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uni'leben 03-2016

03 2016 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 3 forschen Zentrum für Moderne Chinastudien eröffnet Helden, Epigenetik und Hepatitis Ein Zentrum, zwei Standorte: Das Freiburg-Nanjing Center for Modern China Studies an der Albert-Ludwigs- Universität ist eröffnet – der Start des Partnerinstituts an der Universität Nan- jing/China erfolgte bereits am 1. Juni 2015. „Das ist ein Meilenstein in der Geschichte unserer Internationalisie- rung“, sagt Rektor Prof. Dr. Hans- Jochen Schiewer. „Die beiden Zwil- lingsinstitute werden eine starke Ein- heit bilden, die weltweite Sichtbarkeit unserer Forschung auf dem Gebiet der Modern China Studies erhöhen und die strategische Partnerschaft unserer Universitäten auf eine neue Stufe heben.“ In dem neuen Zentrum arbei- ten das Institut für Sinologie der Uni- versität Freiburg und die School of Social and Behavioral Sciences der Universität Nanjing zusammen. Zu den geplanten Aktivitäten zählen unter an- derem der Austausch von Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftlern, ein Stipendienprogramm für den Aus- tausch von Studierenden sowie Work- shops, Konferenzen und gemeinsame Forschungsprojekte. Drei Erfolge für die Albert-Ludwigs- Universität und das Universitätsklini- kum Freiburg: Die Deutsche For- schungsgemeinschaft (DFG) hat zwei Sonderforschungsbereiche (SFB) ver- längert und einen SFB/Transregio (TRR) mit Freiburger Beteiligung neu bewilligt. Die Förderungen haben am 1. Juli 2016 begonnen und sind auf vier Jahre angelegt. Der SFB 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ beschäftigt sich fächerübergreifend mit Helden- und Heldinnenfiguren von der griechischen Antike bis zur Moderne und erhält eine Fördersumme von circa 7,6 Millionen Euro. Mit Mechanismen der Vererbung, die über die genetische Festlegung hinausgehen, befasst sich der SFB 992 „Medizinische Epigenetik – Von grund- legenden Mechanismen zu klinischen Anwendungen“. Die DFG fördert ihn mit circa 12,6 Millionen Euro. Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums forschen im Ver- bund mit Partnerinstitutionen zu „Ursa- chen der Ausheilung bzw. Chronifizie- rung von Infektionen mit Hepatitisviren“. Der SFB/TRR 179 erhält eine Förde- rung von circa 12,1 Millionen Euro. Seit 1995 analysieren Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen und sein Team vom Forschungszentrum Generatio- nenverträge an der Albert-Ludwigs- Universität die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Staatshaushalte und die Sozialsysteme. Schon lange ist klar: Das in der Nach- kriegszeit etablierte Prinzip, nach dem die Jungen mit ihren Rentenbei- trägen das Leben der Seniorinnen und Senioren finanzieren, trägt nicht mehr. Raffelhüschen weist in seinen Generationsbilanzen auf die immer größer werdende Rentenlücke und die überlasteten Sozialsysteme hin und fordert tief greifende Reformen. Petra Völzing sprach mit dem Finanz- wissenschaftler über seine neuen Ergebnisse in Bezug auf die Frage, wie sich der Flüchtlingszuzug auf die Sozialsysteme auswirkt. uni’leben: Herr Raffelhüschen, die Flüchtlinge sind noch nicht lange in Deutschland. Welche Daten haben Sie für Ihre Studie herangezogen? Bernd Raffelhüschen: Grundsätzlich arbeiten wir mit Daten des Statistischen Bundesamtes und betrachten in unserer Zuwanderungsstudie nur den fiskali- schen Effekt der Zuwanderung. Natürlich stehen für die aktuelle Situation noch so gut wie keine verlässlichen Daten zur Verfügung. Deswegen haben wir opti- mistisch unterstellt, dass sich die neuen Zuwanderinnen und Zuwanderer fiska- lisch nicht von den bereits in Deutsch- land lebenden Migrantinnen und Migran- ten unterscheiden. Das bedeutet zum Beispiel, dass sie sich innerhalb von sechs Jahren in den Arbeitsmarkt integ- rieren. Insgesamt gehen wir wie das Statistische Bundesamt davon aus, dass bis zum Jahr 2021 etwa zwei Millionen Zuwanderer zu uns kommen werden. Welche Auswirkungen sehen Sie auf die Sozialsysteme? Auch wenn das sehr optimistische Einwanderungsszenario so eintrifft, haben wir ein