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uni'wissen 01-2015

Schaffe, schaffe, Häusle baue: Die Schwaben haben den Dreh raus. Obdachlose wiederum sind faule Penner. Apropos: Die Italiener, von Natur aus Frohgemüter, genießen la dolce vita auf Bunga- Bunga-Partys. Der Afrikaner an sich hat auch den Rhythmus im Blut, nimmt’s mit der Treue aber nicht so genau. Und Frauen, diese emotionalen, zartbe- saiteten Geschöpfe, versagen als Führungskräfte. Willkommen im tiefen Sumpf der vorschnellen Urtei- le und unreflektierten Überzeugungen. Zugegeben, ein trostloser Ort. Nicht umsonst sprach Marc Aurel den weisen Rat aus: „Mache dich von deinen Vorur- teilen los, und du bist gerettet.“ Was der römische Kaiser in seinem Aphoris- mus allerdings unter den Tisch fallen ließ: Keiner kann Vorurteile vermeiden. „Sie sind ein großer Teil unserer Sozialisation“, sagt Karl Christoph Klauer, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Freiburg. „Von unseren Eltern, Lehrern oder Freunden bekommen wir von klein auf Vorur- teile mit, egal ob wir diese gutheißen oder nicht.“ Ob jemand also glaubt, Ausländer seien kriminell, Männer die besseren Autofahrer oder Veganer überprivilegierte Gesundheitsfanatiker: Solche Annahmen sind fest im menschlichen Langzeitge- dächtnis verankert. „Das bedeutet allerdings nicht, dass wir ihr Spielball sind und nichts an unserem Wissen und Verhalten ändern könnten.“ Denkschablonen schützen vor Informationsflut Mit seinem Team erforscht der Psychologe seit vielen Jahren Vorurteile, etwa zu Alter, Geschlecht oder ethnischer Zugehörigkeit – den drei wichtigs- ten und häufigsten sozialen Kategorisierungen der menschlichen Wahrnehmung. Was Klauer interes- siert, sind allerdings nicht die Inhalte bestimmter Vorurteile, sondern die Gesetzmäßigkeiten, die hinter ihnen stecken. Jeder Mensch gibt zu jeder Zeit eine Flut von Informationen über sich preis – wie alt er ist, welchen sozialen Status er wahr- scheinlich hat, aus welchem Land er stammt, ob er womöglich ein interessanter Gesprächspartner wäre. „Was entscheidet nun darüber, was Ihnen ins Bewusstsein tritt, wenn Sie einen Menschen sehen? Welche Faktoren bestimmen darüber, wel- che Kategorisierung wirksam wird?“ Obwohl Vorurteilen – oder eher den Men- schen, die nach ihnen handeln – das Image vier- schrötiger Stammtischler anhaftet, wissen Forscherinnen und Forscher, wie wertvoll vorge- fertigte Denkmuster für die alltägliche Informati- uni wissen 01 2015 von Rimma Gerenstein Der Psychologe Karl Christoph Klauer will herausfinden, welche Gesetzmäßigkeiten hinter Vorurteilen stecken 25 uni wissen 012015

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