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uni'wissen 01-2016

Die Anwendung von Hypnose während einer Behandlung wirkt beruhigend und schmerzlindernd, denn der Mensch kann den Schmerz in diesem Zustand mental quasi von sich abspalten. Aber das ist noch nicht alles: Eine hypnotherapeutische Behandlung kann auch die zugrunde liegenden Ängste des Patienten reduzieren. Dazu führt die Therapeutin oder der Therapeut die Phobikerin- nen und Phobiker unter Hypnose zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt und verankert mit- tels Suggestion im Unterbewusstsein, dass der Zahnarztbesuch gar nicht schlimm war. Diese unbewusste Erfahrung wirkt dann beim tatsäch- lichen Behandlungstermin angstlindernd. „Das Unterbewusste weiß, was das Bewusste tun muss“, bringt Halsband es auf den Punkt. Bei manchen Krankheitsbildern gibt es in der Wissenschaft allerdings bis heute unterschiedliche Auffassungen darüber, ob Hypnose als Therapie- form sinnvoll ist. Das betrifft vor allem Psycho- sen, zum Beispiel Paranoia oder Schizophrenie. „Eigentlich heißt es eher: Finger weg von Psycho- tikerinnen und Psychotikern“, sagt Halsband. Denn bei Menschen, die sowieso schon unter Realitäts- verlust litten, seien Suggestionen unter Hypnose eher kontraproduktiv. Die Forscherin will dies aber nicht pauschalisieren, denn es komme auf den Einzelfall an: Es gebe Kliniken, die die Methode auch bei solchen Patienten ergänzend zur medi- kamentösen Behandlung einsetzten und nach eigener Darstellung gute Erfolge erzielten. Im Zweifel würde Halsband sich allerdings gegen die Anwendung von Hypnose entscheiden. Hilfe gegen Stress Auch beim Einsatz von Meditation für thera- peutische Zwecke ist die Wissenschaftlerin eher vorsichtig. Bei bipolaren Depressionen und Suizid- gedanken rät sie davon ab. Meditation kann aber bei den stressgeplagten Menschen von heute viel bewirken, das hat sie mit Messungen der Hirn- aktivität von meditierenden Probanden nachge- wiesen. Für diese Messungen verwendet Halsband die Elektroenzephalografie (EEG), denn das da- für benötigte Gerät ist tragbar und damit flexibler einsetzbar. Zwar lassen sich die Gehirnbereiche damit nicht so genau lokalisieren wie mit bildge- benden Verfahren, doch in einer Röhre zu medi- tieren, in der es zudem ziemlich laut ist, wäre für viele Probanden schwierig. Halsbands Untersu- chungen finden zum Teil in ihrem Büro statt, das sie weitgehend von elektrischen Störfeldern ab- geschirmt hat. „Da kann der Proband auch die Utensilien benutzen, die er braucht, zum Beispiel eine Klangschale.“ Ihr Kollege Prof. Dr. Thilo Hinterberger vom Universitätsklinikum Regensburg hat auch schon meditierenden Mönchen im Himalaja die Elektro- denhaube aufgesetzt. Er wies nach, dass die Hirnareale im frontalen Cortex, die für das Denken und Planen zuständig sind, in der Meditation messbar weniger Aktivität zeigen als im Wachzu- stand. Es gibt sogar Studien, die darauf hinweisen, dass bei Menschen mit intensiver Meditationspra- xis die Dichtigkeit der Gehirnmasse mit zuneh- mendem Alter langsamer abnimmt als bei nicht meditierenden Menschen. Welche Auswirkungen das auf die kognitive Leistungsfähigkeit hat, möchte Ulrike Halsband noch erforschen. www.psychologie.uni-freiburg.de/abteilungen/ Neuropsychologie Zum Weiterlesen Halsband, U. / Wolf, T. (2016): Functional changes in brain activity after hypnosis in patients with dental phobia. In: Journal of Physiology – Paris (im Druck). Halsband, U. (2015): Neurobiologie der Hypnose. In: Revenstorf, D. / Peter, B. (Hrsg.) (2015³): Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin. Manual für die Praxis. Berlin, S. 795–816. Halsband, U. / Mueller, S. / Hinterberger T. et al. (2009): Plasticity changes in the brain in hypnosis and meditation. In: Contemporary Hypnosis 26/4, S. 194–215. doi: 10.1002/ch.386 Prof. Dr. Ulrike Halsband hat Experimentelle Psycho- logie an den Universitäten Sussex und Oxford/Groß- britannien studiert und wurde 1982 in Oxford promoviert. Es folgten zahlreiche Lehr- und Forschungsstationen, unter anderem ein zweijäh- riger Aufenthalt in Japan. 1996 wurde sie an der Neuro- logischen Universitätsklinik in Düsseldorf habilitiert. Seit 1999 lehrt und forscht Halsband als Professorin für Neuropsychologie an der Universität Freiburg. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen die neurowissenschaftliche Erforschung der Wirkung von Meditation und Hypnose sowie Verhaltensforschung an Hunden. Foto: privat Bedrohliche Bohrer? Hypnose und Meditation können bei der Therapie einer Dentalphobie helfen. Menschen mit dieser Störung haben übermäßige Angst vor dem Zahnarztbesuch. Foto: Robert Kneschke/Fotolia uni wissen 01 2016 27 uni wissen 01201627

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