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uni'wissen 01-2014

Grünbrücke über einer Autobahn: Korridore zwischen verschiedenen Siedlungsräumen einer Art ermöglichen den genetischen Austausch. Foto: picsxl/Fotolia Wer Glück hat, trifft bei Wanderungen durch heimische Wälder und Wiesen auf so scheue Arten wie das Auerhuhn, das Birkhuhn oder den Siebenschläfer. Die Populationen die- ser Wildtiere sind in den vergangenen Jahren aber immer kleiner und seltener geworden. Hauptursache ist der Verlust geeigneter Lebens- räume, etwa durch die Intensivierung der Land- wirtschaft oder die Ausdehnung von Siedlungen. Die Lebensräume der Tiere werden zerstückelt, die Kleinpopulationen isoliert. Privatdozent Dr. Gernot Segelbacher und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Professur für Wildtier- ökologie und Wildtiermanagement der Universi- tät Freiburg untersuchen, wie sich diese Trends auf die Artenvielfalt auswirken. Das Team ging der Frage unter anderem am Beispiel der Siebenschläferpopulationen bei Tü- bingen und Ulm nach. Segelbacher und seine Kolleginnen und Kollegen von den Universitäten Hohenheim, Tübingen und Aarhus/Dänemark er- forschten, ob zwischen den einzelnen Populatio- nen noch ein genetischer Austausch stattfindet, auch wenn der Lebensraum in mehrere vonei- nander getrennte Gebiete zerfallen ist. Das Un- tersuchungsgebiet bei Tübingen war ein großer zusammenhängender Wald, jenes in der Nähe von Ulm bestand aus vier Waldfragmenten. Die Forscherinnen und Forscher markierten von 2001 bis 2009 insgesamt 380 Siebenschläfer mit Mikrochips. Außerdem entnahmen sie Hautpro- ben, aus denen sie genetische Fingerabdrücke erstellten und diese miteinander verglichen. Aktuelle und historische Proben im Vergleich Das Ergebnis der Studie bestätigte die An- nahmen der Forscher: In dem zusammenhän- genden Waldgebiet fand ein Genfluss zwischen den Populationen statt, wohingegen die Sieben- schläfer des Ulmer Untersuchungsgebiets die Distanz zwischen den fragmentierten Arealen nicht mehr überwinden konnten und quasi iso- liert waren. „Die Folge ist ein zunehmender Ver- lust von genetischer Variabilität bis hin zu Inzucht, was das Überleben der Siebenschläfer in den untersuchten Waldfragmenten auf lange Sicht praktisch unmöglich macht“, sagt Segelba- cher. Wissenschaftliche Befunde wie diese liefern wichtige Informationen für einen nachhaltigen Na- turschutz und eine sinnvolle Raumplanung. Sie zeigen, wo Korridore zwischen Verbreitungsge- bieten bedrohter Arten erforderlich sind und wo Wildbrücken über Straßen oder Bahnstrecken den größten Nutzen bringen. Es gibt in der Naturschutzgenetik inzwischen auch so genannte nichtinvasive Vorgehenswei- sen, bei denen Forscher die Tiere für die Proben- „Die Folge ist ein zunehmender Verlust von genetischer Variabilität bis hin zu Inzucht“ 25

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