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uni'alumni 2013

Freiburger Studierende protestierten in den 1968er Jahren unter anderem ­gegen die ­Notstandsgesetze, den Vietnamkrieg, den Springer-Verlag sowie ­höhere Straßenbahn- und Omnibustarife. Foto: Müller/Stadtarchiv Freiburg, M 75/1 Dr. Christoph Friedrichs Foto: 1970 Die Schdudende sinn am ­demonschdriere „Es war im Herbst und schon dunkel. Zusammen mit vielen Freiburger Bür­ gerinnen und Bürgern stand ich bei einer Links-Kundgebung, bei der das Amerikahaus besetzt wurde. Ich ver­ stand diese Aktion politisch wenig, und noch viel weniger verstanden die Bürger sie, die dem Spektakel um mich herum beiwohnten. Ein kleiner älterer Mann – er könnte ein Schwarz­ waldbauer gewesen sein – in grünem Lodenmantel, mit Lodenhut auf dem Schädel und einem mächtigen Kaiser- Franz-Joseph-Bart stand dabei, die Arme auf sein Fahrrad gestützt. Er schüttelte den Kopf und sagte, mehr zu sich, aber doch laut genug für die Umstehenden, im vertrauten badischen Dialekt der ‚Bobbele‘: ‚Ha noi, mir müsse schaffe, un die Schdudende sinn am demonschdriere, ha, döscha Fählar!‘ Ich musste lachen – und dem sympathischen Bäuerle von Herzen recht geben.“ Prof. Dr. Manfred Löwisch Foto: 1970er Jahre Gegenstreik der Dozierenden „Als ich nach Freiburg kam, war der Höhepunkt der Auseinandersetzungen überschritten. Die legendäre Grund­ ordnungsversammlung, im Uniseum auf Videofilm zu bewundern, war vor­ bei. Das Verebben der Bewegung war abzusehen. Nachwehen gab es frei­ lich. Manche als missliebig angese­ hene Professoren wurden bekämpft. Wir haben dann den nächsten gegen einen Kollegen gerichteten Vorlesungs­ streik – unter Billigung des damaligen baden-württembergischen Kultus­ ministers Wilhelm Hahn – mit einer zweiwöchigen Einstellung des Lehr­ betriebs beantwortet. Seither ist ­dergleichen nicht mehr geschehen. Die damaligen Vorgänge erscheinen aus heutiger Sicht eher banal. Sie ­haben aber viel Vertrauen zwischen Lehrenden und Lernenden zerstört. Es wieder herzustellen hat lange ­gedauert.“ Jörg Bertsch Foto: 1971 Die Tropfkerze und die Revolution „Knöcheltief! Ich schwöre es: Knöchel­ tief wateten wir täglich in der Mensa in den herumliegenden Flugblättern der K-Gruppen. SDS, SHB, KBW, KPD, KPD/ML! Leninisten, Stalinisten, Maoisten, Trotzkisten! Das mit der Revolution war eine ganz schwierige Kiste. Eifriger als den Klassenfeind bekämpften sie sich gegenseitig, wo­ bei das vernichtendste aller Verdikte der ,Revisionist‘ war. Grüne gab es noch nicht, Humorlosigkeit aber schon. War das Flugblatt fertig, saß man noch ein Weilchen bei Bier im Gauloises-Dunst, löschte irgendwann die Tropfkerze und ging kuscheln – gemäß der eigentlich revolutionären Botschaft jener Tage: ,Wo eine Pille ist, ist auch ein Weg!‘“ 19uni'alumni 2013 Alumni-Netzwerk

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