echtes Problem, solange bei den Sozialsystemen alles so bleibt, wie es ist. Denn jeder Flüchtling würde dann die Steuerzahlerinnen und Steu- erzahler über sein ganzes Leben 450.000 Euro kosten. Das ist vom Staat nicht finanzierbar. Was sollte der Staat unternehmen? Es bleibt zunächst nichts anderes übrig, als die Sozialleistungen herunter- zuschrauben. Das eigentliche Problem sehe ich aber darin, dass Deutschland schon lange ein Zuwanderungsland ist, sich aber bis heute keine entsprechen- den Regeln gegeben hat. Es kann erst mal jeder kommen. Das wäre zum Bei- spiel in den USA nicht denkbar, dort wird die Zuwanderung schon immer gesteuert. Wir brauchen Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, aber nicht in die Sozialsysteme, deshalb sollte der Staat diejenigen Zuwanderer auswählen, die im Land gebraucht werden. Viele der Flüchtlinge sind letztlich Armutszuwan- derer, denn sie kommen zum größten Teil nicht aus syrischen Kriegsgebieten, wo die Zustände katastrophal sind. In einer weiteren Studie hat Ihr Team auch die Auswirkungen des Flüchtlingsstroms auf den Woh- nungsmarkt analysiert. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass bis 2020 je- des Jahr fast 500.000 neue Wohnun- gen gebaut werden müssten, um den Bedarf der gesamten Bevölke- rung zu decken – erheblich mehr als bislang angenommen. Der Wohnungsbedarf nimmt auch zu, wenn man die Flüchtlinge nicht mit ein- berechnet. Studien der 1970er bis 1990er Jahre nahmen an, dass der Be- darf wegen der alternden Bevölkerung ab 2040 sinken würde – man malte Ka- tastrophenszenarien von verfallenden Immobilienpreisen. Diese Studien rech- neten den Bedarf allerdings nach Köp- fen, nicht nach Haushalten. Durch die Singularisierung der Bevölkerung steigt aber der Raumbedarf des Einzelnen. Besonders stark wirkt sich der Rema- nenzeffekt aus: Vor allem alte Frauen leben noch lange allein in großen Häu- sern und Wohnungen. Allein das erhöht den Druck auf den Immobilienmarkt. Aber wie kann bezahlbarer Wohn- raum für alle geschaffen werden? Der Staat kann und sollte den benö- tigten Zubau nicht leisten. Man muss private Investoren wieder dazu bringen, in Immobilien zu investieren, und damit reden wir über das Mietrecht oder den Mietspiegel, die derartige Investitionen unattraktiv machen. Natürlich ver- mieten Immobilienbesitzerinnen und Immobilienbesitzer derzeit auch an die öffentliche Hand für die Flüchtlings- unterbringung, sie verlangen aber oft überzogene Preise und ziehen so manche Politikerinnen und Politiker über den Tisch. Welche Lösungen gibt es? Ich sehe kommen, dass die Flücht- lingsheime zu Dauerunterkünften wer- den – das kann man auch an der Ent- wicklung in anderen Ländern sehen. Zudem wird es eine starke Ghettoisie- rung geben. Die Zuwanderer ziehen dahin, wo schon ihre Landsleute leben. Die langfristige Lösung ist ein funktio- nierendes Einwanderungsgesetz, das die Zuwanderung auf diejenigen be- grenzt, die auch unserer Gemeinschaft nützen. Für die Rettung der Welt haben wir nicht die nötigen Ressourcen. „Für die Rettung der Welt haben wir nicht die nötigen Ressourcen“ Deutschland braucht Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, aber nicht in die Sozialsysteme, betont Bernd Raffelhüschen. FOTO: KLAUS POLKOWSKI Der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen fordert ein neues Einwanderungsgesetz Wissenschaft entdecken auf Surprising Science Industrieller Dünger in der Landwirtschaft: Ein Team will die biologische Stickstoffchemie der Bakterien für Pflanzen nutzbar machen. Mechanismen der Körperabwehr: Biologinnen und Biologen erfor- schen, wie die T-Zellen des Im- munsystems und die Rezeptoren auf deren Oberfläche funktionieren. www.pr.uni-freiburg.de/pm/ surprisingscience -mal besser vorbereitet mit . Das Giro- und Erlebniskonto für attraktive Preisvorteile in Freiburg, im Nördlichen Breisgau und im Elztal. Mehr Infos zu allen Vorteilen von contomaxx gibt’s online, bei der Sparkasse vor Ort oder in der contomaxx-App. … lebe dein Konto! contomaxx.de Ein Konto für alles Mögliche. 032016

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