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uni'wissen 01-2016

Ordnungspolitik übersehen“, sagt er. Doch gerade mit Blick auf transnational agierende Terroristen, die gegen die bestehende globale Ordnung kämpften, sei ein Perspektivwechsel notwendig. Kosten-Nutzen-Kalkül der Angreifer Der Ökonom möchte zukünftig vor allem er- forschen, wie wirtschaftlich angesetzt werden muss, um Terrorismus zu bekämpfen. In seinen Betrachtungen zu den Kosten von Terroratta- cken ist ihm auch das Kosten-Nutzen-Kalkül der Angreifer aufgefallen. Die Attentate von Paris sind für Krieger ein „Arme-Leute-Terrorismus“, weil er selbst nicht wohlhabenden Menschen möglich ist: Durch die Kombination aus Waffen und Sprengstoffen, die für wenig Geld erhältlich seien, und Menschen mit hoher Gewaltbereit- schaft lasse sich „mit einfachen Mitteln Angst und Schrecken verbreiten“. Ärmere Terrorgrup- pen müssten allerdings genau kalkulieren, da ein großer Anschlag, der starke Medienaufmerk- samkeit zum Ziel habe, die finanziellen Ressour- cen schnell erschöpfe. Deshalb werden die Ziele genau ausgewählt. Sie sollen das jeweilige Land schmerzlich treffen und erschrecken, wie zum Beispiel die Überfälle und Angriffe der islamisti- schen Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria oder die Anschläge von Terroristen, die in westlichen Industrienationen heimisch sind und sich dem IS zugehörig fühlen. Al-Qaida dagegen bildet für Krieger eine Aus- nahme, da die Gruppe finanziell relativ gut aus- gestattet war. Aber auch ihre Angriffe zeigen, dass es Terroristen gelingt, mit geringen Kosten hohe Schäden anzurichten: Die Anschläge auf die amerikanische Botschaft in Nairobi/Kenia im Jahr 1998, bei denen 224 Menschen starben und mehrere Tausend verletzt wurden, kostete Al-Qaida zum Beispiel 10.000 US-Dollar. Der Anschlag auf den Flugzeugträger USS Cole im Jahr 2000 in Jemen, bei dem 17 amerikanische Soldaten starben, nur 5.000 US-Dollar. www.think-ordo.de 0 10 20 30 40 50 Milliarden US-Dollar Verlust von vier zivilen Flugzeugen: Schäden an Immobilien und Infrastruktur: Aufräumarbeiten: Direkte Arbeitsplatzverluste (ca. 83.000): Verluste der Versicherungen: Umsatzverluste der Luftfahrt: Staatliche Notfallfonds (z.B. erhöhte Flughafensicherheit, Luftsicherheits- begleiter, militärischer Einsatz in Afghanistan): Terroranschläge vom 11. September 2001: ausgewählte finanzielle Faktoren 385 Millionen US-Dollar 10 – 13 Milliarden US-Dollar 17 Milliarden US-Dollar 10 Milliarden US-Dollar 1,3 Milliarden US-Dollar 40 Milliarden US-Dollar 40 Milliarden US-Dollar Die Angriffe verursachten für Amerika Kosten von mehr als 100 Milliarden US-Dollar. Bei der Berechnung dieser Summe werden der Wert von verlorenen Menschenleben sowie Immobilienschäden und Produktions- verluste zusammengezählt. Wird zudem einkalkuliert, dass aufgrund von wirtschaftlichen Schwankungen die Gewinne am Aktienmarkt geringer ausfielen und der Leitzins erhöht wurde, ergeben sich Kosten von zwei Billionen US-Dollar. Quelle: Institute for the Analysis of Global Security, Grafik: Kathrin Jachmann 7 Zum Weiterlesen Krieger, T. / Meierrieks, D. (2015): The rise of capitalism and the roots of anti-American terrorism. In: Journal of Peace Research 52/1, S. 46–61. Brockhoff, S. / Krieger, T. / Meierrieks, D. (2015): Great expectations and hard times: the (nontrivial) impact of education on domestic terrorism. In: Journal of Conflict Resolution 59/7, S. 1186–1215. Krieger, T. / Meierrieks, D. (2013): Die ökonomische Theorie des Terrorismus. In: WiSt – Wirtschaftswissenschaftliches Studium 42/12, S. 691–696. Prof. Dr. Tim Krieger hat Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Kiel und Wisconsin-Eau Claire/USA studiert. Seine Promotion schloss er 2004 an der Uni- versität München mit einer Arbeit über die politische Ökonomie der Zuwanderung in alternden Gesellschaften ab. 2007 wurde er an der Universität Paderborn zum Juniorprofessor für Internatio- nale Wirtschaftspolitik er- nannt. Nach Stationen an den Universitäten Mainz und Marburg übernahm Krieger im Juli 2012 die neu gegrün- dete Wilfried-Guth-Stiftungs- professur für Ordnungs- und Wettbewerbspolitik an der Universität Freiburg. Inhalt- lich stärkt er mit seiner For- schung den Ordoliberalismus der auf Walter Eucken zu- rückgehenden „Freiburger Schule“ der Volkswirtschafts- lehre, der die Grundlage für die soziale Marktwirtschaft lieferte. Foto: Hanspeter Trefzer 01020304050

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