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uni'wissen 01-2016

Soro zum Beispiel ist für Mehler geradezu die Verkörperung eines dieser militärisch-politischen Unternehmer, die sich mitnichten auf irgendeine Legitimation als Sprecher einer benachteiligten Gruppierung berufen könnten. Man sollte also je- weils wissen, mit wem man es zu tun habe und mit wem man es zu tun haben sollte. Statt des trügerischen und häufig illusorischen Ziels einer Machtteilung muss ein Friedensvertrag nach An- sicht des Politikwissenschaftlers vor allem da- nach streben, die Konfliktursachen aufzuarbeiten. Dabei genüge es nicht, nur mit den Eliten in den Hauptstädten und Zentren zu verhandeln, wie es allzu häufig geschehe. „Man muss auf die lokale Ebene mit ihren in Jahrhunderten gewachsenen Machtstrukturen schauen.“ Welche Akteure sind beteiligt? Nutzen sie ihre Autorität für ein friedli- ches Zusammenleben, oder mobilisieren sie die Bevölkerung gegen den Staat? In großen, wenig bevölkerten Flächenstaaten wie der Zentralafrika- nischen Republik – wo Mehler und sein Team der- zeit an einem von der Deutschen Forschungs- gemeinschaft (DFG) geförderten Projekt arbeiten – sei der Staat oft nicht in der Lage, die gesamte Fläche zu verwalten. An den vernachlässigten Rändern entwickelten sich dann eigene Machtver- hältnisse, die sich nicht immer an nationalstaatli- che Grenzen hielten. Manchmal gehen, wie im Nordosten des Kongo an der Grenze zu Ruanda, von dort Konflikte aus, die sich auf das ganze Land ausbreiten können. Und mit Entsetzen blickt die Welt derzeit auf die Gräueltaten der Terror- gruppe Boko Haram im vernachlässigten Nord- osten Nigerias, wo es, so Mehler, an Straßen, Schulen und Krankenhäusern mangele und Rebel- len von den sich ausbreitenden Salafisten leicht zu mobilisieren seien. „Die Peripherien werden bei Friedensverhandlungen komplett unterschätzt.“ Das Gewaltmonopol des Staates, hierzulande als selbstverständlich vorausgesetzt, ist nach der Erkenntnis des Politikwissenschaftlers in afrika- nischen Gesellschaften eher unüblich. „Von jeher In vielen Staaten Afrikas kam es im Jahr 2014 zu gewaltsamen Konflikten unterschiedlicher Intensität. Quelle: Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung, Conflict Barometer 2014 VIOLENT CONFLICTS IN 2014 (NATIONAL LEVEL) INTENSITY WAR LIMITED WAR VIOLENT CRISIS NO VIOLENT CONFLICT VIOLENT CONFLICTS IN 2014 (NATIONAL LEVEL) INTENSITY WAR LIMITED WAR VIOLENT CRISIS NO VIOLENT CONFLICT INTENSITÄT KRIEG BEGRENZTER KRIEG GEWALTSAME KRISE KEIN GEWALTSAMER KONFLIKT GEWALTSAME KONFLIKTE 2014 (EBENE DER NATIONALSTAATEN) „Die Peripherien werden bei Friedensverhandlungen komplett unterschätzt“ 18 uni wissen 01 2016 18 uni wissen 012016

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