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uni'leben 04-2013

04 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 12 Eine Publikation ist die Krönung eines Wissensfindungsprozesses. Aber so, wie wissenschaftlicher Aus- tausch eigentlich in den Teeküchen der Institute und nicht auf Konfe- renzen stattfindet, werden wissen- schaftliche Texte nicht auf Bütten- papier, sondern per E-Mail versandt. Martin Jost hat den Freiburger Ver- teiler Universitäts-Mailgateway Exim 4.80.1 zu seinem Selbstverständnis als Forschungshelfer befragt. uni'leben: Exim 4.80.1, Sie liefern elektronische Post aus, tagein, tag- aus und sogar nachts. Ist das ein undankbarer Job? Exim 4.80.1: Keineswegs. Kommuni- kation ist meine Bestimmung. Das Ar- beitsaufkommen stört mich nicht. Was mich stört, ist die mangelnde Anerken- nung. Weil niemand an Sie denkt, solan- ge alles funktioniert? Viel schlimmer: Weil alle auf mich schimpfen, wenn mir mal ein Anhang ein paar Megabyte zu groß war. Oder doch mal ein Spam durchkommt. Ist das Aussortieren von Spam- post ein wichtiger Teil Ihrer Arbeit? Ein wichtiger Teil? Spams auszusor- tieren ist sozusagen mein Hauptberuf. Bis zu 400.000 unerwünschte Werbe- mails prasseln jeden Tag auf mich ein. Die echten E-Mails von Mensch zu Mensch zuzustellen – im Schnitt 60.000 am Tag – ist die kleinere Auf- gabe. Aber natürlich ist diese Kommu- nikation das, worum es geht. Entschädigt Sie diese Erfüllung für den ganzen Ärger? Ja, denn ich bearbeite nicht irgend- welche Post. Ich bin ein Universi- täts-Mailgateway. Das Internet wur- de für die Wissenschaft geschaffen, die ersten E-Mails wurden zwischen Universitäten ausgetauscht. Ich bin eine Ausfahrt zur Autobahn der neuen Gedanken. Eine Kelle im Ideen-Ping- pong zwischen Forscherinnen und Forschern. „Re: AW: Re: Re: Re: AW: …“ bedeutet für mich: Das Wissen wächst mit jeder Mail. Die Menschheit ist wieder ein paar Anhänge klüger geworden. Abgehört! Abgesahnt! versum Alumni antworten: Arnold Stadler Wo haben Sie in Freiburg am liebsten gelernt, getanzt und gegessen? Gelernt habe ich am liebsten in der Schwarzwaldstraße 228 von meinem gelehrten Freund Heinrich Wiegand Petzet. An der Universität lernte ich bei den Theologieprofessoren Karl Lehmann und Alfons Deissler. Aber auch von meinen Freunden wie Uwe Zapf, Ulla und Paula habe ich viel gelernt. Getanzt habe ich damals auch noch, auf dieser und jener Fete. Noch lieber schwamm ich aber in den Baggerseen. Und gegessen habe am liebsten in der – leider nicht mehr existierenden – „Frohen Ein- kehr“ an der Lehener Straße. Das Tellerschnitzel war so gut, dass ich am liebsten einen Schnitzelführer geschrieben hätte, mit der „Frohen Einkehr“ als erster Adresse – wenn ich nicht noch lieber Vegetarier ge- wesen wäre. Welche Erkenntnis aus Ihrer Studienzeit hat Sie nachhaltig geprägt? Dass es nicht für die Universität, sondern für das Leben war. Welchen Rat würden Sie Studierenden geben? Sich dessen bewusst zu sein, dass sie an einer Universität sind und nicht an einer Fachschule. Auf das Lesen beim Studieren nicht zu verzichten. Und zu wissen, dass sie an der Universität nicht allein auf der Welt sind. Es darf nicht zum „struggle for life” und „survival of the fittest” werden. Also bitte keinen Darwinismus! Was ist schade daran, kein Student mehr zu sein? Ich bin nach wie vor Student. „Typisch Student“ war zu meiner Zeit … …ein politisches Bewusstsein von Wyhl her zu haben. Und dann das Diskutieren, auch in den vielen Kneipen, und danach. Dr. Arnold Stadler wurde 1954 in Meßkirch geboren. Von 1973 bis 1979 studierte er Katholische Theolo- gie in München und in Rom. Aus Ita- lien kam er allerdings nicht mit dem Wunsch zurück, Priester zu werden: Anfang der 1980er Jahre begann er ein Zweitstudium der Germanistik in Freiburg und Köln. Dort legte er 1986 seine Dissertation über die Psalmen- rezeption im Werk von Bertolt Brecht und Paul Celan vor. Seinen ersten Roman „Ich war einmal“ schrieb Stadler auf seinem Freiburger Bal- kon an der Wentzingerstraße, da- mals noch mit dem Blick auf Münster und Schauinsland. Seitdem folgten Romane, Erzählungen und