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uni'alumni 2013

Moderne Märchentante Die Autorin Christiane Sadlo schreibt unter dem Pseudonym Inga Lindström Drehbücher für Happy-End-Filme Porträt Ihre Frauen suchen das Glück, den richtigen Partner, einen Beruf, der sie erfüllt. Ihre Männer sind Reeder, Schmiede, Pferdezüchter – gestan­ dene Kerle, die in roten Häusern an idyllischen Seen wohnen und das Leben der Protagonistinnen erst einmal gehörig durcheinanderbringen, bevor diese sich nach heftigen Zweifeln zu ihnen beken­ nen. Inga Lindström ist die Meisterin der Irrungen und Wirrungen, die ihre Filmfiguren vor der maleri­ schen Naturkulisse Schwedens erleben. Und die Meisterin hinter Inga Lindström? Das ist Christiane Sadlo. Ihr Tag beginnt früh: den Hund in Berlin-Mitte Gassi führen, die Einschaltquoten des Vorabends studieren, sechs Stunden am aktuellen Drehbuch oder Roman schreiben, Projekte entwickeln, neue Geschichten recherchieren, Interviews geben. 1972 begann Sadlo, die in Ravensburg geboren wurde, ihr Studium der Germanistik und Anglistik an der Albert-Ludwigs-Universität. Die Ortswahl war pragmatisch und romantisch zugleich: Die Uni­ versität war für ihre Fächer eine gute Adresse – und ihr damaliger Freund wohnte in Freiburg. Ihre Studienzeit war von den Achtundsechzigern geprägt, die ihr von den „richtig großen Demonstrationen mit Wasserwerfern“ erzählten. „In unserer Wohn­ gemeinschaft diskutierten wir Tag und Nacht über Politik und die Gefahren der Atomkraft“, erinnert sich die Autorin. Sie lebte in einem Dachzimmer – „obwohl man diese Höhle kaum als Zimmer ­bezeichnen kann“ – in der Stadtmitte, holte mor­ gens im Schlafanzug Brötchen beim Bäcker im Erdgeschoss, arbeitete nach den Vorlesungen und Seminaren als Dramaturgie- und Regieassistentin am Theater und schrieb Artikel für Zeitungen. Merkwürdig romantisch Das Studium sei eine merkwürdig romantische Zeit gewesen: „Ich hatte nach meinem Abschluss das Gefühl, nichts mehr mit dem richtigen Leben zu tun zu haben. Ich wollte etwas Ernsthaftes ­erfahren.“ In den späten 1970er Jahren zog sie nach München und begann ein Jurastudium. Nach ein paar Semestern kritzelte ein Dozent unter ihre Hausarbeit: „‚In der Sache richtig, aber zu feuilleto­ nistisch‘ – da wusste ich, dass ich die Juristerei an den Nagel hängen sollte.“ Sadlo fand einen Job in einer Filmproduktionsfirma. Sie lektorierte deut­ sche, italienische und amerikanische Drehbücher, analysierte Satz für Satz, wie die Geschichten funktionierten. Mit ihrem Gespür für Dramaturgie machte sie auf sich aufmerksam. „Irgendwann kam ein Produzent zu mir und sagte: ‚So, jetzt schreibst du mal selbst was.‘“ Von der Autorin stammen unzählige Drehbücher und Konzepte für Filme und Fernsehserien, doch unter dem Pseudonym Inga Lindström hatte sie ihre bisher größten Erfolge. Fast 50 Filme dieser Reihe strahlte das ZDF in den vergangenen neun Jahren aus. Kritikerinnen und Kritikern, die die Produk­ tionen als „Schmonzetten“ bezeichnen, begegnet die 58-Jährige mit Fakten: Zwischen fünf und sieben Millionen ­Zuschauerinnen und Zuschauer schalten regel­mäßig ein – eine solide Quote. Ihr sei bewusst, dass sie einen Happy-End-Film für den Sonntag­ abend schreibe. „Ich bin eine moderne Märchen­ tante, aber ich erzähle von Menschen mit realen Sehnsüchten. Meine Figuren haben eine psycholo­ gische Tiefe.“ Zurzeit arbeitet Christiane Sadlo an ihrem dritten Roman. Mit der „Schwedenkiste“ wird er aber nichts zu tun haben, sondern dunklere ­Facetten der menschlichen Psyche ­ergründen. Die Bücher veröffentlicht sie übrigens unter ihrem ­eigenen Namen – „sonst wird man ja schizophren“. Der richtige Ton: Christiane Sadlos Filmfiguren erleben große Liebesgeschichten in idyllischen Landhäusern. In ihren Romanen ergründet die Autorin hingegen dunklere Aspekte der menschlichen Psyche. Foto: Bothor Rimma Gerenstein 12 Alumni-Netzwerk uni'alumni 2013

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