierten Mitarbeitern sorgen dafür, dass dies auch weiterhin so bleibt. Kommen Sie zu Europas Markt- führer in Sachen Prozessstromversorgung! Hier finden Sie das passende Umfeld, um aus Ihren Ideen Innova- tionen für unsere Kunden zu entwickeln. Als weltweit aufgestelltes Unternehmen und Tochtergesellschaft der TRUMPF Gruppe bieten wir auch Raum für internationale Karrieren. Interessante Einstiegspositionen sowie Praktika und Abschlussarbeiten am Stammsitz Freiburg finden Sie unter: www.huettinger.com Interessiert? Dann senden Sie Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen an Miriam Bender. 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