Essays, die dem Schriftsteller unter ande- rem den Georg-Büchner-Preis, den Kleist-Preis sowie den Johann-Peter- Hebel-Preis eingebracht haben. Abgefragt! FOTO:WOLFGANGISRAEL Wie viele Menschen be- suchen durchschnittlich jeden Tag den Privat- wald der Freiherr-von- Gayling’schen Verwaltung, der an Freiburg-Kappel grenzt? Abgelästert! Von Menschen gemacht, von Apps gelöst von Rimma Gerenstein Wer nicht weiß, wie er ein Problem lösen soll, ist selber schuld. Im Smart- phone-Zeitalter gibt es keinen Grund zur Ratlosigkeit. Apps erleichtern Men- schen das Leben, sie liefern ihnen die Welt samt Bedienungsanleitung auf die Hand. Die Anwendungen machen die nächste Straßenbahnhaltestelle aus- findig, rechnen Meilen in Kilometer um, scannen, ob eine Handcreme genma- nipulierte Inhaltsstoffe enthält, verwan- deln das Display in eine rosafarbene Wasserwaage, die Frauen anzeigt, ob ihr Schminkspiegel gerade hängt, und helfen Männern dabei, sensibel auf die Bedürfnisse ihrer Partnerin einzugehen, indem sie deren Menstruationszyklus überwachen und analysieren: „Heute kann sie etwas gereizt sein. Schenken Sie Ihrer Liebsten Schokolade.“ Noch nie war es so einfach, ge- schmeidig durch den Alltag zu glei- ten – auch Hochschulen wollen ihren Studierenden diesen Service nicht vorenthalten. Nützlichkeit lautet das Zauberwort: Apps informieren über den Speiseplan der Mensa und die nächstliegende Toilette oder zeigen den Weg durch die Bibliotheksregale zum gewünschten Buch. So weit, so gewöhnlich. Eine progressive Institution wie die Universität Freiburg muss ihren Studierenden aber mehr bieten – und zwar bereits bevor sie sich einschrei- ben. Junge, entscheidungsscheue Naturen könnten zum Beispiel mit der „Garderobe-App“ leicht feststellen, wel- cher Studiengang für sie geeignet ist. Weite Stoffhosen mit afrikanischen Mustern und Umhängetaschen im pe- ruanischen Streifendesign? Ethnologie. Poloshirts in Pastelltönen, Cordhosen und Barbour-Jacke? Willkommen an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Im Studium gibt es ebenfalls viele Mög- lichkeiten, Studierende zu unterstützen. Wie wäre es mit einer „Akademiker- App“, die Hausarbeiten einem adäqua- ten Sprachregister anpasst? Aus jedem „bedeutend“ macht sie ein „signifikant“, „zwei unterschiedliche Gründe“ werden zur „polyvalenten Dichotomie“ und „so wie im anderen Buch“ korrigiert sie zu „intertextuellen Referenzen“. Studieren- de sparen Zeit und Lehrende ärgern sich nicht über unbeholfen bäuerliche Idiolekte. Win-win. Möchte die Albert-Ludwigs-Universi- tät die Zukunft des kreativen Problem- lösens aber nachhaltig prägen, sollte sie die strukturellen Gegebenheiten revolutionieren: Mit „App Development Studies“, dem weltweit ersten grund- ständigen Bachelorstudiengang für App-Design, erschließt sie nicht nur lukrative wirtschaftliche Potenziale. Vor allem bringt sie ihren Studierenden bei, dass kein Problem ungelöst und kein Bedarf ungestillt bleiben muss – solan- ge ein Handy in Reichweite ist. In der Not frisst der Teufel Fliegen – und die Studentin legt sich schon mal unter einer Brücke schlafen, wenn es mit der Wohnungssuche nicht geklappt hat. Ganz so schlimm hat es Annika Stahl nicht getroffen: Die Studentin präsentierte ihre Installation „Zimmer-frei?!“ bei einer Kunstausstellung der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Für ihr Projekt verwendete sie unter anderem ein Plakat des Studentenwerks Freiburg, auf dem Universitätsrektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer dafür wirbt, Zimmer an Studierende zu vermieten. Das Bett stand müden Kommilitoninnen und Kommilitonen einen Tag lang zur Verfügung: reinlegen, powernappen und wieder ran an die echte Wohnungssuche. Abgelichtet! FOTO: SANDRA MEYNDT a) 254 Menschen b) 598 Menschen c) 379 Menschen d) 158 Menschen Gewinnen Sie einen Fotokurs bei Fotogräfin Lisa, einen Friseurbe- such im Salon Pure Hair und einen Gutschein für das Gasthaus zum Stahl. Schicken Sie Ihre Antwort an unileben@pr.uni-freiburg.de Einsendeschluss ist der 11.10.2013. von Martin Jost FOTO:MARTINJOST

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