Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'wissen 01-2012

Mit seiner jüngsten Untersuchung – über ­Rahmenbedingungen, um Steuerreformen zu verhandeln – ist Eggert zum Brüsseler Steuer­ forum eingeladen worden. Bei dieser Konferenz treffen sich jedes Jahr die Größen der Finanz- wissenschaft, um Steuerthemen von öffent­ lichem Interesse zu diskutieren. Die jährliche ­Expertenkonferenz hat eine aufklärende und ­beratende Funktion und liefert darüber hinaus Gremien der Europäischen Union (EU), zum Bei- spiel der Kommission, wertvolle Hintergrund­ informationen aus der aktuellen Forschung. Die EU besteht derzeit aus 27 Mitgliedsländern, ­entsprechend langsam geht es in Sachen Steuer- harmonisierung voran. Von einer gemeinsamen Steuerpolitik oder gar von einheitlichen Steuer- sätzen ist sie weit entfernt. Ein Gedankenmodell zeigt, warum Kooperation schwierig ist Warum eine Kooperation so schwierig ist, ­veranschaulicht Eggert mit einem einfachen ­Gedankenmodell. Darin gibt es zwei souveräne Staaten, die über einen Kapitalmarkt miteinander verbunden sind. Die Bevölkerung kann in jedem Staat private und öffentliche Güter konsumieren. Letztere sind Güter, die im allgemeinen Interesse liegen, von privaten Märkten aber meist unzu­ reichend hervorgebracht werden – zum Beispiel soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Infor- mation oder auch Grundlagenforschung. Damit sie öffentliche Güter bereitstellen können, erheben beide Länder eine Kapitalsteuer. Dabei gibt es jedoch einen Interessenkonflikt: Steigen die Steuern, sind Anlegerinnen und Anleger weniger bereit, in dem Land zu investieren. Der Staat kann aber mit den zusätzlichen Steuereinnahmen mehr öffentliche Güter finanzieren, was wiede­ rum allen zugutekommt. Umgekehrt gilt: Von ­einer Steuersenkung profitieren die Anleger, deren Einkommen steigt. Da sie das hinzugewonnene Kapital investieren, erhöhen sich als Folge davon die inländische Produktion und letztlich die pri- vaten Einkommen. Im Gegenzug erhält der Staat aber weniger Steuereinnahmen. Öffentliche Gü­ ter müssen daher abgebaut werden, wodurch die Wohlfahrt sinkt. Normalerweise rufen Ökonominnen und Öko- nomen in dieser Situation nach mehr Wett­ bewerb. Denn Wettbewerb, so der Gedanke, zwinge den Staat, besser zu wirtschaften. Würden beide Staaten um Anleger konkurrieren, würde sich der optimale Steuersatz von alleine ein­ stellen. Im beschriebenen Modell jedoch würde Wohin führt welche Entscheidung? Die Spieltheorie beschreibt Situationen, in denen der Erfolg des ­Einzelnen nicht nur vom eigenen Handeln abhängt, sondern auch davon, wie sich andere verhalten. Foto: Mellimage/Fotolia Ein einfaches Gedankenmodell aus der Spieltheorie veranschaulicht, warum souveräne Staaten sich damit schwertun, ihre Steuersätze zu harmonisieren. Die farbigen Zahlen zeigen den Nutzen einer ­Verhaltensstrategie für die einzelnen Staaten, die Zahlen in Klammern deren Summe, also den Nutzen für alle und damit den sozialen Wert. Dieser ist am größten, wenn beide Staaten kooperieren, indem sie sich auf harmonisierte Steuersätze einigen (A). Der individuelle Nutzen für einen Staat ist jedoch größer, wenn er eine Kooperation ankündigt, dann aber davon abweicht – sofern sein Gegenüber ­kooperieren will und damit letztlich den größtmö­ glichen Schaden hat (B). Daher ist Nichtkooperation auch dann die vorherrschende Strategie, wenn ein Staat annimmt, dass der andere nicht kooperiert. Wenn aber keiner kooperiert, wird der soziale Wert minimiert (C). Das Ergebnis: Obwohl alle Staaten in der Summe durch den Wettbewerb verlieren, streben sie ihn an – ein soziales Dilemma. Das Dilemma des Steuerwettbewerbs STAAT 1 Kooperation keine Kooperation STAAT 2 A B Kooperation 3 / 3 (6) 1 / 4 (5) B C keine Kooperation 4 / 1 (5) 2 / 2 (4) 14

Pages