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uni'wissen 01-2014

Prof. Dr. Roland Schüle ist Wissenschaftlicher Direk- tor der Klinik für Urologie sowie der Zentralen Klini- schen Forschung am Univer- sitätsklinikum Freiburg, Mitglied des Exzellenzclus- ters BIOSS Centre for Bio- logical Signalling Studies der Universität Freiburg und leitet den Sonderforschungs- bereich 992 „Medizinische Epigenetik“. Schüle hat Bio- chemie an der Universität Tübingen studiert und wurde dort 1988 promoviert. Da- nach arbeitete er in La Jolla / USA, Basel / Schweiz und Freiburg. 1997 wurde er an der Albert-Ludwigs-Universi- tät in Biologie habilitiert. 2012 erhielt Schüle vom Eu- ropäischen Forschungsrat (ERC) einen Advanced Grant über 2,5 Millionen Euro – eine der prestigeträchtigsten Fördermaßnahmen der Euro- päischen Union. Zum Weiterlesen Duteil, D. / Metzger, E. / Willmann, D. / Karagianni, P. / Friedrichs, N. / Greschik, H. / Günther, T. / Buettner, R. / Talianidis, I./ Metzger, D. / Schüle, R. (2014): LSD1 promotes oxidative metabolism of white adipose tissue. In: Nature Communications 5:4093. doi: 10.1038 / ncomms5093. Zhu, D. / Hölz, S. / Metzger, E. / Pavlovic, M./Jandausch, A. / Jilg, C. / Galgoczy, P. / Herz, C. / Moser, M. / Metzger, D. / Günther, T. / Arnold, S. J. / Schüle, R. (2014): Lysine-specific demethylase 1 regulates differentiation onset and migration of trophoblast stem cells. In: Nature Communications 5: 3174. doi: 10.1038 / ncomms4174. Metzger, E. / Wissmann, M. / Yin, N. / Müller, J. M. / Schneider, R. / Peters, H. F. M. / Günther, T. / Buettner, R. / Schüle, R. (2005): LSD1 demethylates repressive histone marks to promote androgen- receptor-dependent transcription. In: Nature 437, S. 436–439. „LSD1 reguliert viele Genprogramme für Stoffwechselvorgänge, etwa für die Fettverbrennung und den Zuckerhaushalt“ Nicht nur bei der Tumorentstehung, auch bei anderen Vorgängen im Körper von Säugetieren spielt LSD1 eine wichtige Rolle. So zum Beispiel bei der frühen embryonalen Entwicklung. Schüle und seinem Team gelang es, LSD1 in so ge- nannten Knock-out-Mäusen komplett auszu- schalten. Die genetisch veränderten Embryonen waren jedoch nicht überlebensfähig und starben, bevor sie sich in die Plazenta der Gebärmutter einnisten konnten. Die Freiburger Wissenschaftler untersuchten, woran das lag. Sie stellten fest, dass LSD1 für die Stammzellen, aus denen sich später ein Teil der Plazenta entwickeln soll, essenziell ist. Das Enzym gibt ihnen Informationen dazu, wo sie zu welchem Zeitpunkt der embryonalen Entwick- lung sein sollen und wohin sie wandern müssen. Eine weitere wichtige Funktion von LSD1: Es ist am Aufbau und der Funktion von weißem Fett beteiligt, einer der beiden Hauptarten von Fett- gewebe bei Säugetieren. „LSD1 reguliert viele Genprogramme für Stoffwechselvorgänge, etwa für die Fettverbrennung und den Zuckerhaushalt. Es kann die Aktivität von Fettzellen steuern und dadurch zum Beispiel die Symptome von Diabe- tes mellitus Typ 2 vermindern.“ Schüle und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigten, dass die Entstehung von Fett blockiert ist, wenn LSD1 gehemmt wird. Vom Labor in die Klinik Grundlagenforschung ist ein wesentlicher Be- standteil des SFB, der auf drei Säulen ruht. Die Forscher der ersten Säule beschäftigen sich mit grundlegenden, molekularbiologischen epigeneti- schen Mechanismen. Die Wissenschaftler, die zur zweiten Säule gehören, entwickeln Testsysteme, um Hypothesen zu prüfen. Dazu arbeiten sie bei- spielsweise mit Zellkulturen oder erzeugen Mäuse, die menschliche Krankheitsbilder widerspiegeln. In der dritten Säule geht es darum, die gewonne- nen Erkenntnisse in die Klinik zu übertragen. Die Forscher entwickeln neue Wirkstoffe, Therapie- methoden und Marker, mit denen Ärztinnen und Ärzte eine solide Diagnose stellen können. „Wir wollen das Wissen, das wir in der Grundlagenfor- schung gewinnen, letztendlich nutzen, um Patien- tinnen und Patienten besser helfen zu können“, erklärt Schüle das Konzept. So koordiniert ein Team um Prof. Dr. Michael Lübbert vom SFB und vom Universitätsklinikum Freiburg eine klinische Studie, die das Deutsche Konsortium für Transla- tionale Krebsforschung (DKTK) von 2014 bis 2016 finanziert. Ärzte in fünf deutschen Zentren arbeiten daran, die Blockierung von LSD1 zur Therapie von akuter myeloischer Leukämie (AML) – einer Blutkrebsart – weiterzuentwickeln. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finan- ziert den SFB seit zwei Jahren, insgesamt ist eine Förderung von bis zu zwölf Jahren möglich. „Die unterschiedlichen Expertisen der beteiligten Forschungsgruppen und ihr vielfältiges techni- sches Know-how machen den SFB zu einem Al- leinstellungsmerkmal der Universität Freiburg“, sagt Schüle. Zahlreiche Veröffentlichungen in Fachpublikationen zeugen vom Erfolg der For- schung. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir in einem Gebäude oder einem Institut für medizinische Epigenetik unter einem Dach zu- sammenarbeiten können.“ Denn er ist sich si- cher: Die Epigenetik steht gerade erst am Anfang ihrer Entwicklung. www.sfb992.uni-freiburg.de 11

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